Cover des Buches Wintergeister (ISBN: 9783426198902)
Rezension zu Wintergeister von Kate Mosse

Rezension zu "Wintergeister"

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Hatte mehr erwartet.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren

1928: Nachdem sein geliebter großer Bruder im 1. Weltkrieg gefallen ist, ist der junge Engländer Freddie in seiner Trauer gefangen. Auch über ein Jahrzehnt und einen Nervenzusammenbruch später hat er seinen alten Lebensmut nicht wiedergefunden. Auf den Rat eines Arztes hin reist Freddie nach Südfrankreich. Als er dort auf der Straße in einen plötzlichen Schneesturm gerät, rettet er sich in das kleine Dörfchen Nulle. Zufällig wird dort genau an jenem Abend das alljährliche Dorffest gefeiert. Freddie besucht die Feier und trifft dort die schöne, geheimnisvolle Fabrissa. Zum ersten Mal seit vielen Jahren verspürt er wieder Lebensfreude, doch am nächsten Tag ist Fabrissa verschwunden. Zudem kann sich niemand daran erinnern, Freddie beim Fest gesehen zu haben, und seine Erinnerungen an den Abend decken sich nicht mit denen der anderen…

Der Klappentext klingt ziemlich geheimnisvoll und ich konnte mir nicht so wirklich vorstellen, was mich erwartet. Die Grundidee des Romans gefiel mir dann aber sehr gut. Ich mag Geschichten, in denen die Grenzen von Realität und Phantasie verschwimmen. Außerdem vermittelt die Autorin sehr überzeugend eine „mystische“ Stimmung. Besonders toll fand ich die atmosphärischen Beschreibungen der Winterlandschaft. Man meint oft fast, die Kälte selbst spüren zu können. In einem Schneesturm gefangen zu sein, ist sowieso schon eine Ausnahmesituation, und wenn dann auch noch rätselhafte Geisterstimmen dazukommen, ist der Grusel perfekt.

Die Sehnsucht nach seinem großen Bruder ist zumindest zu Beginn Freddies bestimmendes Wesensmerkmal. Die Darstellung dieser Trauer ist sehr gelungen und vielschichtig. Die Autorin greift viele unterschiedliche Aspekte auf und beschreibt die Phasen, die Freddie bei seinem Versuch, mit dem Verlust fertigzuwerden, durchläuft. Seine Erinnerungen an die Zeit kurz nach Freddies Tod sind mit Abstand die emotionalsten und rührendsten Szenen des Romans.

Die Liebesgeschichte von Fabrissa und Freddie hat mich dagegen leider kalt gelassen. Die schöne Unbekannte ist einfach zu distanziert und unnahbar. Er fühlt sich vom ersten Augenblick an zu ihr hingezogen, allerdings konnte ich diese Gefühle bis zum Schluss nicht nachvollziehen. In dieser Hinsicht hat mich der Roman wirklich enttäuscht, ich hatte die in der Inhaltsangabe angekündigte epische Liebesgeschichte erwartet.

Bei allem geheimnisvollen Brimborium, mir war ehrlich gesagt ziemlich schnell klar, worauf die Geschichte in etwa hinausläuft. Deshalb wirkte der Protagonist auf mich besonders in der zweiten Hälfte des Romans manchmal etwas begriffsstutzig. Freddie hat oft sehr lange gebraucht, um für mich offensichtliche Hinweise zu deuten. Allgemein ist der Beginn der Geschichte zu lang und langatmig geraten, das Ende fand ich dann dagegen zu abrupt. Einige Fragen bleiben offen, zum Beispiel, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Fieber des Protagonisten und den rätselhaften Ereignissen gibt.

Eine schöne Grundidee, leider schwach umgesetzt.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks