Cover des Buches Das geheime Spiel (ISBN: 9783453290310)
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Rezension zu Das geheime Spiel von Kate Morton

Verhängnisvolles Spiel

von MademoiselleMeow vor 7 Jahren

Rezension

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MademoiselleMeowvor 7 Jahren
Viel zu schnell bin ich wieder mit dem Buch fertig geworden, aber man kann es auch einfach nicht aus der Hand legen. Obwohl einem schon zu Anfang verraten wird, das ein richtiger Charakter sterben wird, bleibt es spannend. Denn natürlich stellt sich die Frage, wie es dazu kommen konnte. Der Teil, der sich in der Vergangenheit abspielt, umfasst ca. 10 Jahre. Vom zugeknöpften Ende der Gründerzeit, bis in die schillernden 20er hinein. Zwei Epochen, über die ich wahnsinnig gern lese oder Filme drüber sehe. Die Kleidung, die Lebensgefühle jener Zeit, werden sehr anschaulich rüber gebracht. Auch die Auswirkungen des 1. Weltkrieges, spielen eine Rolle.
Erzählerin Grace ist eine neutrale und bescheidene Person, die nach außen hin kaum Gefühle preis geben darf. Dienstmädchen waren zu dieser Zeit stille Geister, die sich einzig und allein um das Wohl ihrer Vorgesetzten zu kümmern hatten und auch noch Stolz drauf sein mussten. Umso herzerwärmender war es da, immer einen Blick hinter das Dienstmädchen Grace werfen zu können. Auf ihre Träume und Wünsche. Mir hat ihre Sichtweise das Leben der Dienerschaft auf jeden Fall näher gebracht. Heutzutage kann man sich kaum noch vorstellen, was ein Dienstmädchen alles opfern musste.
Die Adligen haben teilweise einen schockierend versnobten Eindruck gemacht und auch, das die jungen Männer den Krieg zunächst als Abenteuer ansehen, schockierte mich. Dennoch war es sehr interessant zu lesen, welche Vorstellungen und Ideale der Landadel der damaligen Zeit so hatte. Eine Ausnahme bildete da die Figur der Hannah, die zusammen mit Grace eine der Hauptrollen in dem Roman spielt. Jemand, der stets versuchte, sich von den verstaubten Vorbildern abzuheben, am Ende jedoch immer wieder in eine Rolle gezwängt wurde, die sie für sich nicht wollte. Emmeline dagegen, ein durch und durch eingebildeter und unsympathischer Charakter, dessen Ursprung wohl aber einen psychologischen Grund hatte, wie man am ende erfährt. Figuren wie der Dichter Robbie Hunter oder Frederick, der Vater der Hartford Kinder, bekommen zwar auch genug Seiten zugeteilt, allerdings werden sie einem nicht so nahe gebracht. Und das, obwohl sie wichtig für die Story sind. Gerade bei Frederick hätte es noch so viel zu erzählen gegeben, aber das wäre dann wohl zu sehr in die Vergangenheit abgedriftet und hätte Stoff für noch einen Roman gegeben.
Auch das weitere Schicksal der Luxtons, in deren Familie Hannah eingeheiratet hat, bleibt weitestgehend unerwähnt.
Ja, man könnte sagen, dafür das der Großteil des Romans so sorgfältig behandelt wurde, wirkt der Schluss arg zusammengefasst. Trotzdem möchte ich hier keine Punkte abziehen, weil immer noch genug passiert, um die Geschichte zu füllen. Man gewöhnt sich während des Lesens nur so an die ganzen Personen, das man am Ende enttäuscht ist, wenn es keinen weiterführenden, detaillierten Lebenslauf gibt. Immerhin bekommen wir noch einen Ausblick auf Graces Leben nach ihrem Leben als Dienstmädchen. Und das hatte am Ende noch ein richtig schönes Happy End, mit dem wohl keiner gerechnet hat.
Happy Ends gibt es nämlich kaum, wie so oft bei Kate Morton. Und auch wenn das unfassbar traurig ist und ich die eine oder andere Träne verdrücken musste, hätte ein anderes Ende nicht gepasst und kitschig gewirkt. Das schätze ich an ihren Romanen, sie sind nicht kitschig (bis auf den letzten Roman). Trotzdem konnte auch sie sich diesen „Ach so ein Zufall“ Moment am Ende nicht verkneifen. Ihr wisst ja wie das bei solchen Romanen ist, am Ende sind alle Geschichten und alle Personen irgendwie miteinander verbunden.
Weil das Buch immer wieder lesenswert ist und ich es auch sicher nicht das letzte Mal gelesen habe, gibt es von mir 5 von 5 Sternen.
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