Rezension zu "Handbuch Bildung, Training und Beratung" von Karl F. Meier-Gantenbein
Handbuch für die flexible Seminararbeit
Strukturierte Handlungsmöglichkeiten zur Vorarbeit, Durchführung und Nacharbeit von Seminaren und Trainings findet der Leser auf dem Markt in vielfacher Form. Alle diese Handreichungen, die zum Teil in komplett ausgearbeiteter Form zu erwerben sind, besitzen allerdings das gleiche Manko in den Augen Meier-Gantenbeins. Sie funktionieren nur solange, wie die „vorgedachten Rahmenbedingungen“ ihre Gültigkeit behalten. So erlebt der im Bereich professionell Arbeitende mit dem Gros des Materials weitgehend ähnliche Erfahrungen. Ein Teil des Materials ist brauchbar, ein anderer Teil des konkreten Materials geht aber „am Bedarf vorbei“.
Aus dieser Grundbeobachtung heraus bieten die Autoren im Buch nun eben nicht feststehende und festgelegte Abläufe an, sondern wenden sich in den 12 Konzepten, die im Buch, in Stil und Form verständlich und durchweg praxisorientiert vorgestellt werden „Grundkonzepten“ der Bildungs- und Seminararbeit zu. Wer, in den Augen der Autoren, sich in diesen Konzepten zu bewegen gelernt hat, kann durch einfaches Umschalten zwischen den Konzepten jeweils bedarfsgerecht auf Lehr- und Lernanforderungen reagieren. Ein Ansatz, den die Autoren in ihrer lernpsychologischen Einführung zum Buch detailliert erläutern und überzeugend darzustellen vermögen.
Hirnforschung, Kommunikation (nach Schulz von Thun) Transaktionsanalyse, Themenzentrierte Interaktion (nach Cohn), NLP, Gestaltansatz, Psychodrama, Handlungslernen, Konstruktivismus, der systemische Ansatz, die lösungsorientierte Kurzeittherapie sowie der provokative Stil bilden die (derzeit gängigen) „Grundkonzepte“ nicht nur für die beraterische und therapeutische Arbeit, sondern moduliert eben auch für die Gestaltung von Trainings, Seminaren und allgemeinen Bildungsangeboten.
Jedes einzelne der Konzepte wird im Buch in fester Form vorgelegt. Zunächst wird der Ansatz grundlegend erläutert („Was steckt dahinter), in Bezug auf seine Ethik und seine Werte einer kritischen Betrachtung unterzogen und, im je letzten Teil, in seiner Methodik komprimiert vorgestellt. Diese methodischen Teile bilden eindeutig den Schwerpunkt des Buches. In Formen der Darstellung, die zum Erproben geradezu.
Dennoch bleibt zu bemerken, dass eine reine literarische Beschäftigung mit den Konzepten nicht zu einer vertieften Umsetzungskompetenz führen wird. Die eigene, weitere Fortbildung ist unerlässlich, um zu gewährleisten, was Meier-Gantenbein und Späth vorschweben. Eine sichere Beherrschung der 12 Methoden und die damit einhergehende Möglichkeit, zwischen den Methoden bedarfsgerecht „zu switchen“.
Dennoch kann der Ansatz der Autoren als gelungen betrachtet werden. Schwerlich wird man ein Handbuch finden, in dem die gängigen Konzepte zur Bildungsarbeit in dieser gemeinsamen Form Darstellung und praxisorientierten Form abgebildet und erläutert werden.
Das Handbuch bietet eine Zusammenfassung nicht von konkreten „Seminarplanungen“ („Rezepte“), sondern von „Hintergrundkonzepten“, in denen der jeweilige Trainier oder Schulungsleiter sich kompetent im Rahmen einer Bildungsarbeit zu bewegen versteht (und nicht im Rahmen intensiver Therapien, die sicherlich in jedem der Konzepte eine grundlegende Ausbildung erfordern würde). Kompetent, verständlich und praxisorientiert ist das Buch eine hervorragende Hilfe für Lehrende und Lernende und rundweg empfehlenswert.