"Warum schreiben Sie nicht einmal über das Glück?" - "Weil es so schwierig ist. Weil die Sprache, die man herkömmlicherweise dazu verwenden würde, von der Unterhaltungs- und Werbebranche seit langem unsäglich trivialisiert, kommerzialisiert und verbraucht worden ist." - Solche Zeilen können in einem Nachwort stehen, wenn man es die Autorin selbst schreiben lässt und diese ein fiktives Frage- und Anwortspiel zwischen Leser und Autorin niederschreibt. - Nein. vom Glück handeln ihre Gedichte nicht. Da gibt es ein feierlich-trunkenes Liebesgedicht, das langsam in drastische Abneigung beim Anblick des nackten "trüben verstimmten ausgeleierten Arsch" kippt und das den bezeichnenden Titel "Im ersten Licht" trägt. Und es gibt die komplette Desillusionierung in "Phantom": "Wenn nichts mehr / übrigbleibt außer / einer Müdigkeit / die sich wortlos / allein / zurückziehen will von allen /// dann wäre es vielleicht / doch gut manchmal / wenigstens / einen Namen / zu wissen den man / murmeln könnte / ohne im geringsten / eine Erscheinung / noch zu erwarten."
Rezension zu "Neununddreißig Gedichte" von Karin Kiwus