Cover des Buches Miroloi (ISBN: 9783446261716)
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Rezension zu Miroloi von Karen Köhler

Strophe für Strophe das Ende vom Lied

von Filzblume vor 5 Jahren

Rezension

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Filzblumevor 5 Jahren

Gegliedert in 128 Strophen, wie bei einem Lied ist dieser Debütroman von Karen Köhler unterteilt.

Miroloi heißt so viel wie „Die Rede über das Schicksal“. In der Gesellschaft der fiktiven Insel, der Mittelmeerregion ähnelnd, wo die Protagonistin lebt, singt man das Miroloi als ein Totenlied.
Die Ich – Erzählerin trägt keinen Namen, denn sie ist eine „Eselshure, Schlitzi, Nachgeburt der Hölle“.

Abgelegt wurde sie als Baby auf den Stufen des Bethauses, in einem Bananenkarton in nassen Zeitungen, im Regen, im Winter.

Gefunden und aufgezogen vom Bethaus-Vater – ihr Finder, versucht sie in einer von Männern dominierenden Gesellschaft, die rückständig, isoliert eher einer Sekte gleicht, zu Überleben. Dabei ist sie täglich Demütigungen ausgesetzt. Einzig der Bethausvater und Mariah bringen ihr Gefühle entgegen. An Flucht aus dieser Hölle ist nicht zu denken.

Kein Entrinnen ist möglich- eine Insel,umgeben vom Meer, zudem auch kein Zutritt gestattet ist, denn es gibt den Wächter, wehe dem, man/frau lehnt sich auf, da gibt es noch den Pfahl und den Angstmann.
Die Gesetze werden aus der Khorabel (achtzehnte Strophe), dem heiligen Buch abgeleitet, die Ältesten bestimmen. Keine Rechte für Mädchen und Frauen.

Meine Meinung: Der Einstieg in die Strophen fiel mir leicht, Schreibstil und Spannung gab es, bis die 12. Strophe kam: Die Worte – das waren viele, mehr als eine Seite Aufzählungen.

Seite 106 (Der Hahn, der Hahn, die Henne, die Henne), erklärt wird das „Schrauben“ – der Sex.

Seite 110 (Die Banane) – hier kommt es zum Missbrauch.
Mit Glaube, Religion und Naturreligionen wurde hier auch ein Durcheinander geschaffen (Thora, Bibel, Orakel…), wo ich als Leserin mich fragte: Warum das nur?

Der Schreibstil, der durchaus eher einem Bericht oder Tagebuch gleicht, ist sicher ungewöhnlich, jedoch hat mir das anfangs gefallen.
Doch mehr und mehr kristallisierte sich heraus, dass dies ein feministischer Roman ist, der versucht die herrschenden Widrigkeiten auf der Insel zu beschreiben und gleichzeitig auf die heutigen Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen und Mädchen hinzuweisen. Diese Umsetzung ist nicht gelungen, zu sehr sah ich hier die Klischees.
Die Figuren besonders die der Männer waren mir zu einseitig. Die Protagonistin hat auch alles durchgemacht, was durchzumachen ist, so an Glaubwürdigkeit verloren.

Der Müller, eine Figur, die mir gefiel, wurde aber in meinen Augen wieder sprachlich abgewertet (Wasmitdirlosisthabichgefragt) Seite 349). Das geht immer so und kann kaum als Dialog bezeichnet werden. Und es liest sich schlecht.
Es gibt so keinen männlichen Helden, auch nicht Yeal, der immer unter der Ich- Erzählerin steht. Viele Fragen blieben unbeantwortet.

Mir hat das Ende des Romans ganz gut gefallen.
2,5 Sterne

Bereut habe ich nicht das Buch gelesen zu haben. Es wird sicher kontrovers diskutiert, aber mehr auch nicht.

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