Kaitlyn Greenidge

 4 Sterne bei 1 Bewertungen
Autor*in von Libertie.

Lebenslauf

Kaitlyn Greenidge ist eine junge amerikanische Nachwuchsautorin, die u. a. 2017 mit dem Whiting Award geehrt wurde. »Libertie« ist ihr zweiter Roman.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Kaitlyn Greenidge

Cover des Buches Libertie (ISBN: 9781432886530)

Libertie

(1)
Erschienen am 12.05.2021

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Cover des Buches Libertie (ISBN: 9781432886530)
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Rezension zu "Libertie" von Kaitlyn Greenidge

KarinEger
Eine aufreibende und symbolträchtige Erzählung, die noch nicht zu Ende scheint

Libertie wächst als frei geborenes Schwarzes Mädchen nach dem Bürgerkrieg in Brooklyn auf. Ihre Mutter ist eine renommierte Ärztin, stark und entschlossen, die Verhältnisse für Schwarze Frauen zu verbessern. Sie bildet Libertie als ihre Nachfolgerin aus und schickt sie auf eine der ersten Universitäten für Schwarze. Aber Libertie verliert sich in ihren eigenen Leidenschaften und scheitert in ihrem Medizinstudium. In einer Zeit, die Schwarzen Mädchen verschwindend wenig Möglichkeiten bietet, begibt sie sich auf die Suche nach dem Sinn ihres Daseins. Als ein junger Mann aus Haiti ihr das Versprechen macht, dass sie ihm als seine Ehefrau ebenbürtig sein wird, überlegt Libertie nicht lange und folgt ihm in seine Heimat. Doch in der vermeintlich neuen Welt muss sie sich mehr denn je unterordnen und Männer über ihr Leben bestimmen lassen. Libertie gibt sich dennoch nicht geschlagen. Sie muss herausfinden, was Freiheit für Schwarze Frauen bedeutet, nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Nachkommen. 

Rezension: 

Am besten konnte ich mich in Libertie in ihren Kindertagen hineinversetzen. Da ist der Sog in ihre Gefühlswelt voller Mythen und Symbole sehr stark. Der komplexe Charakter ihrer Mutter wird aus Liberties noch kindlich klarer Sicht aufgebaut, und dadurch sehr plastisch. Leider kommt, je älter sie wird, immer mehr unbarmherzige Vergangenheit und Gegenwart zum Vorschein, immer mehr Unbegreiflichkeit. Man möchte mehr von der Gesellschaft, in die Libertie geboren wurde, verstehen, von den Qualen ehemaliger Sklaven und ihren Nachfahren, aber es bleiben zahlreiche Fragen offen. 

Wenn Libertie ihre Wut formuliert, komme ich am besten an sie dran, Wut auf die Weißen, auf die Gräultaten der Geschichte und die Art, wie sich im Überwinden dieses dunklen Zeitalters die Männer behaupten und die Frauen wieder nicht frei sind. Doch je älter Libertie wird, desto mehr verwischt ihr Wesen und damit auch das Wesen ihrer Mutter und anderer Figuren. Ihr Ehemann bleibt ein Mann im Nebel. Hier spiegelt sich das Durcheinander, in dem Libertie ihn liebt, ablehnt, wieder liebt, wieder ablehnt. 

Die vielen Themen und Handlungsstränge beginnen sich im letzten Drittel zusammenzuketten, aber nicht so schlüssig, wie man es sich gewünscht hätte. Vieles, was am Anfang hochspannend ist, wird nicht wieder aufgegriffen, so zum Beispiel die Trauma-Verarbeitung ehemaliger Sklaven und die Entwicklung von Behandlungsmethoden gegen Angststörungen und Depressionen. 

Der eine Faden, der sich nie verliert, ist die Frage: was ist Freiheit? Wann ist ein Mensch wirklich frei? In dieser großen Erörterung fliegt Libertie wie ein Bumerang umher – hin zu ihrer Mutter, einer unabhängigen aber leider auch unglücklichen Frau, und wieder weg von ihr. Bis die von Orientierungslosigkeit geplagte Tochter ihre eigene Antwort findet und auch lebt. 

Fazit: höchst lesenswert und aufwühlend, aber es fehlt der Handlung und der Figurenentwicklung an Konsequenz. Das nimmt zwar dem Leseerlebnis weder Tiefe noch Tempo, noch schadet es dem brodelnden Reichtum der zahlreichen Kulissen, doch es bleibt der Wunsch nach einer Auflösung. Vielleicht ist das aber auch ein genialer Zug der Autorin, denn die Geschichte, die hier erzählt wird, ist noch lange nicht gelöst. 


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