Cameron versucht, sich und seine Familie mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten, verschuldet ist er trotzdem. Als er auf einer High-Society-Gala Jasper Anderson begegnet, scheint dieser die Rettung für all seine Probleme zu sein. Da die beiden sich erschreckend ähnlich sehen, soll Cameron sich am Waterbury College für Jasper ausgeben und bekommt im Gegenzug seine Schulden bezahlt. Alles könnte so einfach sein ... wäre da nicht Aspen Hill, die von Anfang an fasziniert von dem unnahbaren - vermeintlichen - Jasper ist. Und auch Cameron fühlt sich immer mehr zu ihr hingezogen. Aber was, wenn sie hinter sein Geheimnis kommt? Und was hat Jasper überhaupt vor?
„Ich komme nicht besonders gut zurecht, wenn die Welt um mich herum zu lebendig ist."
S. 332
Das Buch ist auf jeden Fall ein Hingucker: der wundervolle Farbschnitt, der einen Farbverlauf von Rosa, Blau und Gelb in einem Alcohol-Ink- oder Aquarell-Stil hat, welcher auch vorne auf dem Cover in Form des Titels wiederholt wird, der ansonsten schlicht auf weißem Hintergrund steht. Die gold-glitzernden Prägungen heben das Cover weiter hervor. Ohne Frage: ich bin auf das Buch aufmerksam geworden wegen des Farbschnitts und des Covers. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich es mir sonst gekauft hätte, denn rein vom Klappentext hätte mich das Buch jetzt nicht so übermäßig angesprochen. Aber Glück gehabt: denn dann hätte ich ganz schön was verpasst! Titel und Cover passen gut zum Inhalt des Buches.
Der Schreibstil ist sehr angenehm, witzig, charmant und einfach zu lesen, hin und wieder vielleicht auch ein klein wenig zu ausschweifend. Die Story wird aus zwei Perspektiven erzählt, der von Aspen und der von Cameron. Dadurch bekommt man einen guten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden und ihre Handlungen werden gut nachvollziehbar. Beide sind einem schnell ans Herz gewachsen.
„Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn dir dein Leben um die Ohren fliegt und du rein gar nichts dagegen tun kannst, außer anschließend die Scherben aufzusammeln und alles mühsam wieder zusammenzusetzen. Einige der Splitter finden wir nie wieder und das ist okay. Wir sind deswegen nicht kaputt, wir laufen hin und wieder nur etwas unrund."
S. 346
Cameron hatte kein einfaches Leben und steht sich ziemlich oft selbst im Weg. Er macht sich das Leben unnötig schwer, plagt sich mit Schuldgefühlen und Selbsthass. Auf ihn trifft Aspen, die auf den ersten Blick alles hat: Geld ohne Ende, Schönheit und Selbstbewusstsein. Zwei Welten prallen aufeinander. Doch schnell wird klar, dass auch bei Aspen nicht alles in bester Ordnung ist, sie hat ebenso zu kämpfen und ihre ganz persönlichen Probleme - und eigentlich ist sie nur auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit. Sie ist eine intelligente, mutige, offene und scharfsinnige Protagonistin, die ich sehr mochte. Sie fordert Cameron alias Jasper immer wieder heraus, kann fordernd, aber auch sehr einfühlsam sein. Cameron hingegen wirkt oft sehr kühl und distanziert, da man aber die Hälfte der Geschichte durch seine Augen liest, weiß man genau, warum er sich so verhält. Seine Beweggründe sind sehr gut nachvollziehbar und auch die Story hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Selbst der echte Jasper, von dem man nicht allzu viel zu hören bekommt, schleicht sich gegen Ende dann doch noch in das Herz der Leser.
„Liebe ist nichts, was Worten bedarf, es ist etwas, das man fühlt."
S. 397
Besonders positiv erwähnenswert finde ich die Tatsache, dass es in diesem Buch keine der - gerade in diesem Genre leider häufig anzutreffenden - typischen toxischen Tropes gibt. Klar, die beiden Protagonisten sind alles andere als perfekt, sie haben viele Fehler und auch Lügen spielen eine Rolle, aber Cameron ist nicht der klischeehafte Bad Boy und Aspen nicht das klischeehafte Good Girl. In allen möglichen Situationen geben die beiden sich gegenseitig zu verstehen, dass es in Ordnung ist, seine Meinung zu ändern, Nein zu sagen, aufzuhören und sich zurück zu ziehen. Auch psychische Probleme wie Angststörungen und Panikattacken werden sehr einfühlsam thematisiert, ebenso wie die Tatsache, dass man nicht immer "stark" sein muss, sondern auch "Schwäche" zeigen darf. Männer dürfen weinen und Angst haben, und Frauen ebenso. Und es wird auch deutlich, dass das eben keine Schwäche ist. Das fand ich sehr erfrischend zu lesen.
„In einer Welt aufzuwachsen, in der so viel Wert auf Schönheit gelegt wird, ist es umso wichtiger, die unperfekten Dinge genauso zu lieben wie die scheinbar perfekten."
S. 36
Eine tolle Geschichte fürs Herz, die sicher ab und an ins Kitschige abdriftet, aber nie so sehr, dass es too much wird. Auch vor schwierigen Themen macht die Autorin keinen Halt und verpackt diese sehr einfühlsam. Gleichzeitig ist der Schreibstil auch noch grandios humorvoll und voller Sarkasmus, sodass es einfach Spaß macht, das Buch zu lesen. Ich freue mich auf Band 2!
Fazit
Eine Geschichte über Liebe, Verlust, Schuldgefühle, Freundschaft und psychische Probleme. Die Autorin schreibt sehr einfühlsam und gleichzeitig sehr humorvoll - eine tolle Mischung! "Never Be My Date" ist ein Buch fürs Herz - durch und durch.
https://lucciola-test.blogspot.com/2023/03/books-kate-corell-never-be-my-date.html