"Die Frauen" von Kate Walbert
Klappentext
Wozu ist eine Frau fähig, wenn es um ihre Freiheit geht? Sie teilen eine gemeinsame Sehnsucht. Den Wunsch nach Aufbruch. Nach der persönlichen Freiheit. Über Generationen hinweg. Sei es im Kampf für das Wahlrecht oder für die Anerkennung als berufstätige Mutter. Und sie nehmen einiges in Kauf. So wie die Sufragette Dorothy Townsend, die im England des frühen 20. Jahrhunderts in den Hungerstreik tritt und für ihre Überzeugung stirbt. Eine Entscheidung, die Nachhall findet in den Lebensgeschichten ihrer weiblichen Nachkommen: Eine Tochter, die nach Amerika flieht, um als Wissenschaftlerin Karriere zu machen. Eine Enkelin, die sich nach dem Tod ihres Sohnes mit Haut und Haar der Antikriegsbewegung verschreibt. Eine Urenkelin, die über die diffusen Terrorängste unserer Zeit lacht, bevor sie beim durchorganisierten Spieletreffen ihres Kindes in Panik gerät und sich gnadenlos betrinkt. Und deren Schwester, die im Internet zufällig auf den Blog der Mutter stößt und merkt, wie ähnlich sie sich alle sind. Denn manche Fragen stellen sich wieder und wieder. Und doch hinterlässt jede Entscheidung Spuren.
Meine Meinung
Dieser Roman stand auf der New York Times-Liste der 10 besten Bücher des Jahres, mich hat er jedoch ziemlich enttäuscht. Im Internet habe ich kaum deutsche Rezensionen dazu gefunden, weshalb ich derzeit nicht beurteilen kann, ob es anderen Leserinnen und Lesern ähnlich geht und damit vielleicht an der Übersetzung liegt. Ich würde mich über eure Meinung freuen, falls ihr das Buch gelesen habt. Für alle anderen nun eine kurze Begründung meiner Bewertung.
Ganz zu Anfang des Buches findet man einen Stammbaum aller relevanten Nachfahren von Dorothy Trevor Townsend, einer Feministin, die sich 1914 für das Frauenwahlrecht zu Tode hungerte. Kapitelweise werden ihre Nachfahrinnen (oftmals Namensvetterinnen) beleuchtet, ihre Lebensgeschichten und Errungenschaften werden beschrieben sowie ihre jeweils anders geartete Verbundenheit mit der berühmten Vorfahrin. Einen Großteil des Buches nehmen Kapitel über ihre Tochter und ihre Enkelin ein.
Das erste, das mich verwirrte, war, dass Walbert nicht chronologisch vorgeht. Sie springt zwischen Charakteren und damit auch zwischen den Jahrzehnten hin und her oder kehrt nach einem Kapitel über eine Frau wieder zu der zurück, von der ein Kaptiel zuvor erzählt wurde. Ich konnte den roten Faden darin nicht erkennen (obwohl ich sicher bin, dass da einer sein muss) und hatte regelmäßig Schwierigkeiten, mich wieder in das jeweils andere Leben einzufinden.
Desweiteren kam ich mit ihrer Erzählweise nicht zurecht. Die Verwendung der Tempi finde ich sehr gewöhnungsbedürftig und die Struktur der oft sehr langen Sätze schwerfällig. Von Lesefluss kann in meinem Fall kaum die Rede sein, denn das Lesen ging nur zäh voran. Ich hatte in meinen Lernpausen selten Lust, zu dem Buch zu greifen, und das will schon was heißen.
Trotzdem habe ich das Buch nicht weg gelegt, denn einzelne Textstellen haben mir sehr gut gefallen und mich auf eine Wendung hoffen lassen. In diesem Zusammenhang möchte ich die Szene nennen, die auf den berühmten "Seemannskuss" auf dem Times Square Ende des Zweiten Weltkrieges basiert. Dieser galt jahrelang als romantisch, da man den Matrosen und die Frau für ein Pärchen hielt. Mittlerweile wurde der Fall jedoch als sexueller Missbrauch identifiziert, denn die beiden kannten sich nicht. Eben diese Szene ereignet sich auch in Walberts Roman, allerdings mit geänderten Namen, was mir sehr gefallen hat.
Die immer wieder kurz aufleuchtenden interessanten Textstellen können meine Gesamtbewertung des Romans aber trotzdem nicht wesentlich verbessern. Den Klappentext empfinde ich als überzogen - ich fand in dem Roman einfach nicht das, was er mir versprach. Ich vergebe daher nur 2 von 5 Wolken.