Cover des Buches Marc zeichnet schwarz-weiß (ISBN: 9783937791425)
minoris avatar
Rezension zu Marc zeichnet schwarz-weiß von Karsten Harms

Philosophische Abhandlung über das Leben

von minori vor 10 Jahren

Rezension

minoris avatar
minorivor 10 Jahren

Marc, Mitte 30 und mit beiden Beinen fest im Leben verankert, verliert seinen Job und schlittert in eine Lebenskrise. Der Leser begleitet Marc eine Woche, an deren Ende die Hauptfigur in der Psychiatrie landet und erfährt viel aus Marcs Gedankenwelt und Gefühlen.

Das Cover ist für dieses Buch äußerst gelungen, ein kleiner Teufel und ein kleiner Engel buhlen um die Aufmerksamkeit eines Mannes. Natürlich ist das Bild schwarz-weiß zweigeteilt. Und tatsächlich setzt sich das auch im Buch fort: Marc nimmt den Leser mit auf eine Reise, nicht nur an verschiedene Orte, sondern auch an seinen Gedanken. Diese Gedanken sind, wie der Titel bereits andeutet, entweder schwarz oder weiß. Graustufen kennt Marc nicht und hat zu allem und jedem Phänomen unser Gesellschaft eine Meinung.

Der Verlag kündigt dieses Buch als „gesellschaftskritischen Roman“ an, und Marc hat zu allem Möglichen eine Meinung. Und diese Meinung polarisiert: Entweder ist der Leser mit Marc einer Meinung, oder er nervt gewaltig. So richtig warm bin ich mit Marc nicht geworden. Zwar spricht er mir mit vielen seiner Gedanken und Erlebnisse aus der Seele und ich kann vieles nur unterschreiben, jedoch ist er für mich einfach zu negativ und zu schwarzmalend. Immer wieder suchte ich Dinge, die auch Marc gefallen und ihm ein Lächeln ins Gesicht zaubern – vergeblich. Marc habe ich voller Wut erlebt, leider hat sich mir nicht erschlossen, warum Marc so wütend ist. Und alles Schwarze mit einer verkorksten Kindheit und einem realistischen Blick auf die Gegenwart zu entschuldigen, ist mir zu banal. Marc grübelt und stellt alles im Leben in Frage, sicherlich kein schlechter Charakterzug, vor allem in einer oberflächlich lebenden Gesellschaft, jedoch erweckt Marc öfter bei mir den Eindruck, nicht wirklich erwachsen geworden zu sein.

Gesellschaftskritisch werden Probleme der heutigen Zeit aufgegriffen, Lösungen für die Finanzkrise, den Druck im Arbeitsleben, die Integration von Migranten etc werden nicht geliefert. Der Autor lässt Marc in einem langen Monolog, ein Problem anreißen, dann aber auch schnell dem nächsten sich zu wenden. Beim Lesen hatte ich immer wieder Mühe, allem zu folgen und nicht mit meinen eigenen Gedanken abzudriften.

Sehr gelungen finde ich neben dem Cover auch die im ähnlich gehaltenen Skizzen im Buch. Treffend und prägnant werden die geschilderten Gedankengängen durch einige wenige Striche auf den Punkt gebracht und lockern das Gelesene immer wieder auf.

Schwierig finde ich den Umgang mit Drogen (Tabletten und Alkohol) in der Geschichte. Zwar kann jetzt gesagt werden, dass sind halt Probleme unserer Zeit, aber Marc greift mir einfach zu unreflektiert zur Flasche und zu Medikamenten.

Meines Erachtens nach ist die Geschichte aber vor allem eines: Richtig gut geschrieben. Karsten Harms gelingt es in seinem Debütroman den Faden nie zu verlieren und gekonnt Nebenschauplätze einzuweben und doch wieder am eigentlichen Geschehen weiterzuerzählen. Die Geschichte lässt sich trotzt aller negativen Gefühle meinerseits flüssig und rund lesen. Detailreich schildert der Autor Plätze und Wahrnehmungen, die ein Eintauchen sehr leicht machen.

Für Leser, die gerne und ausführlich über gesellschaftliche Probleme und Themen diskutieren, ist dieser Roman bestimmt das Richtige.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks