Cover des Buches Erst wenn du tot bist (ISBN: 9783833310287)
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Rezension zu Erst wenn du tot bist von Katharina Höftmann

Spannender Regionalkrimi

von Gela_HK vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Eine Mischung aus wunderschönen Landschaftsbeschreibungen, aktueller Brisanz und einer ganz und gar nicht perfekten Ermittlerin

Rezension

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Gela_HKvor 8 Jahren
Fernab aller Kriegsschauplätze versucht die ehemalige Kriegsreporterin Fanny Wolff in ihrem Heimatort Stralsund einen Neuanfang. Als stellvertretende Chefredakteurin der Ostsee-Nachrichten blickt sie einem beschaulichen Berufsleben entgegen, doch schon an ihrem ersten Arbeitstag entdeckt sie im Sund eine Frauenleiche. Ihr Spürsinn ist geweckt, auch wenn ihr Zwillingsbruder, der zuständige Kriminalkommissar, anfangs nicht gerade hilfreich reagiert. Die Geschichte des Opfers Melanie Schmidt lässt sie nicht mehr los, denn offensichtlich wurde die junge zweifache Mutter ermordet.

Der Auftakt zu einer neuen Krimi-Serie ist Katharina Höftmann mit Fanny Wolff gelungen. Ein lockerer, authentischer Schreibstil der den Leser ins schöne, aber mit Schatten gezeichnete Stralsund entführt. Alle Kapitel werden mit Zitaten von Künstlern aus Mecklenburg-Vorpommern begonnen und zeigen die Verbundenheit der Autorin zur Heimat. Ungewöhnlich ist der Auftakt mit einem Kapitel 0

"Wenn der Nebel so über dem Sund aufstieg, ja geradezu gen
Himmel dampfte, war es schwer zu glauben, dass eigentlich
Sommer war."


Kein sprunghafter Prolog, sondern ein Neubeginn steht im Vordergrund und damit Fanny Wolff, die 34-jährige Hauptprotagonistin. Man erfährt ihre Beweggründe, warum sie ihr aufregendes Leben als Kriegsreporterin aufgegeben hat und spürt, dass diese junge Frau schwer am Erlebten zu tragen hat. Im Laufe der Handlung erleidet sie mehrere Panikattacken, die sich nachts in Albträumen ihren Weg nach außen suchen. Die kursiv geschriebenen Erlebnisse sind echte Berichte von Kriegsreportern und veranschaulichen die emotionale Zerrissenheit zwischen Alltagserlebnis und Kriegswahn.

Besonders die aktuellen und brisanten Themen wie Flüchtlingsproblematik, einseitige Berichterstattung der Presse, sozial schwache Familien, Missbrauch und Pflegefamilien machen den Reiz dieses Krimis aus. Nicht der erhobene Zeigefinger, sondern die ganz alltäglichen Dinge des Lebens werden aufgezeigt. Die ermordete Melanie steht für viele junge Menschen, die versuchen aus ihrem Hamsterrad zu entkommen und immer wieder scheitern. Ein gesellschaftliches Problem, das allzu oft unter den Teppich gekehrt wird.

Die Aufklärung des Mordes gestaltet sich schwierig, da weder ein eindeutiges Motiv noch ein Täter erkennbar sind. Geschickt werden falsche Spuren in die Vergangenheit gelegt und erst am Ende werden Vermutungen bestätigt.

Ein Krimi der eine bunte Mischung aus wunderschönen Landschaftsbeschreibungen, aktueller Brisanz und einer ganz und gar nicht perfekten Ermittlerin bietet. Auf den nächsten Fall für Fanny Wolff bin ich schon jetzt gespannt.
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