Rezension zu "Snapdragon" von Kat Leyh
Inhalt:
Gemäß der Tradition der Familie Bloom wurde Snapdragon - genannt Snap - nach der Lieblingsblume ihrer Mutter Violet benannt: Snapdragon = Löwenmaul.
So weit, so normal!
Doch in ihrer Stadt geht das Gerücht um, dass dort eine Hexe haust.
Auf den ersten Blick erscheint Jacks tatsächlich furchterregend in dunkler Kutte und mit mürrischem Gesicht.
Allerdings auf den zweiten Blick ist Jacks einfach nur eine Crocs tragende, alte Dame, die Skelette von überfahrenen Tieren präpariert und anschließend online verkauft.
Als Snaps bei einer tödlich verunglückten Opossum-Mutter ihren Nachwuchs entdeckt, steht sie unerschrocken mit den Baby-Opossums vor Jacks Tür.
Gemeinsam versorgen sie die Tiere und als Snap beginnt, Jacks besser kennenzulernen, ahnt sie, dass vielleicht doch echte Magie im Spiel ist ... und dass eine Verbindung zur Vergangenheit von Snapdragons Familie besteht ...
Altersempfehlung:
etwa ab 10 Jahre
Mein Eindruck:
Kat Ley erzählt in diesem magisch-realistischem Comic vom Anderssein, dem nicht den Erwartungen der Gesellschaft Entsprechen und damit verbundener Vorurteile, aber auch von wahrer Freundschaft und magischen Kräften.
Nahezu alle Charaktere sind Außenseiter und vielschichtig angelegt. Der Großteil sind zudem POC. Nichts ist, wie es zunächst scheint.
Jacks wirkt eher männlich aufgrund ihrer schlaksigen, hochgewachsenen Art und auch in den Rückblenden liest man sie in ihrer Motorradkluft und mit kurzem Haar nicht als Frau.
Snapdragon ist (zeichnerisch durch den wilden Haarschopf verdeutlicht) ein richtiges Energiebündel. Sie liebt gruselige Filme und ihren dreibeinigen Hund Good Boy.
Snaps Mutter ist alleinerziehend, hat gerade eine toxische Beziehung beendet und ist mit Job, Haushalt, Weiterbildung & Co. mehr als ausgelastet.
Snapdragon hat in Louis einen Freund gefunden und teilt mit ihm Ängste und Sorgen. Ganz selbstverständlich wird im Verlauf der Geschichte aus Lou die fröhliche Lulu ... mit Glitzernagellack, lilafarbenem Rock und Ohrringen.
Hinterfragt werden aber nicht nur Geschlechterrollen, sondern auch die gesellschaftliche Akzeptanz im Hinblick auf Beziehungs- und Familienkonstellationen.
Wir fahren alle besser damit, wenn wir die Unterschiede, uns selbst und einander akzeptieren.
Es gelingt scheinbar mühelos, viele Themen in die Handlung einfließen zu lassen, ohne den Lesefluss zu stören oder die eigentliche Handlung in den Hintergrund zu drängen.
Das Zusammenspiel von Bild und Text ist hervorragend gelungen und unterstreicht die jeweilige Atmosphäre.
Der Zeichenstil passt hervorragend, insbesondere die ausdrucksstarke Mimik der Charaktere, das Spiel mit Perspektiven sowie die Darstellung der Magie.
Auch die Kulissen sind beeindruckend und atmosphärisch. Die teils gruselige Stimmung ist ganz wunderbar umgesetzt und bleibt altersentsprechend harmlos.
Der Comic besticht neben vielfältigen und skurril-charmanten Charakteren sowie herzerwärmenden, wertvollen Botschaften auch durch die spannende und temporeiche Erzählung und das zu lüftende Familiengeheimnis.
An dieser Stelle wird selbstverständlich nichts verraten;-)
Eine Leseempfehlung für Jung und Alt, für Jungen und Mädchen!
Bonusmaterial:
Abschließend findet sich ein Blick hinter die Kulissen: erste Entwürfe, Charakterstudien, Skizzen sowie die Darstellung vom Rohszenario zum fertigen Panel.
Fazit:
Bildgewaltig - magisch - bewegend!
Ein außergewöhnlicher Comic ... nicht nur für Kinder!
Anderssein, tiefe Freundschaft und Selbstzweifel verwoben mit magischen und geheimnisvollen Ereignissen bieten ein spannendes und gleichermaßen berührendes Leseerlebnis!
...
Rezensiertes Buch: "Snapdragon" aus dem Jahr 2023