Karola Bartsch
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Das Testament der Sünderin
Zauberwelt Arktis
Väter und Töchter
Die letzte Chance
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Rezension zu "Das Testament der Sünderin" von Frédéric<br>Cabesos, Violette Lenoir
Die Archäologin und Mittelalterspezialistin Johanna erforscht in der Basilika von Vézelay die Reliquien der Maria Magdalena. Doch als ihre Tochter plötzlich von lebensgefährlichen Albträumen heimgesucht wird, in denen sich das Kind in Pompeji zur Zeit des großen Vulkanausbruchs zu befinden glaubt, muss Johanna alles daransetzen, das verlorene Wort Jesu wiederzufinden, um ihre Tochter zu retten. Gleichzeitig geschehen mysteriöse Morde in der Ausgrabungsstätte von Pompeji und es stellt sich heraus, dass diese in Verbindung mit der geheimnisvollen Krankheit von Johannas Tochter stehen. Sie setzt nun alles daran, die verschollene Papyrusrolle zu finden.
Gleich vorweg: Wer, so wie ich, den ersten Band Der Fluch des Mont-Saint-Michel nicht gelesen hat, wird, was die Geschichte Johannas angeht, mit ziemlichen Wissenslücken zu kämpfen haben. Denn die Ereignisse davor werden zwar erwähnt, aber letztendlich kennt man die Einzelheiten doch nicht. Für mich schade, denn weder im Klappentext noch in der Inhaltsangabe ist der Vorband erwähnt.
Der deutsche Titel irritiert außerdem und wie fast immer passt das Original (übersetzt Das verlorene Wort) viel besser. Es geht nämlich um jene Worte, die Jesus in den Sand schrieb, als die Sünderin zu ihm gebracht wurde.
Das Testament der Sünderin gliedert sich in drei Stränge.
Der mitreißendste Teil beschäftigt sich mit der christlichen Sklavin Livia in Rom bzw. Pompeji zur Zeit des Vulkanausbruchs. Die Welt des Römischen Reiches wird sehr detailgenau und ergreifend geschildert.
Der zweite Strang führt in das 11. Jahrhundert, in die Blütezeit der Abtei von Cluny und die seltsamen Machenschaften, die der Abt von Vézelay betreibt, um sein Kloster zu Reichtum und Ansehen zu führen. Die Charaktere dieses Teils bleiben eher distanziert.
Der Strang in der Gegenwart erzählt die Geschichte Johannas, die vor den Geistern ihrer eigenen Vergangenheit flieht und ihre Tochter abgöttisch liebt. Das Kind scheint die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Mutter, Übersinnliches wahrzunehmen, geerbt zu haben und wird vom Geist Livias heimgesucht.
Die Geschichte um Johanna und ihre Tochter ist für mich am wenigsten schlüssig. Da eben, wie gesagt, Vorinformationen aus dem ersten Band fehlen, erscheinen Aktion und Reaktion Johannas manchmal nicht glaubwürdig, die Andeutungen über ihre Vergangenheit sind unvollständig und daher nicht befriedigend.
Die übersinnliche Komponente als Draufgabe erschien mir letztendlich ein wenig zu viel des Guten.
Dass das Autorenduo in Philosophie, Soziologie bzw. in Fragen des Mittelalters gut bewandert ist, zeigt sich in den ausführlichen Beschreibungen und Dialogen. Für Geschichtsinteressierte durchaus spannend zu lesen, auch wenn die Handlung selbst dadurch manchmal ins Hintertreffen gerät. Zu viel des Guten stellenweise die akribischen Aufzählungen und endlosen Diskurse über Philosophie und Religion.
Auch durch den Perspektivenwechsel dauert es, bis man in die Geschichte so richtig hineinkommt. Wirklich spannend wird sie erst im letzten Drittel.
Fazit: Kein Thriller im herkömmlichen Sinn, eher Stoff für Geschichtsinteressierte, die anschauliche und detailgenaue Beschreibungen lieben und sich auf Spekulationen einlassen wollen.