Die verborgene Schönheit der Sterne… ein Buch, das mich gepackt hat! Eine eigentlich alltägliche Geschichte von einem Ehepaar, das einander in Liebe zugetan ist und sich doch voneinander entfremdet, von einem eher zufälligen Seitensprung, der in eine verzweifelte, absurde Liebe mündet, dazu von dem zaghaften Glück zweier Menschen, mit denen es das Leben bisher nicht besonders gut gemeint hat…
Was mir an dem Buch ganz besonders wichtig ist: Offensichtlich mag die Autorin ihre Protagonisten, und das ist nicht unbedingt selbstverständlich. Mit welcher Sympathie diese unterschiedlichen Charaktere gezeichnet werden! Da ist der Physiker Leonhard, der die Chance seines Lebens erhält und im Moment seines höchsten Glücks – er darf am Large Hadron Collider in Genf arbeiten, dem Mekka der Theoretischen Physiker – ereilt ihn die fatale Diagnose. Dann der Priester Jarek mit seiner brüchigen Überzeugung, seinem Idealismus, seinen Zweifeln, seinen weit reichenden Entscheidungen. Die „Sozialtante“ Martina mit ihrer Sympathie für „ihre“ Obdachlosen, die auf einmal erleben muss, wie ihr die Liebe entgleitet und etwas ganz Neues sich in ihr Leben drängt. Und schließlich Mike, der ziemlich abgestürzte Junge, der sich aus Alkoholismus und Obdachlosigkeit herausarbeitet und mit Jenny, deren Chancen im Leben ebenfalls nicht besonders gut stehen, seinen Traum vom guten Leben zu verwirklichen versucht. In ihren Schilderungen dieser Personen, in ihren inneren Konflikten, den Dialogen, den Begegnungen spürt man der Autorin ab, dass sie eine tiefe Sympathie für ihre Geschöpfe empfindet. Und die haben es wirklich nicht leicht. Leonhard, der einem elenden Tod entgegengeht, Martina, die sich mehr aus Versehen in einen anderen Mann verliebt, Jarek, der zwischen dem, was er für seine Berufung hält, und ganz neuen Erfahrungen in- und hergerissen wird. Und Mike und Jenny in ihrem Bemühen, sich eine lebenswerte Existenz aufzubauen.
Für mich der einzige kritische Gesichtspunkt: Ich finde, die Autorin hat versucht, zu viel in einen einzigen Roman zu stecken. Natürlich wäre es super spannend, mehr über Leonhards Arbeit und die Grenzgebiete der Physik zu erfahren, in die er am LHC vordringen kann. Aber das war dann wohl doch zu viel für diesen Roman, so kommt es zu den kurzen Absätzen, die den Kapiteln als Motto vorangestellt werden: Grundaussagen der modernen Physik, deren innerer Zusammenhang mit dem folgenden Kapitel sich mir nicht immer erschlossen hat. Auch über Jareks Gewissensqualen und die Überlegungen, die seiner Entscheidung vorangehen, hätt ich gern mehr erfahren, aber das hätte ebenfalls den Rahmen des Buches gesprengt. Aber das sind Schönheitsfehler, vielleicht Anfängerfehler (bei Lovelybooks ist jedenfalls nur dieses eine Buch von ihr zu finden), und man kann sich auf weitere Bücher aus der Feder von Karen Hilgarth freuen.
Gute vier Sterne!