Rezension
Dieser Roman erzählt eine britische Familiensaga und gilt als Begleitbuch zu dem Roman „Life after Life“. Dieses ist das erste Buch von Kate Atkinson das ich gelesen habe. Es stürzte mich zunächst in tiefe Verwirrung.
Ich konnte nicht viel mit diesem Buch anfangen, ich war irritiert. Mit den Protagonisten wurde ich nicht warm. Die Handlung sprang durch die Zeiten wie ein Flummi, selbst innerhalb eines Absatzes. Und sogar innerhalb eines Satzes wurde vorgegriffen, nachgegriffen, oder der Handlungsstrang abrupt unterbrochen. Da wird man als Leserin sehr stark gefordert.
Dabei ist die Handlung recht einfach zu verstehen. Kate Atkinson stellt uns eine ganz normale britische Familie vor und untersucht den Einfluss, den die beiden Weltkriege auf ihr Handeln haben, selbst bei der Nachkriegsgeneration. Der Hauptprotagonist Teddy war im 2. Weltkrieg Pilot der RAF. Die Wahrscheinlichkeit, dass er bei einer Mission stirbt, war sehr hoch und setzte ihn extrem unter Druck. Nach dem Krieg versuchte Teddy sich wieder in das gesellschaftliche Leben einzugliedern, was ihm mehr schlecht als recht gelang.
Jedes Familienmitglied hat in dieser Geschichte sein bzw. ihr Päckchen zu tragen, und trägt es stillschweigend durch das ganze Leben. Die Figuren an sich sind nicht gerade sympathisch, vielleicht werde ich deswegen nicht warm mit ihnen. Es mag aber auch daran liegen, dass ihre Geheimniskrämerei sich im Schreibstil wiederfindet und ich nur häppchenweise erfahre, was in den einzelnen Päckchen steckt. Diese Päckchen sind verdammt schwer, was sich erst gegen Ende des Romans herausstellt. Es baut sich eine Distanz zwischen mir und den Protagonisten auf, die sich durch den ganzen Roman zieht.
Die Autorin zieht hier alle Register des fiktiven Schreibens. Ich bewundere wie virtuos sie die Stimmungen der Protagonisten im Stil aufgreift und sprachlich damit spielt. Sie setzt Bezüge zu anderen Literaten, historischen Persönlichkeiten und Filmen, ohne den Erzählfluss zu stören. Ich habe ein Bild von Wirbeln und Wellen im Wasser im Kopf, die sich laufend ändern, ineinanderfließen und wieder trennen, wenn ich an ihren Umgang mit Sprache denke. Es drängt sich mir aber der Gedanke auf, dass sie über das Spiel mit der Sprache die Handlung vernachlässigt und die Erzählung deshalb nicht stringent bis zum Schluss verfolgt.
„A God in Ruins“ ist ein anspruchsvoller Roman, der sicherlich die Meinungen der Leser*innen spalten wird. Handwerklich ein Meisterwerk, aber im Aufbau der Handlung und Zeichnung der Protagonisten eher schwach. Mir fällt es schwer dieses Buch zu bewerten, und bleibe weiterhin irritiert.