Cover des Buches Der Sohn des Bärenjägers (ISBN: 4026411107899)
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Rezension zu Der Sohn des Bärenjägers von Karl-May-Stiftung

Entführt von Indianern

von Buchgespenst vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Einer der besten Abenteuerromane Mays!

Rezension

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Buchgespenstvor 7 Jahren

Als Martin Baumann vom Indianer Wohkadeh erfährt, dass sein Vater von den Sioux-Ogalalla gefangen genommen wurde, bricht er sofort mit dem Hobble-Frank, dem schwarzen Diener Bob, dem Langen Davy und dem Dicken-Jemmy auf, um ihn zu befreien. Doch der Weg ist gefährlich, denn auch die Upsarokas befinden sich auf dem Kriegspfad.

Ein spannender Abenteuerroman von Karl May, in dem der Leser zum ersten Mal Hobble-Frank begegnet. Dieser Band bildet zusammen mit „Der Geist des Llano Estacado“ die Vorgeschichte zur Trilogie „Old Surehand“. Alle wichtigen Szenen und Helden werden hier vorbereitet und doch ist es ein in sich abgeschlossenes Abenteuer. Selbstverständlich sind auch Winnetou und Old Shatterhand dabei und die Geschichte gipfelt in einer spektakulären Befreiungsaktion. Der christliche Unterton, den May in den Winnetou-Romanen hat, fehlt hier völlig. Das Abenteuer konzentriert sich um die jugendlichen Protagonisten Martin und Wohkadeh, die ihren Mut und ihre Tapferkeit unter Beweis stellen. Witzig sind die Wortgefechte zwischen dem ehemaligen Gymnasiasten Jemmy (eine Klasse absolviert) und dem konfusen Autodidakten Hobble-Frank. Kleine Anekdote am Rand: wie viele heutige Leser können das gelehrte Wirrwarr noch entschlüsseln? Angenehm ist, dass auch dieses Element wohldosiert eingesetzt wird und nicht nervt. Das richtige Maß hat May dabei nicht immer gefunden, doch in diesem Roman stimmt es. Es amüsiert, lockert die Abenteuerepisoden und geschichtlichen wie geographischen Exkurse auf.

Die Besonderheit der Weltbild-Ausgabe ist, dass sie sich am Zeitschriftenerstdruck von 1887 orientiert und auf die späteren Kürzungen und Bearbeitungen verzichtet. Ein kurzes Vorwort gibt Einblick in die Inspiration, Arbeitsweise und Werkgeschichte Mays. Das ist nicht nur für Literaturwissenschaftler interessant. Der dritte Pluspunkt der Ausgabe sind die reichhaltigen Illustrationen. Großformatige Schwarzweißzeichnungen aus der tschechischen Ausgabe, die ca. Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts erschienen ist.

Fazit: ein exzellenter Abenteuerroman in einer unübertroffenen Ausgabe. Wer eine noch bessere Version sucht, kann nur noch zur historisch-kritischen Werkausgabe greifen. Das hier ist die einmalige Chance Karl May im Original kennenzulernen.

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