Karoline Georges

 3 Sterne bei 3 Bewertungen
Autor*in von Totalbeton und Synthese.

Lebenslauf

Karoline Georges, geboren 1970 in Montréal, studierte interdisziplinäre Kunst und Film in Québec, später in Montréal Kunstgeschichte. Als freischaffende Künstlerin interessiert sie sich vor allem für Erscheinungsformen des Virtuellen, für die Möglichkeiten der Zukunft und das besondere Verhältnis von Bewusstsein und Technologie. Ihre Bücher sind mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet worden.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Karoline Georges

Cover des Buches Totalbeton (ISBN: 9783906910925)

Totalbeton

(2)
Erschienen am 15.09.2020
Cover des Buches Synthese (ISBN: 9783907336045)

Synthese

(1)
Erschienen am 09.11.2021

Neue Rezensionen zu Karoline Georges

Cover des Buches Synthese (ISBN: 9783907336045)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Synthese" von Karoline Georges

Gwhynwhyfar
insgesamt hat mich der Stoff gelangweilt

«Ich brauche die Orte, die ich durchquere, nur als Szenen eines Videoclips zu sehen, mich selbst zur Kamera, zum abstrakten Auge zu machen, und schon nehme ich nur noch eine dynamische Anwesenheit von Menschen wahr, vor einem beweglichen Hintergrund aus Farben und Formen; ich muss mir einreden, dass sie gar nicht wirklich da sind, sondern nur Bilder in einer virtuellen Umgebung.»


Als ein 16-jähriges Model auf dem Weg nach Kanada ist, passiert zeitgleich in Tschernobyl ein Unglück in einem Atomkraftwerk. Das interessiert sie genauso wenig wie Mode. Eigentlich interessieren sie nur Fiktionen in ihren Büchern und Virtuelles. Sie liebt Bilder, Bilder im Kopf, würde selbst gern ein Bild sein. So wird sie Model, auch weil man so viel Geld verdienen kann, ohne studieren zu müssen. Sie macht in Paris Karriere und wird sehr jung finanziell unabhängig, bezeichnet sich selbst als «ein humanoider Kleiderbügel». Wir erfahren in kurzen Rückblicken etwas über ihre Familie. Ihre Mutter war nie für sie da, trotz Anwesenheit, eine Alkoholikerin. Von ihrem gewalttätigen Vater hat sie sich längst abgewendet, meist war er nicht zu Hause – das war auch gut so. Das Kind flüchtet sich ins Fantastische: Trickfilme, Bücher; sie lässt keinen Emotionen zu, stumpft ab, entfremdet sich der Realität. Sie flüchtet sich später in die virtuelle Welt.


«Sämtliche Sommer meiner Kindheit verbrachte ich zurückgezogen in meinem Zimmer im Souterrain und verschlang hinter verschlossenen Vorhängen zwei bis drei Romane am Tag.»


Allerdings ist die berichtende Ich-Erzählerin bereits eine alternde Frau, umgeben von Hausrobotern. 

Ich habe das Buch drei Mal angefangen, immer wieder weggelegt. Für mich gab es interessante Stellen, aber das emotionslose Erzählen – was eben zu dieser Person passt – die von sich und ihren Gedanken spricht, begann mich zu langweilen. Letztendlich passiert ja nichts, es gibt kaum Begegnungen. Wenn es eine gibt, ist sie beobachtend ohne Interaktion. Einzig ein Besuch im Krankenhaus löst bei ihr etwas aus. Sie sieht ihre Eltern nach langen Jahren wieder, vergreist. Den Vater ignoriert sie, die Mutter in ihrem Elend entsetzt sie; sie rennt wieder hinaus. Schreiben kann Karoline Georges, es gibt wundervoll sprachlich gestaltete Stellen, Tiefsinniges, drum habe ich mich auch bis zum Ende gequält. Es ist kein Buch für mich, insgesamt hat mich der Stoff gelangweilt und die rationale Erzählung konnte mich nicht berühren.


«Bevor meine Mutter es mir irgendwann erklärte, habe ich lange geglaubt, dass sich das, was ich auf dem Bildschirm sah, tatsächlich irgendwo live abspielte. Das das Fernsehen eine Art Webcam sei, noch bevor es Webcams gab.»



Karoline Georges, geboren 1970 in Montréal, studierte interdisziplinäre Kunst und Film in Québec, später in Montréal Kunstgeschichte. Als freischaffende Künstlerin interessiert sie sich vor allem für Erscheinungsformen des Virtuellen, für die Möglichkeiten der Zukunft und das besondere Verhältnis von Bewusstsein und Technologie. Ihre Bücher sind mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet worden.


Cover des Buches Totalbeton (ISBN: 9783906910925)
GAIAs avatar

Rezension zu "Totalbeton" von Karoline Georges

GAIA
Danach braucht man frische Luft

Dieser Roman zeichnet in seiner Prämisse eine zutiefst dystopische Zukunft, in welcher außer einem unvorstellbar großem Hochhaus aus Beton (Wände, Möbel, alles) und dem undefinierbaren "Draußen" nichts mehr existiert. Das in der Ich-Form erzählende Kind eines undefinierbaren Alters, aber im Verlauf bei aufmerksamen Lesen definierbaren Geschlechts, lebt mit den Eltern eingeschlossen in einer Wohnparzelle in der 5969. Etage. Wie viele Etagen mehr es in diesem Gebäude gibt, weiß niemand. "Vor den Toren" des Gebäudes ohne Tore stapeln sich die Ausgestoßenen. Ein Gewimmel wie einem Hieronymus Bosch Bild entsprungen. 


Der Umgang der Familie untereinander ist genauso erschreckend und klaustrophobisch wie der Betonbau an sich. Der Vater betäubt sich mit dem "Abstumpfungsmittel", gleich nachdem sich die Familie das "Nährmittel" zugeführt hat. Die Wohnung wird nie verlassen. Man starrt auf einen Bildschirm, der die Ausgestoßenen vor dem Gebäude zeigt, als Abschreckung ja nicht aufzufallen, nicht aus der Reihe zu tanzen, nicht ausgestoßen zu werden. Wenn der Vater austickt, verprügelt er das Kind. Die Mutter ist depressiv und weinerlich. Der Platz in der Parzelle ist begrenzt, wird das Kind zu groß, passt es nicht mehr auf seinen Betonschlafplatz auf dem Boden, muss sich kleinmachen, sollte am besten verschwinden. Und das tut es dann auch. Es verschwindet nachdem es sich seiner selbst bewusst geworden ist und sich die Frage stellt, die man sich als Leser*in schon die ganze Zeit stellt: Weshalb? Weshalb das alles?


Und ab diesem Punkt des Romans verflüchtigt sich nicht nur das Kind sondern auch die greifbare Handlung. Das Buch wandelt sich zu einem einzigen philosophischen Gedankenexperiment, wird metaphysisch, transzendental , zuletzt nicht mehr greifbar. Es tut mir leid, da hat mich persönlich der Roman verloren. Diese unglaublich beunruhigende, verstörende Dystopie verpufft meines Erachtens im Finale. Nach ca. 40 Seiten wollte/musste ich an die frische Luft, da sich die Atmosphäre des Settings gespenstisch über mich stülpte und ich dachte ein neues Meisterwerk zu lesen. Nach weiteren - und den damit letzten - 100 Seiten wollte ich an die frische Luft, um wieder etwas Konkretes vor Augen zu haben.


"Konkret" - Beton (engl.) = "concrete". (Das ist jetzt ein Gedankenspiel meinerseits. Die Autorin ist frankophone Kanadierin). Der Roman scheint den Aggregatzustand zu wechseln, was mir persönlich nicht entgegen kommt. Was ich toll finde: Die Entscheidung des kleinen Verlags secession zum scheinbar passenden Papier. Dies ist meines Wissens der einzige Verlag, der in auf der Seite mit den Copyright-Angaben neben der verwendeten Schriftart etc. auch explizit die Papiersorte angibt. Warum ist das bei "Totalbeton" relevant? Das Kleine Büchlein scheint tonnenschwer in der Hand. Das Papier wirkt beim Darüberstreichen wie glatt polierter Beton, nur dass das Papier eine gefühlte Wärme abgibt, wohingegen Beton jegliche Wärme abziehen würde von einer aufgelegten menschlichen Hand. Sollte das alles so geplant sein, wäre ich fast geneigt, dem Buch doch 4 statt nur 3 Sterne zu geben.


Abschließend entscheide ich mich jedoch auf der inhaltlichen Ebene für die 3 Sterne. Da meines Erachtens das Buch großartig startet und sich dann zu sehr verliert, zu intellektualisiert in seinem philosophischen Geschwurbel. Wirklich schade.

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