Rezension zu "Wenn es Rosen sind, werden sie blühen" von Kasimir Edschmid
Kasimir Edschmid - Wenn es Rosen sind, werden sie blühen
Roman - Verlag Kurt Desch
1956 - Schutzumschlag/Leinen
Also anfänglich hatte ich echte Schwierigkeiten in die Story hineinzukommen.
Ständig wechseln die Perspektiven und es wird aus der Sicht der einzelnen Figuren erzählt, das hat mich anfangs total irritiert.
Wenn mich die Geschichte Georg Büchners (u.a. der Verfasser des "Hessischen Landboten") nicht so sehr interessiert hätte wäre ich wohl nach spätestens hundert Seiten aus dem Buch "ausgestiegen".
So aber habe ich es brav zu Ende gelesen ( 534 Seiten) und so richtig bereuen tue ich es nicht.
"Wenn es Rosen sind, werden sie blühen" empfand ich persönlich nicht als leicht zu lesendes Buch, eher anstrengend, schwere Kost.
Das mögen andere anders sehen, jedenfalls war dies mein Eindruck.
Aber, für jeden der sich für die letzten Jahre von Georg Büchner interessiert, oder mehr wissen will über Pfarrer Friedrich Ludwig Weidig, die Schrift: "Der Hessische Landbote" oder die verpatzte Revolution im Großherzogtum Hessen der 1830er Jahre, für all die ist dieses Buch durchaus zu empfehlen.
Klappentext:
"Wenn es Rosen sind, werden sie blühen" - das ist die deutsche Übersetzung des bekannten italienischen Sprichwortes: "Se son rose fioriranno".
Nicht ohne leise Skepsis besagt es, daß eine wahre und echte Sache eines tages ihren unbestreitbaren Wahrheitskern offenbaren wird.
Diese Erkenntnis bestimmt das Schicksal und die Haltung der beiden großen Gestalten des Romans: sie glauben an ihre Sache und setzen für sie ihr Leben ein.
Die beiden Hauptgestalten sind der Dichter Georg Büchner und der Pfarrer Ludwig Weidig, zwei Freunde, die sich einer Aufgabe verschrieben haben, und zugleich zwei seltsame, sich immer wieder anziehende Gegenpole.
Sie stehen inmitten turbulenter revolutionärer Aktionen, lebend mit dem herzschlag ihrer Zeit, horchend auf den Notruf der Menschen und bereit, das Steuer der Geschichte herumzureißen.
Kasimir Edschmids Roman schildert die berühmt gewordene Hessische Verschwörung, jene historische Widersatnds- und Untergrundbewegung, deren Manifest, "Der Hessische Landbote", von Georg Büchner mit glühender Begeisterung geschrieben und von Ludwig Weidig überarbeitet, eines der ungewöhnlichsten und aufwühlendsten Dokumente der deutschen Geschichte und der Weltliteratur wurde.
Als Georg Büchner vor der großherzoglichen Geheimpolizei ins Ausland fliehen mußte, spaltete sich die revolutionäre Bewegung in Emigration und innere Resistenz.
Weidig blieb trotz politischer verfolgung im Lande und war bereit, für die große Sache zu sterben.
Der Feuergeist Georg Büchner erkennt am Ende die menschliche und geistige Größe seines Freundes und verneigt sich ehrfürchtig vor dessen Martyrium in den Kerkern der Despotie.
So spiegeln sich in diesem bedeutsamen historischen Roman viele Probleme unseres gegenwärtigen Lebens und der jüngsten Vergangenheit: der Widerstand der menschlichen Kreatur gegen eine böswillige, übermächtige Staatsgewalt, das schillernde Widerspiel und die Zusammengehörigkeit von Emigration und innerem Widerstand, die erschütternden Schicksale jener Menschen, die zwischen die Mahlsteine der Mächte geraten - in diesem Sinne ist der Roman ein sehr modernes und aktuelles Buch.
Die historischen Ereignisse und die geschichtliche Atmosphäre werden dabei mit äußerster Gewissenhaftigkeit und Treue gestaltet.
Sie formen sich zum großen Zeitbild einer Epoche und ihrer Menschen, die uns mit ihren Freuden und Leiden, mit ihrem Lieben und ihren Kämpfen auch heute noch erschüttern.
Die Handlung ist von einer nahezu kriminalistischen Spannung.
Sie wächst am Ende in ein großes, zeitloses Gleichnis.
Trotz der biographischen treue, mit der das Leben Georg Büchners und Ludwig Weidigs geschildert wird, gibt uns Kasimir Edschmid mehr als einen biographischen Roman, mehr als das Porträt eines großen, unvergeßlichen Dichters, er schenkt uns hier den Roman einer deutschen Epoche, eines deutschen Landes und seiner Menschen, die unseren Herzen so nahe treten, als ständen sie neben uns in unserer schicksalsvollen Zeit.