Cover des Buches Die Seiten der Welt (ISBN: 9783596198528)
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Rezension zu Die Seiten der Welt von Kai Meyer

Tendenziell enttäuschend

von Isabella_ vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein toller Weltenbau; leider konnte mich die Geschichte nicht packen.

Rezension

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Isabella_vor 6 Jahren
Schon lange wollte ich etwas von Kai Meyer lesen – als ich dann in der Buchhandlung über die Taschenbuchausgabe von Die Seiten der Welt stolperte und ihre Schönheit bewunderte, beschloss ich, dass es an der Zeit war, den Versuch zu wagen. Als sich dann noch ergab, dass Kai Meyer eine Lesung in Freiburg hielt, wertete ich das erst recht als Zeichen.
Bereits nach dem Lesen der ersten paar Seiten merkte ich, dass Kai Meyer da eine ganz großartige, einzigartige Welt erschaffen hat – eine Welt, in der sich alles um Bücher dreht, in der es Buchstabenschwärme und fliegende Origamis gibt; in der man mit zwei exakt gleichen Ausgaben eines Buches von einem Ort zu einem anderen springen kann und noch so viel mehr. Diese Welt ist letztendlich auch das, was mir ganz klar am besten am Buch gefallen hat – kein Wunder, dass ihr auf der Website zum Buch eine ganz eigene, mit Illustrationen gestaltete Seite findet, die anzuschauen ich euch nur nahelegen kann. Es kam mir ein wenig wie ein "erwachsenes" Tintenherz vor – wesentlich ausgereifter, teilweise auch wesentlich düsterer, und definitiv um einiges komplexer.
Leider hatte ich Schwierigkeiten, richtig in die Geschichte hereinzukommen. Selbst nachdem ich die Komplexität der Welt zu überblicken lernte, konnte mich die Geschichte immer noch nicht wirklich packen, und auch nach dem Beenden des Buches fällt es mir schwer, auszumachen, woran das lag.
Zum einen wurde ich mit Furia als Protagonistin nicht ganz warm; nichts an ihr war außergewöhnlich, packend genug, um eine engere Verbindung zu ihr aufzubauen. Dass Meyer die dritte Person wählte, um ihre Geschichte zu erzählen, schien nur mehr Distanz zu erzeugen. Sie funktionierte als Medium für die Geschichte – mehr aber auch nicht.
Mit den Nebencharakteren konnte ich tendenziell mehr anfangen, wenn auch hier die große Sympathie ausblieb; am liebsten mochte ich da noch Cat, die Diebin, auf die Furia in Libropolis trifft. In ihr fand ich irgendwie das, was ich in Furia vermisste – eine Geschichte, die über die in Die Seiten der Welt hinausreichte, starke Motive und einfach einen eigensinnigen Charakter. Außerdem hat mir die Freundschaft zwischen ihr und Furia sehr gut gefallen – es ist immer toll, wenn zwei weibliche Charaktere nicht nur als Rivalinnen dargestellt werden. Ebenfalls sehr gerne mochte ich Isis Nimmernis, die jemand ist, die man zuerst als Feindin einschätzt, letztendlich aber eher in eine graue Zone einzuordnen ist – da gibt's ganz viel Potential. Auch die prominenteste Bösewichtin Mater Antiqua gefiel mir sehr gut; sie beauftragte jedoch die Umgarnte mit ihren Kavalieren, die mir zu eindimensional und oberflächlich war – das Einzige, was sie auszeichnete, war ein starker Männerhass, der auch von anderen Charakteren belächelt wurde. Das war mir einfach eine Spur zu abgedreht.
Wie auch immer – da mich die Geschichte nicht wirklich packen konnte, kam mir das Buch mit seinen 550 Seiten ewig lang vor; oftmals legte ich es mitten in der Szene weg, weil ich mich einfach nicht dazu bringen konnte, weiterzulesen. Ich las über eine Woche daran und kam nur selten in einen richtigen Fluss. Irgendetwas an dem Plot war mir zu langsam, zu langatmig. Ich konnte mich nicht wirklich für die Geschichte motivieren, so beeindruckend ich auch den Weltenbau fand.
Das Ende gefiel mir hingegen insofern sehr gut, dass es selbst Stränge aufnimmt und zu Ende führt, die ich schon längst wieder vergessen hatte. Es ist wirklich zufriedenstellend und darüber hinaus so abgerundet, dass man nicht unbedingt nach dem zweiten Band lechzt. Zumindest ist das für mich optimal, weil ich mir aktuell noch nicht sicher bin, ob ich den zweiten Band lesen möchte. (Die Vorgeschichte, Die Spur der Bücher, reizt mich mehr – in der Lesung hat Kai Meyer daraus vorgelesen, und mit Geschichten im viktorianischen London kann man mich einfach immer ködern!)
Zuletzt möchte ich noch sagen, dass mir Kai Meyer ursympathisch ist – ob das meine Meinung auf das Buch beeinflusst hat, weiß ich/hoffe ich jedoch nicht. :D Die Lesung war auf jeden Fall ein ganz besonderes Erlebnis – er hat ganze 45 Minuten vorgelesen und danach eine ausgiebige Fragerunde gemacht, ehe es ans Signieren ging, und als Mensch ist er richtig cool! Es ist schade, dass mich Die Seiten der Welt nicht wirklich überzeugen konnte – aber ich bin immerhin froh, es endlich versucht zu haben, und ziehe vor ihm und seiner Arbeit meinen Hut. Die Welt der Bibliomantik hat mich definitiv fasziniert.
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