Rezension zu "Der zerrissene Vorhang" von Kate Ross
Inhalt: London, 1820. Die Prostituierte Sally entwendet ihren Freiern gern Taschentücher und kommt so an den Hilferuf einer Frau. Gemeinsam mit dem Dandy und Hobbydetektiv Julian Kestrel versucht Sie das Rätsel zu lösen und gerät dabei selbst in Gefahr.
Meine Meinung: Ein Krimi zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Allein dies hat mich schon dazu bewogen, dieses Buch zu lesen. Obwohl es bereits das zweite Buch mit dem Protagonisten Julian Kestrel ist, konnte ich problemlos in die Geschichte einsteigen und hatte nicht das Gefühl, dass mir Informationen fehlen. Es gibt einige wenige Anspielungen auf seinen ersten gelösten Mordfall, die vor allem zur Darstellung seines Charakters beitragen. Insgesamt sind alle Charaktere des Buches gut ausgefeilt, wenn auch nicht allzu tief. Insbesondere bei den drei sehr sympathischen Hauptpersonen – Julian Kestrel, sein Diener Dipper und die Prostituierte Sally – waren jedoch nicht alle Handlungen und Beweggründe für mich nachvollziehbar. Ich vermute allerdings, dass dies auch an den damaligen Zeit lag, deren gesellschaftliche Normen für mich nicht immer nachvollziehbar oder logisch waren. Insgesamt fand ich die Zeit und die Gesellschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts aber gut dargestellt. Ich bin nie auf die Idee gekommen in einer anderen Zeit zu sein. Der Fall an sich war sehr spannend. Und auch wenn die Idee, die ich anfangs dazu hatte, sich im Ergebnis als zutreffend erwies, war der Weg ein gänzlicher anderer und komplizierter als ich gedacht hatte. Man sollte aber nicht mit einem Thriller oder ähnlichem rechnen. Es handelt sich bei diesem Krimi um einen sehr klassischen, der mich eher an Miss Marple und Sherlock Holmes denken lässt.
Der Schreibstil der leider bereits verstorbenen Autorin Kate Ross ist sehr flüssig und schnell zu lesen. Sie beschreibt Personen, Gegenstände, Situation detailliert, wenn es nötig ist, aber nicht ausufernd. Ihre drei anderen Bücher, alle mit Julian Kestrel, werde ich sicher noch lesen, sofern ich sie – mehr oder weniger zufällig – in die Hände bekommen sollte, da sie doch schon etwas älter sind.
Noch ein Wort zum Titel und Cover: Beides passt zusammen und ist auch grundsätzlich schön gemacht, zumindest aber nicht abschreckend, wie bei so manchem guten Buch. Und auch wenn ich einen gewissen Zusammenhang zur Geschichte entdecke, wäre ein anderer Titel und damit ein anderes Cover vielleicht besser gewesen.
Fazit: Ein spannender Roman für alle Fans klassischer Krimis!