Cover des Buches Eine zweite Chance (ISBN: 9783442753376)
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Rezension zu Eine zweite Chance von Karin Alvtegen

Für meine Person bislang das beste Buch dieser Autorin!

von LEXI vor 11 Jahren

Rezension

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LEXIvor 11 Jahren
Der siebenundvierzigjährige erfolgreiche Unternehmer Anders Strandberg, ein Tag und Nacht arbeitender skrupelloser und kreativer Unternehmer mit Millionenumsatz, lebte Jahre nur für sein Investmentunternehmen. Anders steht an einem Scheideweg seines Lebens, er wird von endlosen Grübeleien und einem Gefühl des Scheiterns übermannt und landet nach einem Autounfall im Krankenhaus.

Helena Lindgren, die nach einer schwierigen Kindheit mit einer suchtkranken Mutter und einem unbekannten Vater im Soziologiestudenten Martin ihre große Liebe und ihren Halt im Leben gefunden hatte, muss nun nach ihrer Scheidung alleine zurechtkommen. Die Verwirklichung ihres Lebenstraumes, ein Hotel in ihrer alten Heimat Norrland zu führen, scheint nun der harten Realität weichen zu müssen. Helena kämpft um ihre Pension, die harte Arbeit und der Geldmangel sind jedoch nicht die einzigen Probleme, mit denen Helena zu kämpfen hat. Ihre dreizehnjährige Tochter Emelie leidet sehr unter der Scheidung ihrer Eltern und fühlt eine tiefe Zerrissenheit, ist verloren zwischen der kleinen Welt ihrer Mutter in „Lindgrens Hotel“ und dem neuen Leben ihres Vaters in Stockholm, mit einer jüngeren Frau an seiner Seite.

Anna-Karin, ehemals Helenas beste Freundin aus Jugendtagen, kam ihr ganzes Leben nicht aus Norrland heraus und hat bereits zwei Scheidungen hinter sich. Ihre beiden Kinder leben in Stockholm, ihre Einsamkeit wird durch ihr konsequentes Schwarzsehen und ihre Vorurteile verstärkt. Anna-Karin nährt sich scheinbar von Konflikten und ist Frührentnerin auf Halbzeit.

Verner, ein eigenartiger alter Mann, der alleine in einer kleinen Hütte ohne jeglichen Komfort lebt, scheint ein Sonderling zu sein. Er hat ungewöhnliche Ansichten und scheint einige Geheimnisse zu bewahren…

Karin Alvtegen, die Großnichte der einzigartigen schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, hat nach nun nach fünf Thrillern mit „Eine zweite Chance“ einen hervorragenden Roman über das Schicksal von Menschen geschrieben, die in ihrem Leben scheiterten, wieder aufstanden und weiter machten. Ihre lebendige Art, ihre Protagonisten zu beschreiben, zog mich als Fan dieser Autorin sogleich in den Bann. Die Charaktere sind besonders ausgeprägt gezeichnet, den einzelnen Figuren des Buches wird sehr viel Raum gewidmet. Die Lebensgeschichten von Helena, Anders, Anna-Karin und Verner kreuzen sich an einem ganz bestimmten Punkt in deren Leben – und ihre Begegnung beeinflusst jeweils den anderen. Karin Alvtegen erzählt diesen Roman in insgesamt siebenundzwanzig Kapiteln, die abwechselnd aus der Sicht Helenas, Anders, Verners, Emelies und Anna-Karins geschrieben sind, wobei der schrullige, sonderbare Verner mit der Zeit mein liebster Protagonist wurde, mir am meisten ans Herz wuchs. Die Schilderungen der Autorin beinhalten eine regelrechte Fülle von Lebensweisheiten, die zum Nachdenken anregen. Ein wahrlich wundervolles, liebenswertes Buch, das für meine Person zu einem persönlichen Lese-Highlight des Jahres 2013 wurde.

Nachfolgend einige der beeindruckendsten Zitate dieses Buches:

„Der Gruß der Toten an die Lebenden – auch eure Kümmernisse werden eines Tages vorüber sein, und niemand wird sich an ihr Gewicht erinnern.“

„Man muss vorsichtig sein mit dem, was man sich wünscht, denn es kann sein, dass es in Erfüllung geht.“

„Es gab Augenblicke, die ihn dazu gezwungen hatten, die Richtung zu wechseln. Einige davon hatten sein Leben in den Grundsätzen erschüttert und nachhaltige Auswirkungen gehabt. Vielleicht enthielten sie genauso viele Sekunden wie andere Augenblicke, vielleicht war es nur die Gewichtung, die anders war.“

„Wenn alles gegen Sie zu sein scheint, gibt es dann nicht Anlass, den Grund bei sich selbst zu suchen?“

„Wie sehr würde die Welt sich verändern, wenn wir alle abends für eine kurze Zeit lang den Blick auf die Sterne richten und der Unendlichkeit des Universums einen Gedanken widmen würden. Die Welt ist ein Mysterium, aber wir nehmen sie für gegeben hin und haben uns so an sie gewöhnt, dass wir ganz vergessen haben zu staunen.“

„Ich habe es nie verstanden wie du es schaffst, dich so sehr darum zu kümmern, was alle anderen die ganze Zeit machen. Das muss doch furchtbar anstrengend sein. Ist es nicht einfacher, wenn man sich auf seine eigenen Angelegenheiten konzentriert? Vielleicht musst du es gar nicht verstehen. Vielleicht musst du die Leute einfach nur das machen lassen, was sie selbst wollen.“

„Die Wahrheit brachte einen erst weiter, wenn man den Mut hatte, sich auf sie einzulassen. Wenn man aufhörte, gegen die Umwelt anzukämpfen und die Fehler bei sich selbst suchte.“

„Verner hatte seine Gedanken verändert und damit auch seine Welt. Genau wie er selbst es in den letzten Tagen getan hatte. Was kam eigentlich zuerst – der Gedanke oder die Wirklichkeit?“


FAZIT
Ein bezauberndes, berührendes und beeindruckendes Buch, das ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann. Für mich persönlich eines der Lese-Highlights des heurigen Jahres!
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