Das Buch von Karine Tuil ist angelehnt an mehrere Terroranschläge im Namen des IS in Paris. 2015 wurden mehrere Anschläge mit 130 Toten und sehr vielen Verletzten ausgeführt.
Die Protagonisten sind Alma, eine Ermittlungsrichterin im Bereich der Terrorismusbekämpfung, Emmanuel ein Strafverteidiger und ein Tatverdächtiger Abdeljalil Kacem. Im Mittelpunkt des Buches steht die Befragung des Tatverdächtigen und auch die Gefühlslage der Richterin. Kann man immer richtig entscheiden, ohne dass Gefühle oder Urteile in DIESE EINE ENTSCHEIDUNG mit einfließen?
Die Richterin selbst ist mit Ezra, einem sehr gläubigen Juden verheiratet und hat eine Tochter, die Ali, zum Freund hat. Dieses Konstrukt der Familie und die Freundschaft der Tochter zu Ali ist nicht überzeugend gelungen. Immer wieder steht die Religion und Tradition der Personen im Weg. Alma und Ezra leben sich also auseinander. War das ein kleiner Fingerzeig, dass Religionen nicht immer miteinander zusammen auskommen können?
Es kommt wie es kommen muss: Alma fängt mit Emmanuel eine Liebesbeziehung an, was für ihren gemeinsamen Fall der Terroranschläge nicht gut ist. Es kommt zur Katastrophe.
Was mir gut gefallen hat, ist die emotionale Schreibweise, Fragestellungen, die sich Alma in Ich-Form stellt und verzweifelt ist über ihre Entscheidung. Man spürt eine tiefe Angst und Unmut in ihren Gedanken. Abwechselnd schreibt Tuil Kapitel aus der Sichtweise Almas in Ich-Form, in der man auch ausführlich die Liebe zu Emmanuel mitbekommt und Kapitel der Befragung der Richterin Alma gegenüber des Terrorverdächtigen aus der Sicht der Autorin. Man kann sich einfühlen in den Fall und ist sich tatsächlich nicht sicher, ob Abdeljalil schuldig ist oder nicht. Bis zum Schluss bleibt das Buch wirklich spannend.
Ich hatte das Buch schon eine Weile im Regal und nun hatte ich es mir vorgenommen. Warum ich solange gebraucht habe, ist leicht zu erklären: Ich bin umgezogen und hatte viel um die Ohren.....das Lesen kam in letzter Zeit etwas zu kurz.
Das Buch hat mich mitgerissen, beeindruckt, aber auch sehr traurig gemacht. Religion darf nicht auf so eine Weise gerechtfertigt werden. Jedes Mal, wenn ich eine Nachricht im Radio höre oder im Fernsehen sehe, dass aus diesen Beweggründen wieder jemand sterben musste, bin ich wirklich traurig.
Kurz und knackig, aber mehr kann man zu diesem Buch nicht schreiben. Jedes weitere Wort wäre zuviel.
Genre: Terrorismus; Religion; Frankreich
















