Germanien, kurz nach Beginn unserer Zeitrechnung. Im Stamm der Chatten lebt Leyla, die Tochter des Stammesführers. Bei ihren Mittbürgern im Dorf ist sie als Sonderling, teils sogar als Hexe verschrieen, da sie sich nicht in ihre Rolle als Frau fügen möchte und sehr viel Zeit allein im Wald verbringt. Aber Ihr Vater Gajoban verzeiht ihr fast alles, sie ist nach einem Überfall der Sueben, bei der seine Frau und beide Söhne getötet wurden, alles, was von seiner Familie noch lebt. Doch eines Tages lernt sie im Wald den Römer Thalias kennen und sogar lieben, ein für beide Kulturen großes Vergehen, dass sogar mit dem Tod bestraft werden kann…
Zur gleichen Zeit bereitet der junge Cheruskerfürst Herrmann eine Falle für die römischen Besatzungstruppen unter Varus vor. Dieser vertraut ihm, als Arminius ist er sogar der Anführer seiner germanischen Hilfstruppen. Leyla gerät in eine große Zwickmühle zwischen Loyalität zu ihrem Volk und der Liebe zu Thalias.
Karolina Lintl lässt uns die Zerrissenheit von Leyla spüren, beim Lesen fühlt und leidet man mit der jungen Frau. Auch wenn man den Lauf der Geschichte kennt, ist das Buch immer spannend durch das herausgreifen einzelner Personen aus dem Dunkel der Historie. So ist die Schlacht am Ende nicht nur eine Jahreszahl im Geschichtsunterricht, sondern ein Ereignis, auf das die Protagonisten mit Hoffen und Bangen zusteuern. Die Ängste der mutigsten Krieger und Frauen sind greifbar geschildert.
Ein durchaus gewollter Nebeneffekt der Erzählung ist, das dem Leser die Tatsache vermittelt wird, Liebe ist stärker als alles Trennende und der individuelle Mut Einzelner kann ganzen Nationen zur Freiheit verhelfen.
Durch die Sprache des Buches wird man mental in die Zeit vor über 2000 Jahren versetzt. So sehr man am Anfang eventuell etwas verwirrt ist, desto mehr spürt man, dass diese Ausdrucksweise einfach passend für die historische Erzählung ist.
Als absoluter Geschichtsfan bin ich dankbar, dass ich die Gelegenheit bekam, dieses Buch zu lesen und zu genießen.