Kanae Minato

 4,1 Sterne bei 345 Bewertungen
Autorin von Geständnisse, Schuldig und weiteren Büchern.
Autorenbild von Kanae Minato (©Ayako Shimobayashi)

Lebenslauf

Japans Antwort auf „Gone Girl“: Kanae Minato ist 1973 in Innoshima, Hiroshima in Japan geboren. Minato fing in ihren 30ern mit dem Schreiben an und aus der Hausfrau wurde eine erfolgreiche Bestseller-Autorin. Ihr Debütroman „Geständnisse“ gewann auf Anhieb den Japanese Booksellers Award und wurde beim Erscheinen der englischen Ausgabe 2014 als japanische Version von „Gone Girl“ gehandelt. 

2010 wurde das Buch unter der Regie von Tesuya Nakashima verfilmt und war 2011 für einen Oscar nominiert. Kanae Minato wird oft als Königin des Iyamisu beschrieben. Iyamisu (engl. „eww mystery“) ist ein Subgenre des Mystery- oder Thrillergenres, in dem oft die dunkelsten Abgründe der menschlichen Natur aufgezeigt werden und bei dem den Lesern ein Schauer über den Rücken laufen soll.

Inzwischen ist Kanae Minato mit mehreren erfolgreichen Romanen international als Thriller-Autorin etabliert und geschätzt. Mit Romanen wie beispielsweise „Schuldig“ von 2019 begeistert sie auch die deutschsprachigen Leser.

Alle Bücher von Kanae Minato

Cover des Buches Geständnisse (ISBN: 9783328102915)

Geständnisse

(283)
Erschienen am 14.05.2018
Cover des Buches Schuldig (ISBN: 9783570103678)

Schuldig

(58)
Erschienen am 22.04.2019
Cover des Buches Confessions (ISBN: 9780606353120)

Confessions

(2)
Erschienen am 19.08.2014
Cover des Buches Penance (ISBN: 9780316349154)

Penance

(2)
Erschienen am 11.04.2017

Neue Rezensionen zu Kanae Minato

Cover des Buches Schuldig (ISBN: 9783570103678)
supersusis avatar

Rezension zu "Schuldig" von Kanae Minato

supersusi
leider langweilig

Der Vorgänger "Geständnisse" hat mir gut gefallen. Also war ich sehr gespannt auf "Schuldig". 4 Studienkollegen fahren in die Berge zu einem Wochenendtrip, wo einer von ihnen tödlich verunglückt. Einige Jahre danach erhalten die anderen anonyme Nachrichten. Klingt erstmal spannend. Aber leider dreht sich die Handlung das erste Drittel gefühlt nur um Kaffee und andere kulinarischen Beschreibungen. Dann kurz der Unfall, dann wieder endlose Langeweile. Die letzten 50 Seiten wird es dann endlich spannend, weil man erfährt, wer die Briefe geschrieben hat, aber die Auflösung hat mich jetzt auch nicht vom Hocker gehauen. Den allerletzten Schluß hatte ich geahnt, seit ich von dem Aufbruch aus dem Chalet gelesen hatte. Also auch weniger Überraschung als vielmehr Bestätigung.

Es ist flüssig geschrieben und man erfährt ein wenig über die japanische Kultur, die mir aber dennoch fremd bleibt. Ich fand das Buch enttäuschend, aber ich lese üblicherweise spannende Krimis und dies ist halt ein Roman mit nur wenig Spannung. Das Buch ist sicher nicht schlecht, jedoch hatte ich mehr erhofft. So muß ich leider sagen, dass das Cover mit der Biene und dem Honig das Beste an dem Buch ist.

Cover des Buches Schuldig (ISBN: 9783570103678)

Rezension zu "Schuldig" von Kanae Minato

Ein LovelyBooks-Nutzer
Grandioser Thriller mit ungeahntem Ende

Ein paar gemeinsame Tage wollen sie in einer abgelegenen Hütte verbringen, bevor sie ins Arbeitsleben starten. Fünf Studenten aus Tokio verabreden ein Treffen, um die Feiertage miteinander genießen zu können. Einer der vier, Murai, kommt verspätet und bittet seine Freunde, ihn mit dem Auto abzuholen. Wegen der einsetzenden Dunkelheit, des stürmischen Wetters und weil alle bereits getrunken haben, lehnen sie dies zunächst ab. Weil Murai, dessen Vater die Hütte gehört aber nicht nachgibt, ist es schließlich Hirosawa, der sich einverstanden erklärt, ihn abzuholen. Er wird allerdings nie ankommen, denn er kommt bei einem Autounfall in einer der kurvenreichen Bergstraßen ums Leben. Fukase stellt sich fortan die Frage nach einer möglichen Schuld der vier hinterbliebenen Freunde. Drei Jahre nach den Ereignissen erreichen die damaligen Studienkollegen dann anonyme Briefe, in welchen sie als Mörder beschuldigt werden. Von wem stammen die Schreiben, was geschah wirklich in jener Nacht und was bedeutet Schuld?

Kanae Minato ist mir mehr als nur ein Begriff gewesen, sodass meine Erwartungen an dieses Buch sehr hoch waren. Ich habe in den letzten Jahren unzählige Rezensionen gelesen und meine Neugier auf »Schuldig« wuchs stetig. Warum es dann doch einige Zeit dauerte, bis ich mich dem Werk näherte, liegt wohl einfach an dem Umstand, dass es so viele beeindruckende Bücher gibt. Gleich von Beginn an löste Minato durch ihren atmosphärischen Schreibstil und die gut konstruierten Figuren eine Sogwirkung aus. Ich mochte den Protagonisten, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird und die falschen Fährten, auf die Kanae Minato ihre Leser:innen lockt. Die Charaktere und ihre Eigenschaften werden bunt gezeichnet, sodass sie lebendig wirken.

Die Autorin verfügt über großes psychologisches Geschick und erschafft ein trauriges Ereignis, das besonders einen der damals Anwesenden, Fukase, nach wie vor prägt. Als dann jeder der vier einen anonymen Brief erhält, indem sie alle des Mordes bezichtigt werden, holt sie die Vergangenheit ein. Fukase kämpft mit seinen Schuldgefühlen, denn das Todesopfer, Hirosawa, war sein engster Freund, auch wenn er ihm dies nie sagen konnte. Doch genau genommen wusste er viel zu wenig von diesem, sodass er fest entschlossen ist, mehr über das Leben seines Freundes zu erfahren und sich auf Spurensuche zu begeben. So macht er Menschen ausfindig, die Hirosawa kannten. Bei diesen Nachforschungen kommt er auch dem Geheimnis des Briefeschreibers auf die Spur. Die Frage nach einer möglichen Mitschuld am Tod Hirosawas durch seine Freunde ist allgegenwärtig.

Ich habe über die letzten Jahre ein großes Faible für die japanische Literatur entwickelt und wurde auch diesmal nicht enttäuscht. Kanae Minato schreibt mit viel Fingerspitzengefühl, einem guten Gespür für die Situation und schafft einen brisanten Thriller, der durch seine unterschiedlichen Figuren lebt. Die japanische Mentalität wird hier sehr offensichtlich, was mir besonders gefiel. Es gibt einige Wendungen im Verlauf der Geschichte, die mich nicht immer überraschten und dennoch wurde die Spannung hochgehalten. Insbesondere das nicht vorherzusehende Ende und der Umgang mit der Schuldfrage haben mich beeindruckt. Das Werk erinnerte mich beim Lesen ein wenig an den Film Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast aus dem Jahr 1997.

Durch die Erkundigungen, die sich Fukase im Umfeld von Hirosawa einholt, bekommt der mittlerweile Verstorbene eine Persönlichkeit und man kann sich vorstellen, welch ein Mensch er gewesen sein mag. So findet neben dem eigentlichen Trauerprozess für Fukase auch eine Verarbeitung der Ereignisse statt. Minato versteht es, Nebenhandlungen einzubauen, die der Geschichte das gewisse Etwas geben. So mochte ich die beschriebene Leidenschaft Fukase´s für Kaffee und die vielen Informationen die man als Leser:in hierzu erhält. Auch kulinarisch hat das Buch einiges zu bieten, denn die japanische Küche kommt nicht zu kurz. Spannungsreich und informativ berichtet Kanae Minato von einem tragischen Unglück und der anschließenden Schuldfrage.

Äußerst geschickter Roman, der psychologisch klug erzählt wird, von den leiseren Tönen lebt und in einem ungeahnten Schlussakkord mündet.

Cover des Buches Geständnisse (ISBN: 9783328102915)
FairyFlowers avatar

Rezension zu "Geständnisse" von Kanae Minato

FairyFlower
Wenn der Schmetterlingseffekt zuschlägt

„Außergewöhnliche Menschen haben das Recht, der althergebrachten Moral zuwiderzuhandeln, um etwas Neues in die Welt zu setzen.“  (Dostojewski, Schuld und Sühne)

„Geständnisse“ ist ein Roman der japanischen Autorin Kanae Minato, welcher 2008 und unter dem Originaltitel „Kohaku“ erschien. Die deutsche Ausgabe orientiert sich an der englischsprachigen Fassung und erschien ebenfalls 2008 im C. Bertelsmann Verlag. Auf 272 Seiten begleitet man die Personen, die in den Mordfall der kleinen Manami verwickelt sind. Der Roman sprach mich sofort an, da ich den nüchternen Schreibstil innerhalb der japanischen Literatur sehr zu schätzen weiß. Außerdem hat mich die rechtliche Bewertung des Falles aus japanischer Sicht interessiert. 

Yūko Moriguchi ist eine alleinerziehende Frau und gleichzeitig Lehrerin an einer japanischen Mittelschule. Eines Tages ertrinkt ihre Tochter Manami. Zunächst gehen alle von einem Unfall aus. Einige Wochen später kündigt Moriguchi jedoch ihren Job und macht ihrer Klasse ein folgenschweres Geständnis…

Die Geschichte ist in sechs Kapitel unterteilt. Erzählt wird sie in Form von Monologen. So folgt man Moriguchi, der Klassenkameradin von Person A und B, der Mutter von Person B, dem B und dem A selbst. Die Monologe sind dabei immer wieder anders verpackt. So wird eine Rede gehalten, es findet ein Telefongespräch statt, es gibt Tagebucheinträge, Blogeinträge oder sogar einen Literaturbeitrag für einen Wettbewerb. Die unterschiedlichen Perspektiven der Ich-Erzähler führen dazu, dass die Handlung mehrmals wiederholt und mit Details gefüllt wird. Gleichzeitig folgt man keinem Charakter lang genug, um eine emotionale Verbindung zu ihm aufzubauen. 

Moriguchi ist eine liebevolle Mutter und übt den Beruf der Lehrerin mit vollem Einsatz aus. Sie bemüht sich um einen respektvollen Umgang mit den Schülern, ohne die Distanz zu verlieren. Als ihre Tochter stirbt, ist sie zerrissen zwischen ihrem Wunsch nach Rache einerseits und ihrer Aufgabe als Lehrerin andererseits, den Schülern eine sinnvolle Lektion für ihr späteres Leben mitzugeben. Moriguchi hält die Jugendlichen, die ein Gewaltverbrechen begehen, für Narzissten, denen man die Schwere ihrer Verbrechen klarmachen muss, aber keine Bühne geben darf. Aus dem genannten Grund betitelt sie die, nach ihrer Ansicht, für den Tod Verantwortlichen nur mit Person A und Person B. 

Person A entspricht ganz der Vorstellung eines Musterschülers. Er wächst in einem Elternhaus auf, in dem ihm die Liebe und Zuneigung fehlt, um die er später verzweifelt kämpft. Person A brüstet sich mit seiner Intelligenz und handelt empathielos und berechnend, um seine Ziele zu erreichen. Dabei verschließt er die Augen vor der Realität und kann auch keine Kritik annehmen. Person A manipuliert Person B. 

Über lange Strecken des Romans ist Person B das typische Opfer. Er findet keinen Anschluss in der Schule, passt nicht in die japanische Leistungsgesellschaft und ist ein Muttersöhnchen. Was Person A an Liebe fehlt, hat Person B zu viel. Trotzdem entwickelt er eine tiefe innere Wut. Er ist fast unsichtbar in seiner Mittelmäßigkeit. Person A sieht seinen Wunsch nach Anerkennung und manipuliert dies für seine Zwecke. Doch er rechnet nicht damit, dass sich Person B mit einer folgenschweren Tat aus der Mittelmäßigkeit herauskatapultieren wird. 

An dem Roman hat mir besonders die abwechslungsreiche Erzählperspektive gefallen. Sie erhält die Sachlichkeit und nimmt die Spannung aus der Geschichte. Daraus entsteht eine sehr neutrale Erzählweise. Innerhalb des Buches findet keine moralische Beeinflussung statt. Es werden lediglich Denkimpulse gegeben, während die Geschehnisse für sich sprechen. Die Handelnden sind weder gut noch schlecht. 

Da man sich innerhalb von Japan bewegt, enthält der Roman viele Informationen über die japanische Kultur. Es wird über den Umgang mit Andersartigkeit gesprochen, insbesondere in Bezug auf Krankheiten wie Aids oder die Stellung der Frau im Berufsleben (oder noch schlimmer: einer alleinerziehenden Frau). Der Anpassungsdruck, welcher schon in den jüngsten Jahren beginnt, begleitet den Lesenden die ganze Zeit. Auch Schul- und Rechtssystem werden unter den kritischen Blick der unterschiedlichen Protagonisten genommen.

Gefallen hat mir außerdem, wie hier das Prinzip des Schmetterlingseffekts zum Tragen kam. Es wird eine Handlung in Gang gesetzt, deren Folgen nicht abschätzbar sind. So steigert sich das Leid durch die Rache mehr und mehr und teilt sich zwischen vielen Leuten auf, die mit in den Abgrund gerissen werden. Dies wird besonders am Ende klar. Moriguchi reflektiert ihre selbst in Gang gesetzte Handlung und korrigiert sie dahingehend, dass sie keinen Schaden mehr anrichten kann. 

Der einzige Kritikpunkt ist für mich, dass die Übersetzung an einigen Stellen etwas holprig wirkt. Diese beruht auf der englischen Fassung und nicht auf dem Original - wahrscheinlich ist einiges verloren gegangen. 

Ich würde diesen Roman denjenigen Lesenden empfehlen, die sich bereits innerhalb der japanischen Literatur etwas auskennen und mit dem sachlichen Erzählstil gut klarkommen. Auch die gewählte Form der Monologe muss man mögen. Ansonsten ist der Roman für diejenigen besonders geeignet, die Geschichten mit unerwarteten Verläufen mögen. Ich gebe 4,5/5 Sterne und runde hier auf 5 Sterne auf. 

Gespräche aus der Community

Wir haben beschlossen in der INSIDER-Voting-Challenge zusammen "Geständnisse" von Kanae Minato zu lesen. 

Wir beginnen ab nächster Woche (oder schon sofort) und lassen uns bis zum Ende des Monats Zeit, um es zu beenden. Rezensieren ist keine Pflicht, aber bei der Challenge erhält man ein Los dafür. 

Jeder liest mit seinem eigenen Leseexemplar, es gibt kein Buch zu gewinnen! 


Es kann natürlich jeder mitmachen, der Lust dazu hat, auch wenn er nicht bei der Challenge angemeldet ist.    


Vielleicht könnt ihr ne kurze Info geben, wann ihr mit Lesen anfangen wollt. Danke. 

Viel Spaß uns allen :)
35 Beiträge
Insider2199s avatar
Letzter Beitrag von  Insider2199vor 8 Jahren
Hier der Vollständigkeit halber meine Rezi: Platz 3: "Geständnisse" von Kanae Minato https://www.lovelybooks.de/autor/Kanae-Minato/Geständnisse-1412048439-w/rezension/1491172957/ (25.9.2017) ★★★★★

Zusätzliche Informationen

Kanae Minato wurde am 01. Januar 1973 in Innoshima (Japan) geboren.

Community-Statistik

in 482 Bibliotheken

auf 104 Merkzettel

von 4 Leser*innen aktuell gelesen

von 5 Leser*innen gefolgt

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