Karl Ludwig Nicol

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Cover des Buches Das Durchdrehen der Schraube (ISBN: 9783423144568)
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Rezension zu "Das Durchdrehen der Schraube" von Henry James

Gar nicht mal so gruselig
Buchperlenblogvor 4 Jahren

Inhalt

Eine junge Frau nimmt die Stelle als Gouvernante für zwei Kinder an, deren Eltern verstarben, und die nun, ganz der abwesenden Obhut des Onkels überlassen, auf einem herrschaftlichen Anwesen für einigen Wirbel sorgen.

Das Nicht-Gesagte

Heute, am 09. Oktober 2020, startet die neue Spuk-Staffel auf Netflix. War ich großer Fan der ersten Staffel rund um The Hunting of Hill House – ebenso von Shirley Jacksons Romanvorlage wie auch der filmischen Umsetzung von 2018 – wollte ich vorab natürlich unbedingt wissen, worum es dieses Mal gehen wird! Henry James‘ „Das Durchdrehen der Schraube“ stand hierfür Pate und erzählt uns eine eigentlich ziemlich gruselige Geschichte.

Eigentlich? Ja, denn würde man die vielen nichtssagenden, um den heißen Brei herumredenden Dialoge einmal beiseite lassen, käme eine durchaus unheimliche Geschichte bei raus. Doch von Anfang an.

Wir gelangen zusammen mit unserer namenlosen Erzählerin auf das großzügige Landgut Bly Manor. Die Angestellten des Hauses scheinen allesamt nett, und besonders in der Haushälterin Mrs Grose findet sie schnell eine Verbündete. Auch die beiden Kinder Miles und Flora wirken in ihrer kindlichen Schönheit und Unschuld wie zwei kleine Engel auf die neue Gouvernante. Doch einige Zeit nach ihrer Eingewöhnung trifft sie auf einem ihrer Spaziergänge auf die Erscheinung eines fremden Mannes. Eines Mannes, der, wie sich später herausstellt, schon längst verstorben ist. Dieser soll nicht der einzige geisterhafte Besucher Blys bleiben, denn nicht alle ehemaligen Angestellten möchten das Landgut verlassen, weder lebend noch tot. Auch die Kinder scheinen die Erscheinungen längst bemerkt zu haben. 

Anfangs erinnerte mich dieses Buch durchaus in den Grundzügen an liebgewonnene Schauerklassiker wie Jane Eyre oder Sturmhöhe der Bronte-Schwestern. Doch mit der Zeit wurde eines immer deutlicher: Was den Bewohnern Blys eindeutig fehlt – und womit James wohl seine Geschichte besonders schmücken wollte – ist die mangelnde Kommunikation. Zwischen den Ausrufen der ach so goldlockigen Kinderlein und der Beschwörung der Haushälterin zur Vorsicht, findet sich vor allem eines: das Nicht-Gesagte. Viele Gespräche werden begonnen, Fragen um Fragen gestellt, und doch nie zufriedenstellend beantwortet. Auch bleiben die Geister in ihrem Erscheinen eher undurchsichtig, die wahrhaft böse Absicht, die ihnen immer wieder unterstellt wird, blieb mir seltsam fremd. Interessanter dagegen empfand ich die vielen Interpretationsansätze, die sich hier und da und auch in den Anmerkungen des Buches finden lassen. 

Fazit

Eigentlich eine grundsolide Geistergeschichte, die besonders durch ihren vergänglichen Charme besticht. Dabei hätte ich mir allerdings doch mehr Handlung an sich gewünscht, um mich wahrhaft gruseln zu können. Stattdessen wollte ich schlussendlich nur noch eines: das alle Beteiligten einfach miteinander reden. Nun blicke ich also gespannt auf den neuen Netflix-Spuk und hoffe, dass dort die Geister uns wahrhaft gruselig heimsuchen werden.

Cover des Buches Das Durchdrehen der Schraube (ISBN: 9783423144568)
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Rezension zu "Das Durchdrehen der Schraube" von Henry James

etwas zäh zu lesen, aber rätselhaft und faszinierend
Knigaljubvor 5 Jahren

Was es mit dem Titel "The turn of the screw" genau auf sich hat, ist eine der Fragen, die einen umtreiben können, wenn man sich durch diese 1898 erschienene Novelle gelesen hat. 

Nicht jedem Übersetzer erschien die Schraube jedenfalls zentral genug, um sie auch im deutschen Titel unterzubringen (wie "Das Geheimnis von Bly" und "Die Unschuldsengel" zeigen). Und selbst, wenn sie es in den Titel schaffte, blieb die Frage danach, wie: Wird sie - analog zur sich windenden und allmählich zuspitzenden Handlung - ganz einfach 'gedreht' , wie Harry Kahn in seiner Übersetzung ("Die Drehung der Schraube") zeigt?
Oder wird hier doch eher ein Übermaß erreicht, ein 'Durchdrehen' (wie in der Neuübersetzung von 2001 im Titel ausgedrückt), das auch auf das Kindermädchen übertragen werden kann, wenn dieses von paranatürlichen Erscheinungen berichtet und vom Beschützen ihrer Zöglinge immer besessener zu werden scheint? Überhaupt stellt sich zunehmend die Frage, wie zuverlässig unsere Erzählerin eigentlich ist und warum James das Erzählte in eine Rahmenhandlung einbettet, in der er uns erstmal an einem Kamin Platz nehmen lässt und Spannung aufbaut, bevor es losgeht.

Und dieses "Aufmerksammachen" und Vorausdeuten zieht sich sehr. Mir jedenfalls waren der übertriebene Spannungsaufbau und das Ausmaß an Andeutungen irgendwie too much. Vor allem anfangs wird mir ein wenig zu viel "drumherum geredet".Auch der hypotaktische Stil kann gelegentlich anstrengend werden.

"Ich weiß kaum, wie ich meine Erzählung in die geeigneten Worte bringen soll, um ein glaubhaftes Bild meines Seelenzustandes zu geben; aber ich war in diesen Tagen buchstäblich dazu im Stande, Freude zu finden an dem außerordentlichen Aufschwung von Heroismus, den die Gelegenheit von mir forderte."

Wenn es dann aber mal handlungstechnisch vorangeht, dann ist es wirklich spannend, wie hier über die mysteriösen Ereignisse berichtet wird und was für Auswirkungen das vor allem auf unsere Erzählerin hat. Das Ende kommt sehr abrupt, aber stellt natürlich den seitenlang vorangekündigten Höhepunkt dar. Interessanterweise kommt es zu diesem auch erst im allerletzten Satz auf der allerletzten Seite - in der Schraubenspitze gewissermaßen.

Obwohl ich die Erzählung also ein wenig anstrengend zu lesen fand, verstehe ich, warum dieses Werk das meistrezipierte des Autoren ist und auch bis heute für viele seine Faszination nicht verloren hat, denn es lässt mehrere Lesarten zu, ist ambig bezüglich seiner Ausdeutung. Wem sich langsam entfaltende Rätselhaftigkeit Spaß macht, dem sei die Erzählung also gern empfohlen. 


Fazit: 
Vor allem anfangs schraubt sich die Erzählung sehr langsam voran, doch dann wird sie, mit jeder Windung ein Stückchen mehr, immer rätselhafter. Am Ende bleibt man mit einigen Fragen zurück. Wenn man das mag und über das Zähe hinwegliest, durchaus empfehlenswert. Wenn nicht, kann man dieses Werk auch getrost der Literaturwissenschaft überlassen, an Interpretationsstoff mangelt es hier jedenfalls nicht.

Cover des Buches Das Durchdrehen der Schraube (ISBN: 9783423144568)
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Rezension zu "Das Durchdrehen der Schraube" von Henry James

Nostalgischer Grusel zum nachdenken
MademoiselleMeowvor 5 Jahren

Der Herbst naht, die beste Zeit für gruselige Literatur. Das erste Buch auf meiner Liste, war hier „Die Drehung der Schraube“ von Henry James. Ein wahrlich blöder Titel, „Das Geheimnis von Bly“ klingt da wesentlich schöner. Doch diesem Titel soll ein tieferer Sinn inne liegen, wie ich später erfahren sollte. Auf das Buch kam ich, als kürzlich bekannt gegeben wurde, dass die 2. Staffel der Netflix Serie „ The Haunting on Hill House“ sich dem Stoff annehmen wird. Da ich ein großer Fan der Serie bin, war ich gleich Feuer und Flamme für die Geschichte um eine Gouvernante, die zwei Waisenkinder auf einen abgelegenen Anwesen betreuen soll, auf dem es nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Genau mein Ding! Sofort bestellt! Als ich auf der Rückseite des Romans jedoch eine Empfehlung von Oscar Wilde las, war ich doch sehr überrascht. Tatsächlich handelt es sich bei „Die Drehung der Schraube“ um eine Novelle aus dem Jahr 1898. Zu jener Zeit pflegte man ja noch ganz andere Umgangsformen, die sich zuweilen recht kompliziert lesen. „Das Bildnis des Dorian Gray“ habe ich genau deswegen bis heute nicht fertig gelesen. Doch eine Sammlung von Poe‘s Geschichten lehrte mich, dass 100 Jahre alte Romane nicht immer schwer zu lesen sein müssen. Und auch „Die Drehung der Schraube“ überrascht mit einer recht angenehmen und flüssigen Schreibweise. Wenngleich man sich hin und wieder nach ein paar mehr Dialogen sehnt. Die Kapitel sind eher kurz, sodass man das Buch nach zwei Kapiteln problemlos zur Seite legen und am nächsten Tag wieder aufnehmen kann, ohne dass man dabei die Handlung aus den Augen verliert. Mit dem Grusel ist es so eine Sache. Ich bin in solchen Dingen sowieso abgehärtet und die Menschen, die im 19. Jahrhundert lebten, hatten noch eine ganz andere Vorstellung von Grusel. Trotzdem muss ich sagen, dass mir diese Art des Unheimlichen gefiel. Die Geistererscheinungen agieren aus der Ferne und tun dabei doch nichts anderes, als einfach nur dazustehen und zu starren. Sie kommen nicht aus dunklen Ecken gesprungen, sie wenden keine körperliche Gewalt an. Sie verbreiten einzig und allein durch ihre Anwesenheit Angst und Schrecken. Nicht einmal ihr Aussehen hat etwas typisch geisterhaftes. Es ist vielmehr die Verdorbenheit ihrer Seele, die der Gouvernante gehörig Angst einjagt. Und genau das mag ich an dem Roman so sehr. Wir sind heute so sehr an die Effekthascherei und Jumpscares gewöhnt, dass wir darüber ganz vergessen, dass der leise Grusel der Schlimmste ist. Das hat zuletzt schon „The Haunting on Hill House“ meisterhaft bewiesen. Man denke nur an die ganzen Geister, die nichts weiter taten, als reglos im verschwommenen Hintergrund zu stehen. Und auf keinen Fall sollte man den psychologischen Aspekt vergessen, denn bis zuletzt stellt sich die Frage, ob die Geister Realität oder grausame Einbildung waren. Beides ist möglich und darüber lässt einen das Buch (leider) im Unklaren und viel Raum für Spekulationen. Auch wenn man in Anbetracht dessen, dass man zu Anfang der Erzählung erfährt, dass die Gouvernante auch nach der Anstellung bei den Geschwistern wieder Kinder betreute, annehmen kann, dass es sich eben nicht um Hirngespinste, bzw. um eine psychische Erkrankung der Gouvernante handelte. Wobei ich immer noch dazu neige zu glauben, dass es doch, wenn man alles zusammenzählt, nichts anderes gewesen sein kann. Was den Titel angeht, so kann sich jeder einmal den Wikipedia Artikel zum Roman zu Gemüte führen oder es bei meiner eher plumpen Interpretation belassen :D. Ich persönlich finde die Erklärung dazu weit hergeholt. Aber irgendeinen Sinn muss er ja haben. Ich werde mir auf jeden Fall noch die eine oder andere Meinung zu dem Buch durchlesen, denn man kann hier so viel hinein interpretieren.

Auch wenn das Ende sehr abrupt kam und ich mich nicht wirklich gegruselt habe, fand ich das Buch wirklich stark. Für mich war es etwas erfrischend neues, obwohl die Geschichte doch schon so alt ist. Und wie uns schon Filme alá „Blair Witch“ gelehrt haben, ist die Ungewissheit, mit was man es am Ende zu tun hatte, manchmal das Unheimlichste.

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