Cover des Buches Geständnisse (ISBN: 9783570102909)
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Rezension zu Geständnisse von Kanae Minato

Rache wird am besten kalt serviert oder: wie sehr sich Geschmäcker unterscheiden können

von TamiraS vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Eine spannende Geschichte, jedoch voller schlechter Charakterisierungen und unglaubwürdigen Plottwists - not worth the hype

Rezension

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TamiraSvor 6 Jahren

Geständnisse war mein Mittagspausen Ebook - es war kurz und klang wahnsinnig spannend, also genau das richtige, dachte ich.


Die Spannung kommt im Buch auch wirklich nicht zu kurz. Ich wollte immer wissen, wie es weiter geht - doch warum gebe ich dem Buch nur 2 Sterne? Der Reihe nach.


Die Geschichte:
Die Lehrerin Moriguchi hat vor kurzem ihre kleine Tochter verloren, doch entgegen der Meinung der Polizei war es kein Unfall, sondern Mord und die Mörder Jugendliche aus ihrer Klasse. Da Moriguchi kein großes Vertrauen in das Rechtssystem setzt, inszeniert sie an dem letzten Tag des Schuljahrs eine Rache an den Schülern, die Schuld an dem Tod ihrer Tochter tragen. Die Konsequenzen ihrer Taten gehen jedoch weiter, als Moriguchi letztendlich erwartet hat.


Wir folgen in der Geschichte abwechselnd verschiedenen Charakteren in der Ichperspektive, beginnend mit Moriguchi, weiter über die Mörder, deren Verwandten oder einer Mitschülerin. So wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven langsam aufgeklärt. Diese Idee ist natürlich von der Autorin bei einem Thriller clever gewählt, denn hier ist es nicht nötig, dass der Leser große Sympathien gegenüber den Protagonisten entwickelt, wodurch der Autor die Möglichkeit, die Geschichte langsam wie eine Blüte zu entblättern.
So weit, so gut.


Leider, leider hat die Geschichte so unglaublich viele Probleme, dass ich gar nicht weiß, was mich am meisten gestört hat.


Fangen wir mit den Charakteren an. Jeder einzelne der Charaktere, vielleicht von der Schwester eines der Mörders einmal abgesehen, hat einen totalen Knall. Nicht nur ein bisschen, sie sind vollkommen verrückt, gestört und gemeingefährlich. Meiner Meinung nach ist es mehr als nur unrealistisch, dass in einem dermaßen kleinen Personenkreis (es handelt sich um eine Klasse und deren Familien) so viele Psychopathen unterwegs sind. Nicht jeder, der eine schlechte Kindheit oder auch einen Schicksalsschlag zu verzeichnen hatte, wird dadurch auch verrückt.
Zudem handeln die Charaktere kein bisschen nachvollziehbar. Der größte Teil der Entscheidungen, die sie treffen, sind so abstrus und unverständlich, dass ich während des Lesens mehrmals den Kopf schütteln musste (Für alle, die die Geschichte gelesen haben: Die Mutter? Also, wirklich?).


Als nächstes kommen wir zum Schreibstil, denn dieser ist äußerst schlicht und teilweise unbeholfen und die Dialoge und die inneren Gedankengänge der Protagonisten wirken äußerst gestellt und konstruiert. Natürlich kann dies auch an der Übersetzung liegen, denn schließlich handelt es sich um einen ursprünglich japanischen Roman und vielleicht wird in Japan auch völlig anders, als bei uns, gesprochen. Dagegen spricht jedoch, dass ich bei Murakami, der ja auch, zumindest größtenteils, in original Japanisch schreibt, dieses Problem nie hatte.


Als letztes möchte ich noch erwähnen, dass auch die Handlung selbst sich zwar spannend, aber sehr unrealistisch entwickelt. Ich möchte nicht spoilern, aber während des Lesens hatte ich immer das Gefühl, einer Autorenschablone zu folgen, keiner richtigen Geschichte. Wie auch die Charaktere, die extrem blass bleiben (ja, ich weiß, es sind keine netten Menschen, aber es gibt auch Autoren, die es schaffen, die Bösewichte facettenreich und realistisch zu gestalten - ich verweise hier gerne auf Mr Mercedes von Stephen King), ist die Geschichte so konstruiert und unrealistisch, dass ich einfach darin nicht versinken konnte, da ich der Autoren das Geschehen nicht abkaufte. Auch hier gibt es Romane, die es schaffen, auch einen vielleicht nicht wirklich realistischen Plottwist so aufzuziehen, dass ich es als Leser glaube (Gone Girl war beispielsweise eines dieser Bücher).


Als letztes bleibt zu sagen, dass dieses Buch für mich eine große Enttäuschung war und nach wie vor für mich nicht nachvollziehbar ist, weshalb dieses Buch von so vielen Lesern gefeiert wurde.

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