Als ich ca. ¾ des Buches gelesen hatte, hatte ich eigentlich schon meine Meinung geformt. Ich wollte als Bewertung die Note zwei vergeben. Umso positiver wurde ich dann vom letzten Viertel des Buches überrascht, in dem die Autorin nochmal so richtig nachlegt und mir sogar ein paar Tränchen abgerungen hat. Kurzum, ich bin fertig mit dem Buch und bin begeistert. Ich würde es als ein sehr weibliches Buch bezeichnen. Das geschichtliche Drumherum vermittelte mir nicht viel Neues, Geschichte ist eben Geschichte, daran lässt sich ja nichts ändern. Aber Karen Winter hat so eine feine Art, dieses Geschichtswissen von einem weiblichen Blickwinkel zu beleuchten, der manches in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. In diesem Buch steckt so viel mehr als der kurze Klappentext suggeriert, der klingt für meinen Geschmack sogar eher kitschig. In diesem Roman ist jedoch wenig Kitsch auszumachen. Im Gegenteil, Marie-Louise, genannt Malu, hat in ihrem Leben eher wenig Zeit dafür. Von Anfang an wird sie von ihrer eigenen Mutter und ihrem Bruder geschnitten, wenn nicht sogar gehasst. Nur ihr Vater scheint hinter ihr zu stehen. Letztlich hält sie auch ihre Freundschaft mit dem nachbarschaftlichen Geschwisterpaar am Leben und erlaubt ihr mit diesem weiterzumachen. Als sie schließlich das elterliche Gut verlassen muss, nimmt sie ihre treue Freundin Constanze mit nach Berlin. Was nach anfänglichem Erfolg aussieht, wird bald allen Beteiligten zum Verhängnis … Lasst euch doch auch überraschen von diesem wunderbaren Buch, ich hoffe, es geht euch wie mir!
Karen Winter.
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Die Geschichte beginnt 1894 auf einem Gutshof in Lettland. Marie-Luise von Zehlendorf, genannt Malu, gerade mal vier Jahre alt, wird vorgeworfen, den Tod der Tante verursacht zu haben. Ihre Mutter wendet sich völlig von ihr ab und ihr zwei Jahre älterer Bruder treibt hinterhältige Spiele mit ihr. Nur ihr Vater und Bedienstete des Hauses kümmern sich um sie.
Trotz ihrer Schuldgefühle entwickelt sich Malu zu einem offenen und gutherzigen Mädchen. Sie entdeckt ihre Leidenschaft zu schönen Stoffen und zum Nähen, freundet sich mit den Nachbarskindern an, wir mit 15 auf dem Debütantinnenball in die Gesellschaft eingeführt und verliebt sich. Sie erlebt die Unruhen von den Aufständen der Landbevölkerung mit und, noch geschützt auf dem Landgut, den ersten Weltkrieg. Nach dem Tod ihres Vaters verlässt sie Lettland und geht mit ihrer Freundin nach Berlin um dort ihre Kleider zu schneidern und zu verkaufen.
Auch wenn es die Geschichte vermuten lassen würde: sie ist romantisch, aber nicht kitschig. Die Personen sind greifbar und authentisch und die Entwicklung Manus lässt sich gut am Schreibstil erkennen. Die Auswirkungen der Unruhen und des Krieges sind gut beschrieben, ohne dass es überfrachtet wirkt. Auch wenn einiges an der Geschichte vorhersehbar ist, birgt sie auch manche Überraschung. Das Buch hat es zwar nicht geschafft, mich tief zu bewegen, trotzdem ist es eine schöne Lektüre, die angenehm zu lesen ist.
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