Ein historischer Roman, der die Lebensgeschichte der Westerwälder Gräfin von Sayn-Wittgenstein, auch bekannt als „die Hungergräfin“ beschreibt. Der Autor hat die Ereignisse im Westerwald des 30-jährigen Krieges gründlich recherchiert und schildert eindringlich nicht nur das Leben der Gräfin, sondern auch die Kämpfe, Wirren, Sorgen und Nöten der Bevölkerung. Der stets kranke Graf Ernst und seine Gemahlin, die Gräfin Louise Juliane, die mithilfe der Beratung durch den treu ergebenen Obristen Karl Wilhelm Dormann die Regierungsgeschäfte übernimmt, kämpfen gegen die Stiefmutter von Graf Ernst. Diese setzt nämlich alles daran, ihren ältesten, leiblichen Sohn als Herrscher über die Grafschaft zu setzen. Sie gewinnt sogar Tilly’s Truppen für ihre Pläne. Das Leid der Bevölkerung kennt bald keine Grenzen mehr, nicht nur der Krieg und die Auseinandersetzungen der Grafenfamilie mit ihren Truppen, sondern auch die Pest fordern ihren Tribut. Doch die starke Gräfin gibt nicht auf, sie setzt sich weiterhin unermüdlich für die Menschen in ihrer Grafschaft ein, ebenso wie Karl Wilhelm, der stets zwischen Flucht und Pflicht steht.
++
Eine Lebensgeschichte, deren Originalfassung aus dem Jahre 1912 stammt und die in neuer Bearbeitung 2004 erneut veröffentlicht wurde. Die gewöhnungsbedürftige, alte Sprache wurde bewusst nicht verändert, um die Authentizität zu bewahren. Dies ist gelungen, denn der Erzählstil trägt wesentlich dazu bei, dass man sich bereits nach wenigen Zeilen im 17. Jahrhundert zu befinden glaubt. Zugegeben: an den altertümlichen Erzählstil und die Verwendung der altdeutschen Begriffe wie „Obrist“, „Eidam“ für Schwiegersohn, oder „Lohe“ für die große Flamme usw. muss man sich erst gewöhnen, aber zum Glück gibt es im Anhang ein Glossar zum Nachschlagen. Belohnt wurde ich mit einer fesselnden, gründlich recherchierten Geschichte, die nicht nur unterhaltsam ist, sondern mir auch einige interessante und informative Details aus der Geschichte meiner Heimatregion näherbrachte.
Die Haupt-Schauplätze Hachenburg und Altenkirchen, ebenso wie zahlreiche Orte und Burgen im Umkreis werden lebendig, umsomehr, als sowohl Ortsnamen als auch sämtliche Figuren authentisch sind. Im ausführlichen Anhang finden sich neben dem bereits erwähnten Glossar zusätzliche Informationen über die Gräfin von Sayn als auch pber den Autor Karl Ramseger-Mühle.
Fazit:
Es fällt leicht, sich in das 17. Jahrhundert hineinzuversetzen, in die Zeit des 30-jährigen Krieges und des Kampfes um die Grafschaft Sayn, die soviel Leid über das Volk brachte.
Die „Hungergräfin“ hat die Aufmerksamkeit, die sie durch dieses Buch hoffentlich erhält, absolut verdient, sie war eine starke und sympathische Frau, die für ihr Volk und ihre Familie gekämpft hat.
Ich kann diesen historischen Roman allen Liebhabern historischer Romane empfehlen, und dies auch weit über die Region des Westerwaldes hinaus ! Keine leichte Kost, dafür aber detailgetreu, informativ, und mit sehr viel Zeitgeist !