Das legendäre Lufer-Haus soll abgerissen werden. Doch bevor es so weit ist, beschließt ein parapsychologisches Forscherteam, den Geschehnissen vor Ort auf den Grund zu gehen. Danach wurden sie nie mehr gesehen. Nur das zurückgelassene sowie verstörende Dokumentationsmaterial bleibt als Beweis des ursprünglichen Forscherdrangs.
„Das Lufer-Haus“ von Kai Schwind ist mir schon vor Jahren aufgefallen und seither auf meiner Merkliste gedümpelt. Aufgrund des kurzen Umfangs von gut zwei Stunden habe ich gezögert und es hat gedauert, bis ich mich zu einem häuslichen Kurzausflug in die Schweiz entschloss.
„Das Lufer-Haus“ als Audioversion ist wie der berüchtigte Film „Blair Witch Project“ angelegt. Ein böser Zungenschlag könnte behaupten, dass es vom schaurigsten aller Filme abgekupfert ist. Ich denke, dass man das Rad nicht immer neu erfinden muss, und hiermit durchaus eine packende Adaption kreiert wurde.
Ein altes Haus in der Schweiz war einst Wohnsitz der namensgebenden Familie Lufer. Ohne jede Spur verschwand die Familie, nicht ohne zuvor von merkwürdigen Begebenheiten im Haus zu berichten. Das grausige Haus steht seither leer. Erst als das alte Gemäuer zum Abriss freigegeben wird, erhält ein parapsychologisches Forscherteam Erlaubnis, den Ereignissen von damals auf den Grund zu gehen.
Die Audioversion nimmt einen epischen Anfang. Zu Beginn wird darauf verwiesen, dass alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Expeditionen ohne jede Spur verschwunden sind. Das Intro macht darauf aufmerksam, dass das folgende Material unbearbeitet und genauso im Lufer-Haus aufgefunden wurde.
Somit lauscht man Tonbandaufnahmen, deren Sinn grundsätzlich in der Dokumentation des gesamten Forschungsprozesses lag.
Schon ist man mittendrin als sich die Forschergruppe sowie das Technikteam gegenseitig vorstellen und gemeinsam an einem Konzept für die Erforschung des Hauses arbeiten.
Die Geschichten der Familie Lufer und des Hauses werden dargelegt. Mit einem sachlichen Grundton erhält jede:r Teilnehmer:in Aufgaben für vor Ort zugeteilt.
Danach geht es in die Schweiz, wo man live dabei ist, während das Haus einen verstaubten Eindruck auf die Gruppe macht.
Die Audio-Darstellung anhand der Tonaufnahmen hat ausgezeichnet funktioniert. Ich habe ein sehr lebendiges Bild des Gemäuers erhalten. Feinheiten wurden zum Beispiel so gelöst, dass der Teamleiter gemeinsam mit seiner Gruppe den Grundriss vor Ort besprach. Somit kam ich zu einer hilfreichen Orientierung innerhalb und außerhalb des Spukhauses.
Die Aufnahmegeräte werden außerdem in allen Räumen mit Bewegungsmeldern versehen, damit kein Ereignis unbemerkt bleibt.
Von der Stimmung her fand ich dieses Werk ausgezeichnet, weil für mich die Neugier und der Forscherdrang der anwesenden Personen fühlbar waren. Sie beabsichtigen, Erkenntnisse zu gewinnen, arbeiten grob an ersten Theorien und sind selbstverständlich gespannt, ob sich die Ereignisse von anno dazumal wiederholen.
Es ist tatsächlich ein Hörspiel und von den Elementen her wie ein Film angelegt. Es gibt zahlreiche Hintergrundgeräusche, es wird gescheppert und Kabel werden über den Boden geschleift. Hinzu kommt, dass jede Figur von einem eigenen Sprecher beziehungsweise einer Sprecherin repräsentiert wird, wodurch eine gelungene Dynamik entsteht.
Die Anwesenheit im Lufer-Haus war spannend, hat mir trotzdem nicht das Fürchten gelehrt. Die Ereignisse waren rasant und die Handlung wurde von überraschenden Erkenntnissen getrieben, die allerdings in kürzester Zeit zutage kamen. Vielleicht wäre es sogar authentischer, wenn Leser:innen und Figuren bis zuletzt im Dunkeln bleiben.
Auch wenn es für meinen Geschmack deutlich an Schauermomenten fehlt, hat mir mein Aufenthalt im Lufer-Haus Spaß gemacht. Es war ein ungewöhnliches Hörbuch-Vergnügen, spannend gestaltet und interessant erzählt. Wenn man sich dabei gruseln will, sollte man es eventuell nachts im Dunkeln zum Einschlafen hören, damit dank panischer Schreie und schaurigem Flüstern die Gänsehaut aufzieht.