Kamel Daoud

 3,3 Sterne bei 14 Bewertungen

Lebenslauf

Offen und ehrlich: Kamel Daoud, geboren 1970 in Algerien, studierte Mathematik und Literatur, als Einziger in seiner Familie besuchte er die Universität. Ab 1994 begann er, bei der französischsprachigen Zeitung Le Quotidien d’Oran zu arbeiten und war mehrere Jahre lang als Chefredakteur dort tätig. Zu dieser Zeit schrieb er sein erstes Buch, „Raina raïkoum“, eine Zusammenstellung seiner bisherigen Texte, und prägte seine zynische Haltung gegenüber verschiedenen kritischen Themen wie algerischen Machthabern aus. Mit seinen Büchern hat sich Daoud auch in Deutschland einen Namen gemacht. Er lebt heute in Oran, hat zwei Kinder, ist aber nicht mehr verheiratet.

Alle Bücher von Kamel Daoud

Cover des Buches Der Fall Meursault - eine Gegendarstellung (ISBN: 9783462050608)

Der Fall Meursault - eine Gegendarstellung

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Erschienen am 17.08.2017
Cover des Buches Meine Nacht im Picasso-Museum (ISBN: 9783462053319)

Meine Nacht im Picasso-Museum

 (1)
Erschienen am 20.08.2020
Cover des Buches Zabor (ISBN: 9783462052022)

Zabor

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Erschienen am 07.03.2019
Cover des Buches Huris (ISBN: 9783751810319)

Huris

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Erscheint am 28.08.2025
Cover des Buches Meursault, contre-enquête (ISBN: 9782330064488)

Meursault, contre-enquête

 (1)
Erschienen am 04.05.2016
Cover des Buches Le Minotaure 504 (ISBN: 9782330039462)

Le Minotaure 504

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Erschienen am 04.02.2015

Neue Rezensionen zu Kamel Daoud

Cover des Buches Meine Nacht im Picasso-Museum (ISBN: 9783462053319)
yellowdogs avatar

Rezension zu "Meine Nacht im Picasso-Museum" von Kamel Daoud

Langessay
yellowdogvor 4 Jahren

Der algerische Schriftsteller Kamel Daoud schreibt auf Französisch und schmeißt in diesem Langessay einige interessante Themen zusammen.

Zentral natürlich, wie die Gemälde Picassos auf ihn wirken. Im Vordergrund ist die Ausstellung „Picasso 1932 année erotique“ mit vielen Aktbildern. Kamel Daoud nennt gelegentlich die Namen der Gemälde und es lohnt sich, nach ihnen im web Ausschau zu halten, um den Autor auch visuell durch die Ausstellung begleiten zu können.

Der Untertitel „Über Erotik und Tabus in der Kunst, in der Religion und in der Wirklichkeit“ ist schon zutreffend.

Dann stellt der Autor sich vor, wie die Gemälde mit ihrem erotischen Inhalten auf einen radikalen Islamisten wirken würden und diskutiert somit auch den Blick der Männer auf die Frauen in der arabischen Welt.

Er lässt dann auch die Zerstörung Palmyras durch Dschihadisten 2015 einfließen. Der kulturelle Genozid.


Ich halte den Ansatz des Essays für gut und originell, da es etwas verdeutlicht. Das Essay ist sprachlich gut verfasst und durchdacht.

Cover des Buches Zabor (ISBN: 9783462052022)
czytelniczka73s avatar

Rezension zu "Zabor" von Kamel Daoud

Sehr anspruchsvoll
czytelniczka73vor 5 Jahren

"Bei uns versteht man das Lesen als Mittel zum Herrschen und nicht etwa,um die Welt zu entziffern,es bedeutet gleichermaßen Wissen,Gesetz und Besitz."


Inhalt:

" Ismaël, der sich selbst Zabor nennt, verliert früh seine Mutter. Der Vater verstößt ihn, Stiefmutter und Halbgeschwister wollen das Kind nicht im Haus haben. Zabor wächst bei seiner altjüngferlichen Tante und dem stummen Großvater auf. Trost und Zuflucht findet er in der Literatur, er verschlingt alles, was er in die Finger kriegen kann. Viel ist das jedoch nicht in einem algerischen Dorf, das im Süden bereits an die Sahara grenzt, und so beginnt Zabor, seine eigenen Geschichten zu schreiben und entdeckt dabei schon früh ein besonderes Talent: Er hat die Gabe, das Leben von Sterbenden zu verlängern. So lange er über die Leute schreibt, so lange hält er den Tod auf Abstand. Wenn der Arzt und das Heilige Buch nicht mehr helfen können, dann holt man Zabor. So auch, als eines Tages sein Vater im Sterben liegt."



Meinung:

Zabor lebt in einem kleinen Dorf in Algerien.Er ist gerade vier Jahre alt,als sein Vater ihn verstöst und seit dem wohnt Zabor mit seiner Tante und seinem Großvater,getrennt von der reichen Familie.Mit sechs Jahren lernt er das Lesen und ist fasziniert von der Welt der Literatur,liest alles was er in die Finger bekommt.Leider gibt es in seinem Dorf nicht sehr viele Bücher,also fängt Zabor an,selbst Geschichten zu schreiben und endeckt,dass seine Geschichten das Leben der Sterbenden verlängern können.Als Jahre später sein Vater im Sterben liegt,fühlt sich Zabor verpflichtet seine Geschichte zu schreiben,gleichzeitig hat er Bedenken,ob er das überhaupt will.
"Ich hatte die Wahl eines Gottes: schreiben oder schweigen."

Vielschichtig und anspruchsvoll,inhaltlich ist dieses Buch sehr gehaltsvoll-eine Lobeshymne für die Literatur,ein kritischer Blick auf die moderne arabische Welt verbunden mit der Geschichte Algeriens und mittendrin ein Held,der sich bemüht seinem Vater zu vergeben.Eine komplexe Geschichte,die den Leser mit vielen Eindrücken und Informationen berreichert,leider aber sehr schwierig zum lesen.Der Schreibstil ist eigenwillig und anstrengend,mit vielen Metaphern,die für mich sehr fremdartig und gewöhnungsbedürftig waren.Kein Buch zum durchlesen,nach 3-4 Kapiteln war ich von der verschnökeltenSprache müde und brauchte Pause.Die Geschichte entwickelt aber eine Sogwirkung und so bin ich zu dem Buch immer wieder zurückgekommen.So gesehen ist das Buch keine leichte Kost,ich finde es aber wirklich lesenswert.Für mich hat sich die Mühe wirklich geloht und ich bin sehr froh dieses Buch gelesen zu haben.

Cover des Buches Der Fall Meursault - eine Gegendarstellung (ISBN: 9783462047981)
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Rezension zu "Der Fall Meursault - eine Gegendarstellung" von Kamel Daoud

Eine Gegendarstellung
JoBerlinvor 8 Jahren

Kamel Daouds Gegendarstellung zum Fall Meursault bezieht sich auf das Buch „Der Fremde“ von Albert Camus. In diesem Roman mit Handlungsort Algerien wird ein Araber getötet. Es gibt keine wirkliche kriminalistische Untersuchung, der Täter Meursault, ein algerischer Franzose, ist schnell gefasst, er leugnet nicht. Ein Exempel soll statuiert werden, der Staat fordert die Todesstrafe.


„Der Fall Meursault“ ist nicht die erste literarische Replik auf Camus – das ist verständlich, ein so sinnloser Mord wie hier geschildert, provoziert geradezu die Weiterbeschäftigung mit der Untat.
Kamel Daoud möchte dem Gemordeten ein Gesicht, eine Geschichte, einen Namen geben. Dabei wird impliziert, dass sein Zuhörer, also sein Leser, sozusagen der gegnerischen Gruppe der verhassten Kolonialherren angehört, er wird süffisant-sarkastisch mal als „Herr Kommissar“, mal als „Herr Literaturwissenschaftler“ tituliert. Die Überheblichkeit, die der Erzähler der Leserschaft unterstellt ist jedoch nicht stimmig, vielmehr entsteht der Eindruck, als möchte er sich als Rechtsanwalt seiner selbst erhöhen. Und hat er nicht vielmehr eigene, ganz private Gründe für seinen Hass auf den Mörder und seinen Autor Albert Camus? „Während ich nach Spuren meines Bruders suchte, fand ich mich selbst wiedergespiegelt und entdeckte mich fast als Doppelgänger des Mörders“. 


Interessant und wichtig ist die Darstellung von Frauengestalten, denn eine Frau war die Auslöserin der tödlichen Auseinandersetzung im Roman Camus‘. Doch ihre Persönlichkeit, ihre Leiden interessieren Daoud nicht und werden also auch nicht weiter untersucht. Frauen sind entweder Mütter oder Schwestern oder eben Huren. Und doch ist da eine zum Verlieben - „sie gehörte zu einer Art von Frauen, die es heute in diesem Land nicht mehr gibt: frei, bereit sich erobern zu lassen und zu erobern, niemanden unterworfen sein und ihren Körper als Gabe zu leben und nicht wie eine Sünde oder Schande“ – doch sie verlässt ihn, selbstbewusst und frei eben.


So werden nach und nach Motive aus „Der Fremde“ abgearbeitet: die ungeliebte Mutter, die unglückliche Liebe, die hoffnungslose Religion. Auch wenn Daoud behauptet „das ist keine banale Geschichte von Vergeltung und Rache, das ist ein Fluch, eine Falle“ wiederholt sich in seiner Roman-Spiegelung beständig und ermüdend der grundsätzliche Vorwurf: Der Mord an einem namenlosen Araber durch einen blasierten Franzosen. 

 
Im Fazit muss sein Roman als misslungen bezeichnet werden, geht seine Gegendarstellung komplett an Sinn und Inhalt von „Der Fremde“ vorbei und kann Camus mit seiner Kritik niemals erreichen. Camus geht es gar nicht um Schuld und Sühne eines Mordes, noch um Dispute zwischen Arabern und Franzosen , sondern um die Darstellung der Gleichgültigkeit der Welt. Hinter unseren Taten, unseren kleinen Leben, steht kein tieferer Sinn. Der Mensch steht nicht im Einklang mit Gott oder mit der Natur. Er steht allein und kann nur selbstbestimmt für sich eine Sinnhaftigkeit des Daseins schaffen.
Daoud hat dazu nichts zu sagen. Absurd.

Gespräche aus der Community

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Zusätzliche Informationen

Kamel Daoud wurde am 17. Juni 1970 in Mesra (Algerien) geboren.

Community-Statistik

in 37 Bibliotheken

auf 6 Merkzettel

von 2 Leser*innen aktuell gelesen

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