Rezension zu "Ruth: Dokumente eines Lebens im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit" von Karin Gerloff
Karin Gerloff hat in ihrem Buch die Aufzeichnungen ihrer Mutter zusammengetragen. Die erste Hälfte stellen Aufsätze und Diktate aus der Schulzeit von Ruth ab 1932 dar. Die zweite Hälfte enthält die Tagebucheinträge, welche Ruth für ihre Tochter Karin von deren Geburt an verfasst hat.
Das Buch erzählt die Geschichte des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit aus einem anderen Blickwinkel. In den Aufsätzen spiegelt sich die Ideologie wieder, mit der Ruth aufgewachsen ist und die ihr von überall vermittelt wurde. Der tiefe Glaube in die Richtigkeit des Regimes ist in jedem Text zu spüren. Aus der heutigen Sicht ist dies beängstigend, aber ebenso lehrreich. Ruth wuchs in einem Umfeld auf, dass sie nur das glauben lies, was für das Regime nützlich war.
In den Tagebucheinträgen nach der Geburt von Karin im Juli 1944, wird der Schrecken des Krieges immer wieder deutlich, ebenso der Wunsch, dass dieser bald enden solle. Nach Kriegsende kommt aber weniger die Erleichterung, als die Ernüchterung, das ganze Leben lang belogen worden zu sein. Das Schlimmste steht erst bevor: Dresden in der Nachkriegszeit. Bedrückend und ernüchternd lesen sich die Einträge. Der einzige Lichtblick der Familie bleibt die kleine Tochter Karin.
Fazit
Ich kann das Buch nicht wie gewöhnlich bewerten, da die Autorin Karin Gerloff meine Großmutter ist. Somit ist das Buch Teil meiner eigenen Familie und Geschichte.
Was ich jedoch als Bewertung dazu sagen kann ist, dass sich dieses Buch ganz anders liest als viele andere Literatur zu diesem Thema. Es ist nämlich weder eine fiktive Auseinandersetzung mit Nazideutschland, noch eine Nacherzählung. Was man in diesem Buch liest, sind Texte, wie sie zu der Zeit verfasst wurden. Dies ist beängstigend, bedrückend und auch lehrreich.