Die Erde ist nicht mehr, wie sie einst war. Seit der Sechsjährigen Flut ist alles von Wasser bedeckt, abgesehen von einigen Bergregionen, auf die sich die verbliebenen Menschen gerettet haben. In dieser Welt kämpfen Myra und ihre 7-jährige Tochter Pearl ums Überleben. Die beiden wohnen auf ihrem kleinen Boot "Bird" und halten sich mit Fischerei und Tauschgeschäften über Wasser.
Sieben Jahre zuvor musste die damals hochschwangere Myra mit ansehen, wie ihr Mann Jacob ihre älteste Tochter Row entführte. Seitdem ist Myra auf der Suche nach Row und erhält endlich einen entscheidenden Hinweis. Als die "Bird" kentert, werden sie von einem anderen Boot gerettet - und Myra bringt die Crew dazu, den Kurs Richtung Aufenthaltsort von Row und Norden zu ändern. Eine dramatische Entscheidung, die alle in Gefahr bringt.
"Die Welt nach der Flut" stammt aus der Feder von Kassandra Montag. Weder von der Autorin noch vom Buch hatte ich zuvor gehört. Dystopien lese ich aber immer wieder gern und der Klappentext klang vielversprechend. Von daher habe ich spontan zugegriffen und es definitiv nicht bereut. Ein gelungenes Debüt und ein packendes dystopisches See-Abenteuer, das mir einige unterhaltsame Lesestunden bescherte.
Die amerikanische Autorin entführt uns hier in eine harte und grausame postapokalyptische Welt. Ganze Städte und Nationen sind untergegangen, es gibt kein Strom, kein Wasser und keine Krankenhäuser mehr. Jeder ist sich selbst der Nächste und alle kämpfen ums nackte Überleben. Skrupellose Piratenbanden machen die neue Wasserwelt unsicher und es gibt kaum noch Hoffnung. Ein faszinierendes Zukunftsszenario, das mich sofort in den Bann gezogen hat. Die Story entwickelt eine regelrechte Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann.
Das Ganze wird aus der Ich-Perspektive von Myra erzählt und liest sich ausgesprochen flüssig. Die Autorin punktet dabei mit viel Atmosphäre, Action und Spannung. Ob Stürme, Haie, Piraten und Kämpfe auf See - langweilig wird es nie und das Kopfkino lief stets auf Hochtouren. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Ein paar Dinge haben mir allerdings auch nicht so gefallen. Erstens hätte ich gern noch etwas mehr Erklärungen zur Flut gehabt. Zweitens enthält das Buch recht viel Gewalt und brutale Szenen. Drittens fand ich Pearls Vorliebe für Schlangen doch etwas seltsam. Viertens ist Myra ein ziemlich schwieriger und komplexer Charakter. Einerseits habe ich sie für ihre Stärke und Entschlossenheit durchweg bewundert. Denn um ihre Tochter zu finden und zu retten, würde sie wirklich alles tun. Andererseits ist ihr dadurch bedingtes manipulatives und egoistisches Verhalten nicht immer nachvollziehbar. Und fünftens hätte ich mir vielleicht ein anderes Ende gewünscht, wobei ich mit dem Ausgang trotzdem soweit zufrieden bin.
Insgesamt kann ich daher "Die Welt nach der Flut" empfehlen. Eine packende und atmosphärische Dystopie, die mich trotz kleiner Abstriche gut unterhalten hat. Ich freue mich auf das nächste Buch der Autorin! 4 Sterne von mir.