Rezension zu "Hayek für jedermann" von Karen Ilse Horn
An Hajek scheiden sich die Geister. Das ist kein Wunder, denn er hat sich mit den Sozialisten dieser Welt nicht nur einmal angelegt. Besonders seit er mit seinem eher populärwissenschaftlichem Buch "Der Weg in die Knechtschaft" gezeigt hat, wohin jegliche Spielart von Sozialismus am Ende führen wird, bekam er auch in der wissenschaftlichen Welt Probleme. Das hat ihn allerdings nicht davon abgehalten seine brillanten Ideen weiter zu entwickeln. Immerhin ist er ganz nebenbei auch noch ein Nobelpreisträger.
Dieses kleine Büchlein liefert nun eine sehr gute Einführung in Hajeks Werk, mit der auch beiläufig seine Lebensgeschichte erzählt wird. Wenn von der Österreichischen Schule der Nationalökonomie die Rede ist, fällt meistens auch Hajeks Name. Allerdings gehen Hajeks wissenschaftliche Bestrebungen und Erkenntnisse weit über diese ökonomische Schule hinaus. Man hat Hajek einmal spöttisch vorgeworfen, dass er wohl zu wenig von Mathematik verstehen würde, um ein "richtiger" Ökonom zu werden. Schließlich hätte er davon abgeraten mit ökonomischen Aggregaten herumzurechnen. Nichts ist lächerlicher als ein solcher völlig misslungener Versuch der Diskreditierung. Das genaue Gegenteil ist nämlich wahr, wenngleich diese Erkenntnis sich offensichtlich schwer vermitteln lässt. Denn die Leute, die Hajek so etwas vorwerfen, zeigen dabei ohne es zu merken, dass sie überhaupt keine Ahnung von Mathematik besitzen.
Warum ist das so? Nun, die meisten komplexen Systeme in der Natur und der Gesellschaft besitzen Rückkopplungseffekte. Das bedeutet, sie reagieren auf Entwicklungen aus der Vergangenheit und verarbeiten diese Information. Bis auf die menschliche Gesellschaft leben all diese Systeme in Selbstorganisation. Und sie leben damit sehr gut. Nur der Mensch greift ständig ins Geschehen ein, weil er glaubt er würde die Dinge tatsächlich verstehen. Hajek nennt das "die Anmaßung von Wissen". Mathematiker wissen nun, dass solche Systeme nur mit nichtlinearen Modellen beschrieben werden können. Was aber in der sogenannten modernen Ökonomie benutzt wird, sind lineare Modelle. Diese können niemals die Wirklichkeit beschreiben. Der Höhepunkt solcher Irrlehren ist die "Theorie der effizienten Märkte", die ganz wesentlich zur letzten Finanzkrise beigetragen hat, weil auf ihr die Vorstellung beruht, man könne jedes Risiko absichern. Selbst nach ihrem Offenbarungseid hat sich an der Rolle dieser abwegigen Irrlehre leider nichts geändert.
Hajek hingegen hat immer die Selbstorganisation (die "spontane Ordnung") in den Mittelpunkt seiner Überlegungen gestellt. Er war damit seiner Zeit so weit voraus, dass die Mainstream-Ökonomen den wirklichen Inhalt seiner Lehre bis heute nicht begriffen haben. Linke Ideologen glauben sogar, dass seine Lehren für die Krisen der letzten Zeit mitverantwortlich sind, weil er angeblich unregulierte Märkte propagiert hätte. Nichts ist unsinniger als dies. Die tatsächlich unregulierten "Finanzmärkte" sind vielmehr ein Ergebnis eines Kniefalls der in der Überschuldungsfalle sitzenden politischen Eliten vor der Banken- und Finanzlobby. In wirklichen Märkten gäbe es nämlich keine Banken, die zum Sterben zu groß sind. Dort würde das Prinzip der Verantwortlichkeit für das eigene Handeln gelten.
Hajek ist jedoch viel mehr als nur ein Ökonom der Österreichischen Schule. Seine gesellschaftsphilosopischen Beiträge sind überragend und haben eine erleuchtende Wirkung, wenn man sich ihnen unvoreingenommen nähert. Beispielsweise befasste Hajek sich mit dem Weg von Informationen innerhalb der Gesellschaft und erkannte dabei die dominierende Rolle des Preises. Darüber hinaus stellte er sich auch den Fragen, worin der Unterschied zwischen einer Kleingruppengesellschaft, etwa einer Sippe oder einer abgeschotteten Dorfgemeinschaft und den heutigen Großgesellschaften besteht und ob man in diesen unterschiedlichen Strukturen tatsächlich die gleichen Moralvorstellungen implizieren kann, was in der Tat von den meisten Menschen gemacht wird.
Das sind nur einige der Komplexe, mit denen sich Hajek in seinen Werken beschäftigt hat. Wer sich für solche Fragen tatsächlich interessiert, findet schon in diesem kleinen Buch viele von Hajeks Antworten in Kurzform. Noch mehr lohnt es sich natürlich die Originalarbeiten anzusehen. Mit diesem Buch besitzt man dafür einen sehr guten Wegweiser.