Cover des Buches Gears of War (ISBN: 9783833224478)
Lyrboness avatar
Rezension zu Gears of War von Karen Traviss

Pefekte Videospiel-Literatur

von Lyrbones vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein perfektes Beispiel für Videospiel-Literatur. Fans der Vorlage werden perfekt unterhalten, alle anderen kratzen sich am Kopf.

Rezension

Lyrboness avatar
Lyrbonesvor 7 Jahren
Selten hat mich ein Videospiel-Franchise so sehr unterhalten, wie die Gears of War Reihe. Um so gehypter war ich, als von den Büchern erfuhr. Sofort bestellte ich mir alle 5 und habe vor kurzem mit "Das Ende der Koalition" die letzte Brücke zwischen den Ereignissen der Games Gears of War 2 und Gears of War 3 beendet. Und ich bin beeindruckt. Über 6 Jahre begleitet mich dieses Franchise schon durch mein Leben. Und die Bücher erhoben es zu einem meiner Lieblings-Franchise.

Dabei merkt man jedoch, dass "Das Ende der Koalition" der vierte Band der Reihe ist. Es schließt kurz nach "Jacintos Erben" an und ist als dessen Fortsetzung, aber auch als der Vorgänger zum Game Gears of War 3 geplant. Als Fan hat man so nur Vorteile. Welcher Gears-Fan fängt mit dem vierten Buch an? Keiner. Aber alle anderen Leser, Fans von Karen Traviss, die schon für Star Wars und Halo schrieb, erkennen hier einfach nicht, dass es der vierte Teil einer Buchreihe ist. Und das ist auch schon der größte Kritikpunkt: Es ist der vierte Teil!

Charaktere werden absolut gar nicht vorgestellt. Wer nicht weiß, wer Bernie Mataki oder Pad Salton ist, hat schon verloren. Sie werden in den ersten Büchern angerissen und dann wird verlangt, das man sich das merkt. Als Fan tut man das auch. Generell wirken die Bücher als ein großes Manifest. Quasi eine 3.000 seitige Geschichte. Witze, die in Buch 1 erzählt wurden, werden in Buch 3 aufgegriffen, um einen coolen Spruch los zu lassen. Das ist für mich als Fan grandios. Aber mit Fans alleine hat man keinen Erfolg, denke ich.

Die Handlung passt sich dabei sehr gut in das Gefüge der Games ein. Nichts in den Büchern widerspricht den Games. Ganze Passagen bauen sogar auf Gameplayelemente auf. In den Spielen vibriert der Controller, wenn der Feind aus der Erde bricht und dieses Gefühl, dieser Instinkt sofort in Deckung zu hechten, hat die Autorin perfekt umgesetzt und beschrieben. Sie macht daraus etwas Emotionales. Gears geraten beinahe in Panik, nur weil die Erde mal bebt. Sie machen sich dafür sogar Vorwürfe, da sie wissen, wie unnormal dieses Verhalten, aber wie unverzichtbar es auch gleichzeitig ist.

Generell füllen die Bücher ein großes Loch im Gears-Universum: Die Emotionen. Es gibt in den Spiele viele, traurige Momente. Doch sind diese Momente nur sehr oberflächlich. Es gibt nur eine Szene in den Spielen, die wirklich den Hauptcharakter und den Spieler gleichermaßen berühren. Doch was wirklich in den Charakteren vor geht, erfährt man eben nur in den Büchern. Jemand musste seine Frau erschießen, um sie von der Folter zu befreien. Was macht das mit einem? Ist man noch Fähig, eine andere Beziehung einzugehen? Oder plagen einem die Vorwürfe, weil man zu langsam war um die Liebe zu retten? Was empfindet man, wenn der eigentliche Feind, den man jahrzehntelang bekämpft hat, nun von etwas schlimmerem ersetzt wurde? Arbeitet man zusammen? Kann das klappen? Das zeigt eben nicht nur, dass es ein Kettensägen-Universum ist, sondern wirklicher Krieg, mit Emotionen, Trauer und Furcht. Etwas, dass die Spiele nicht stark genug in den Vordergrund stellen.

Zur Handlung will ich selbst nicht viele Worte verlieren. Es gibt zwei Handlungsstränge. Einen direkt nach dem dritten Buch und eines in der Vergangenheit. Beide Zeitspannen wechseln sich ab und "spielen" mit einander. In der Gegenwart erzählt eine Jägerin davon, wie sie es hasste, Katzen zu töten um Schuhe aus ihrem Fell zu machen und in der Vergangenheit erfährt man, wie sie die Katze tötete. Diese Art des Story-Tellings liebe ich einfach. Die beiden Storys motivieren von Anfang bis Ende, auch wenn der Anfang etwas zäh daher kommt, denn dort wird erst einmal das Ende des Vorgängers verarbeitet, ohne es direkt anzusprechen, denn der Leser hat den Vorgänger ja gefälligst schon gelesen zu haben. Wenn man sich aber darauf einlässt, beginnt der wirkliche Spaß sehr schnell.

Alles in allem ist "Das Ende der Koalition" ein perfektes Beispiel für Video-Spiel-Bücher. Es erweitert die Spiele, gibt neue Blickwinkel auf die Charaktere und das Universum und ist für die Fans geschrieben worden. Wer sich nicht mit dem Universum auskennt, also die Games nicht gezockt hat, wird sich hier verloren vorkommen. Fans werden hier aber ihre helle Freude haben und das Buch nicht weglegen können. Ich als Fan kann dem Buch nur 5/5 geben. Für nicht Fans ist eine 2,5/5 angemessen.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks