Cover des Buches Centro - In der Tiefe (ISBN: B00IC3XQ3K)
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Rezension zu Centro - In der Tiefe von Katharina Groth

Trilogie-Auftakt der überzeugt

von inflagrantibooks vor 10 Jahren

Rezension

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inflagrantibooksvor 10 Jahren

Damals hatte ich dieses Buch bei einem Facebook-Gewinnspiel gewonnen und seitdem lag es ungelesen auf meinem SuB. Es schrie demnach so lange, bis ich es beachtete und endlich las.
Denn an einer Dystopie, die von einer Indie Autorin stammte, konnte ich nur schwer vorbeikommen. Wie erging es mir also im Centro, dass unter der Erde, der Tiefe, erbaut wurde?


Das Centro
Kurz und knapp
Die Sonne beherrscht den Planeten. Zwingt die noch wenigen Menschen, in einem für mich persönlich schwer zu lebenden Zustand, unter der Erde zubleiben. Weg von der Sonne, weg von der Freiheit, das zu tun, was wir tagtäglich als „normalen“ Alltag ansehen. Wieder einmal wurde hier gleich zu Beginn verdeutlicht, wie gut wir Menschen es im Vergleich zu diesen fiktiven hier haben. Katharina Groth hat mir genau die richtigenVerluste“ vor Augen geführt, um mir ihre dystopische Welt näher zu bringen, ohne dass ich mich in einem gefährlichen Strudel an Infodumping verlieren könnte. Das System, die Regeln und die Lebensumstände im Centro werden gleich zu Anfang auf den Tisch gelegt und ermöglichten es mir so, mich gut zurechtzufinden. Die Beschreibungen des Centro und wie das Leben dort abzulaufen hat, wirken auf den ersten Blick notwendig und man zweifelt natürlich nicht an dem System und dessen Regeln. Dennoch lässt die Autorin gekonnt hier und da kleine, auf den ersten Blick ungefährliche, Dinge/Momente/Informationen aufblitzen, bei dem ich als Leser einen kurzen Blick hinter der Fassade werfen kann. Dinge, die angeblich notwendig sind und bei dem sich die Menschheit, zu ihrem angeblich eigenen Wohl, zu fügen hat.
Was ich an dieser Stelle noch anmerken möchte: Meine Neugierde fand das Leben im Centro höchst interessant, zugleich aber auch schade, da ich nur relativ kurz dort verweilen konnte, ehe es in die nächste „Phase“ ging. Ich hoffe also, dass im zweiten Band auf das Leben, die Menschen usw. im Centro mehr eingegangen wird. In der zweiten Phase waren die Erklärungen der Lebensumstände dort in Ordnung und haben meine Neugierde sättigen können.
Kommen wir wieder zurück zum Centro: Wie dieser ganze Zustand mit der „tödlichen“ Sonne zustande kam, wird bereits im Klappentext erläutert, und wieder einmal sind es die Menschen gewesen, die unsere Welt nach und nach zerstörten. Dieser Aspekt reizt mich ja immer sehr bei Dystopien, weil es realistischer ist als wenn Fantasy-Dinge in die normale Welt eingebracht werden. Städte scheinen durch die starke Strahlung der Sonne vollkommen ausgelöscht worden zu sein. So genau weiß man das aber nicht wirklich, da beispielsweise die Menschen unter der Erde, deren „Aufgaben“ sich auf die Oberfläche beziehen, auch trotz Schutzanzug nicht allzu lange auf der Erdoberfläche verweilen können. Die Strahlen fressen sich wortwörtlich durch die dicke Schutzkleidung und verursachen tiefsitzende Verbrennungen. Das ganze konnte ich mir dank den gut dargestellten Beschreibungen der Autorin realistisch genug vorstellen und auch meine Rollladen blieben während dem lesen brav unten. ^^
Katharina Groth hat sich hier einiges einfallen lassen, was sie in angemessenen Maß und Tempo mir in ihrer Geschichte nach und nach näherbrachte. Sogar ab einem Zeitpunkt, an dem ich glaubte, nichts neues serviert zu bekommen, tauchte eine weitere Idee der Autorin auf und diese konnte mich somit positiv von sich überzeugen. Gemischt mit ein paar Sc-Fi Elementen wurde den Charakteren im Buch nichts zu leicht gemacht.
Jeder erfüllte seinen Part, fand seinen Platz und veränderte sich Charakteristisch dadurch. Bestes Beispiel dürfte hier die Hauptprotagonistin Kay sein. Durch einen Aufstand in der Centro und die Panik, dass ihr und ihrer kleinen Schwester etwas zustoßen könnte, floh sie in einen abgesperrten Bereich, ohne zu ahnen, dass diese Flucht ihr komplettes Leben für eine gewisse Dauer umkrempeln könnte. Denn es ist gerade das Verantwortungsgefühl gegenüber ihrer jüngeren Schwester, dass sie prägt und das sie zu Dingen bewegt, die sie sonst nicht tun würde. Gegen die Regeln zu verstoßen war beispielsweise davor schon immer eine Sache, die sie mit großen Gewissensbissen durchziehen musste, weil es einfach notwendig war. Dadurch, dass jeder im Centro seinen Beitrag leisten musste, um gewisse „Privilegien“ wie Nahrung und Wasser zu genießen, muss Kay oftmals ihr Leben riskieren. Sie selbst ist nämlich für die Ernte AUSSERHALB des Centros zuständig. Und gerade weil ihre jüngere Schwester seit längerer Zeit aus diversen Gründen keinerlei Arbeit nachgeht, müssen die zwei mit dem ohnehin schon knappen Nahrungsmittel für gerade mal eine Person klarkommen.
Zwecks Spoiler-Gefahr kann ich leider nicht auf spätere Ereignisse eingehen, also werde ich es auch hier vermeiden. Allerdings entstanden dort meine größten Kritikpunkte, weshalb ich das hier und da ein bisschen verpacken muss. Aber ich hoffe dennoch, dass man meine Kritik nachvollziehen kann.
Zuerst: Ich beschwere mich hier nicht, weil ich einen Gewaltfetish besitze und nicht auf meine Kosten gekommen bin. Ehrlich gesagt bin ich froh, wenn ich nicht immer gezwungen werden, sinnlose Blutgemetzel und Massaker durchle(iden)sen zu müssen. Aber hier in der Geschichte spielt das Kämpfen eine überlebenswichtige Rolle und genau deshalb hole ich mit meiner Kritik an dieser Stelle auch ordentlich aus. Denn dieser Punkt hat mich am meisten gestört:
Ich verspürte keinerlei Trauer, kein Heimweh, kein Drama. Das Gefühl des Verrates blieb mir hier auch verborgen und das wohl wichtigste: Zustande Kommende Schmerzen oder Erschöpfung waren hier meiner Meinung nach so gut wie nicht vorhanden. Oder es kam einfach nicht bei mir an?! Und das passiert mir relativ selten, habe ich so auch noch nie in einem Buch vermisst. Aber die Autorin verzichtet meiner Meinung nach zu stark an gewissen, WICHTIGEN Stellen, auf das nähere eingehen von gewalttätigen Szenen, sodass ich mich doch irgendwie gegen Schluss stark dran störte.
Ich selbst lechze hier jetzt auch nicht nach einem Blutmassaker, aber im zweiten Mitteleteil des Buches dreht sich nun mal vieles ums Kämpfen und um das nackte Überleben. Und da erwarte ich auch, dass die Charaktere das im Buch zu spüren und nicht nur zu schreiben bekommen. Ich möchte Rückenschmerzen, Sitzbeschwerden, Verzweiflung oder sonstige innerliche sowie körperliche Schmerzen bei den Charakteren mitbekommen. Nicht aber mit knappen Erklärungen der Verletzungen abgespeist werden. Gerade weil das Kämpfen hier einer der wichtigstenMerkmale“ ist, sollte man schon meinen, dass die Autorin sich hier auch tief reinlegt und ihren Lesern zeigt, wie schwer es da drinnen WIRKLICH abgeht. Ich hatte zwar schon das Gefühl, dass es kein Zuckerschlecken dort ist, aber naja. Das hätte man meiner Meinung nach glaubhafter rüberbringen können um gerade der Dramatik und Spannung einen besseren Platz zu bescheren. Das hätte dem Buch nur weitergeholfen.
Auch ein weiterer Kritikpunkt, bei dem ich sogar eine Marke Abzug geben muss:
Besonders in Bezug auf „Verrat, Vertrauen & Sehnsucht“ fehlte mir das meiste Gefühl, denn gerade hier hätte man doch im Vergleich zu den „anfänglichen“ Gefühlen mehr erwartet. Der Rote Faden, Kays WARUM sie das machen und durchleiden muss, wieso sie es DURCHHALTEN will, ist so ein wichtiger Punkt, der mich gegen Ende mit der Auflösung doch irgendwie nicht so überzeugen konnte.
Ich kann leider nicht konkret darauf eingehen, da ich euch sonst wichtige Handlungsstränge offenlegen würde. Aber nun ja. Es ging unter…stark. Wäre ich an Kays Stelle gewesen…ich wäre emotional ziemlich angekratzt gewesen. :/ Und auch wenn die Autorin hier und da etwas angedeutet hat, kam es einfach nicht ganz bei mir an.
Der Schreibstil der Autorin ist einfach gehalten und ermöglicht mir persönlich ein schnelles vorankommen in der Geschichte. Gerade weil meiner Meinung nach die Autorin nicht allzu lange an einigen Stellen im Buch verweilt, verliert sie sich niemals in unnötige Erklärungen. Wenn ich so drüber nachdenke, ist ihr kühler, nicht in Detail verlierender Schreibstil der Geschichte perfekt angepasst. Zeit ist kostbar und das merkt man hier alle Male. Das alles aber beeinflusst den Lesefluss in keiner Weise oder verdrängt die Spannung in eine Ecke.
Gerade weil hier auch nicht intensiv auf Gewalt eingegangen wird, würde ich dieses Buch als perfekte Lektüre für 14-16 jährige, begeisterte Dystopie Leser empfehlen, die hier mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen werden.

„Centro – In der Tiefe“ ist der erste Band einer dystopischen - mit Sci-Fi Elementen gemischten - Trilogie, die gerade durch ihre etwas andere Welt – nämlich nur unter der Erde – überzeugen und begeistern konnte. Die Charaktere hier waren alle recht simpel aber eigens gestrickt, sodass jeder mit Sicherheit hier einen Favoriten für sich ausmachen kann.
Katharina Groth verzichtet auf komplizierte Beschreibungen oder übertriebene "Show don´t tell" Vergleiche, schafft es aber dennoch, 289 Seiten lang den Leser an der Stange zu halten. Gerade mit dieser Idee und den kommenden Entwicklungen verspricht dieser Auftakt einer Trilogie noch einige Überrascher für uns bereitzuhalten. Auch wenn ich hier und da Kritikpunkte anbrachte, kann ich dieses Buch auf jeden Fall der meiner Meinung nach passenden Zielgruppe zwischen 14 – und 16 jährigen Leser wärmstens Empfehlen. Ich persönlich bin da doch etwas älter, weshalb mich auch mehr Dinge gestört haben, als es vermutlich bei anderen, jüngeren, der Fall sein könnte.



Ich vergebe knappe 4 Marken. Für 5 waren mir die Kritikpunkte leider zu stark im Weg und 3 Marken wäre einfach zu wenig.


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