Cover des Buches Das Mädchen, das rückwärts ging (ISBN: 9783716027240)
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Rezension zu Das Mädchen, das rückwärts ging von Kate Hamer

Mutter-Tochter-Liebe

von uli123 vor 8 Jahren

Rezension

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uli123vor 8 Jahren

Fünf Jahre und zweihundertfünfzehn Tage sind Beth und ihre achtjährige Tochter Carmel voneinander getrennt, nachdem das Mädchen bei einer gemeinsam besuchten Veranstaltung unter falschen Tatsachen von seinem vorgeblichen Großvater verschleppt wird. Beth geht während dieser Zeit fast zu Grunde, gibt aber den Glauben an ein Wiedersehen mit der Tochter und die Suche nach ihr niemals auf. Vor allem gibt sie sich die Schuld an deren Verschwinden, weil sie, gerade vom Ehemann verlassen, zu sehr an der nach Eigenständigkeit strebenden Carmel geklammert hat aus Angst, sie zu verlieren. Carmel, im Glauben gelassen, ihre Mutter sei tot, wird von England nach Amerika verbracht und vagabundiert mit dem Großvater umher, der aus ihren Heilungskräften Kapital schlägt.

Ohne ein Thriller zu sein, ist das Buch dennoch spannend wie ein ebensolcher. Es fesselt zu erfahren, ob es letztendlich ein Wiedersehen zwischen Mutter und Tochter gibt. Statt wie in anderen Kindesentführungsfällen die polizeilichen Ermittlungen in den Fokus zu rücken, konzentriert sich hier die Geschichte auf die Tragödie, die es für Mutter und Tochter bedeutet, getrennt voneinander zu sein. Was sie dennoch verbindet, auch wenn sie fern voneinander sind, wird ergreifend dargestellt. Jede Mutter wird sich gut in Beth hineinversetzen können. Wir spüren quasi zwischen den Zeilen ihre Panik, Wut und Hilflosigkeit. Beide Protagonistinnen entwickeln sich während all der Jahre weiter. Beth reift und ist am Ende ein besserer Mensch. Carmel leidet weniger. Sie arrangiert sich mit ihrer Lage, ruft sich aber immer wieder ins Gedächtnis, wer sie ist, um sich nicht zu verlieren. Ihr Blick auf die Welt ist erfrischend. Ein gelungener Kunstgriff ist es, die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Carmel und Beth zu schildern. So lässt es sich gut an beider Gedanken und Gefühle teilhaben. Wie endlos das Leben für Beth ohne ihre Tochter ist, wird dadurch kenntlich gemacht, dass ihren Abschnitten die Zahl der Tage vorangestellt ist, die sie schon ohne ihre Tochter ist. Etwas gestört habe ich mich daran, dass das spirituelle Geschehen und der religiöse Fanatismus rund um den vermeintlichen Großvater ebenso wie Carmels besondere Gabe zu unrealistisch sind.

Ein vielversprechender Debütroman, der sich aus der Masse anderer Romane hervorhebt.

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