Katharina Korbach

Katharina Korbach beschreibt in kurzen Kapiteln zwei Leben parallel und verzaubert den Leser/ die Leserin mit vielen Details, so dass man in dem Buch richtig abtauchen kann. Beide Haupt-Charaktere führen ein gänzlich unterschiedliches Leben: Charlotte hat psychische Probleme, welche sie mit der Hilfe eines Therapeuten endlich in den Griff bekommen möchte. Neben dem Studium arbeitet sie in einer französischen Bar. Wolfgang ist Dozent und arbeitet parallel an seiner Doktorarbeit. Beide Charaktere sind in Berlin zugezogen und die Autorin lässt den Leser liebevoll an deren Leben mit allen Facetten teilhaben. Da Beide nicht weit voneinander entfernt leben, fiebert man als Leser mit, ob und wann es eine Verbindung zwischen den Beiden geben wird.
Das Buch ist sprachlich sehr ansprechend geschrieben und ich habe es in zwei Tagen durchgelesen. Das Ende des Buches hat mich ein bisschen enttäuscht, aber es war unvorhersehbar und somit bin ich versöhnlich. Auch lässt sie manche Fragen offen, was ich sehr ungewöhnlich, aber nicht schlimm finde. Man merkt, dass die Autorin Frankreich liebt, da sie kleine liebenswerte französische Details einbaut. Der erste Roman von Katharina Korbach ist ihr gut gelungen und ich hoffe, dass sie weitere Werke veröffentlicht. Ein lesenswertes Werk! 

Leben wir in Großstädten wirklich so anonym wie wir glauben? Wolfgang beobachtet die im Nachbarhaus zeichnende Charlotte bereits seit Wochen durch das Fenster und fühlt sich seinerseits von ihrem Anblick inspiriert, seine Dissertation weiterzuschreiben. Die beiden begegnen einander und fühlen irgendwie eine Verbindung, doch beide tragen auch ihre Päckchen herum.

Richtig gut gefallen hat mir der Schreibstil, der war wirklich schön und ich bin richtig drin versunken. Ich mochte außerdem, dass ein großes Thema im Buch "Ungesagtes" ist - zwischen den Charakteren, was sich dann aber auch im Text widerspiegelt. Und ich mochte, dass trotz der klassischen Figurenkonstellation Mann und Frau, die irgendwie aneinander interessiert sich, das Buch nicht auf eine klassische Love Story hinausgelaufen ist. Ich persönlich konnte auch echt viel relaten zu Charlotte und Wolfgang: allein bzw. anonym fühlen in einer Großstadt, Studium, Erwartungsdruck, psychische Probleme, und und und.

Jetzt das "aber": Vielleicht hätte ich vor der Lektüre nicht die (unbegeisterte) Rezi von ichundelaine4711 auf Instagram lesen sollen (deren Rezi ich, obwohl ich das buch mochte, trotzdem nachvollziehen kann), denn nun weiß ich nicht, wie sehr ich das Buch ansonsten gefunden hätte. Mit der Rezi im Kopf frage ich mich jetzt aber, wo genau denn das Alleinstellungsmerkmal des Romans ist. Zwei Menschen in einer Großstadt, Mann und Frau, Studieren, psychische Probleme, Essstörung, kaputte Familienverhältnisse - inhaltlich ist das nichts komplett Neues. Auf der anderen Seite: muss ein Buch überhaupt zwingend das Rad neu erfinden? Reicht nicht eine "bekannte" Geschichte gut zu erzählen irgendwo auch wieder aus? Darüber werde ich vermutlich noch ein bisschen nachdenken 😁

Ich habe das Buch aber (trotzdem?) echt gern gelesen. Es ist für mich ein gelungenes Debüt und aufgrund des schönen Schreibstils würde ich auch zum nächsten Buch der Autorin greifen!

(TW: Essstörung, psychische Probleme; Studentin-Dozent-Beziehung)

In diesem Roman geht es um Charlotte und Wolfgang. Sie Studentin und er Dozent. Und beide wirken, wie so oft bei Romanen mit einem Großstadtmotiv, etwas verloren.
Der Schreibstil der Autorin war anfangs für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Sie verwendet eine sehr klare Sprache mit vielen kurzen Sätzen und kurzen Kapitel. Die Erzählperspektive wechselt zwischen Charlotte und Wolfgang. Von Kapitel zu Kapitel bekommt man einen Einblick in die Vergangenheit der Protagonisten, sowie teils in ihre Gedanken- oder Gefühlswelt sowie ihren Beweggründen und Sehnsüchte. Wobei es sich meist um Einblicke handelt oder Andeutungen, vieles nur wage oder einiges wird, so ist das Gefühl, auch gar nicht erzählt. Anderes erklärt sich zeitversetzt. So wirkten beide manchmal wie ein kleines Mysterium, welches sie vielleicht in ihrer fragilen Beziehung auch für sich selber und den anderen sind. Und so bleiben am Ende auch ein paar offene Fragen. Doch mich hat gerade, dass nicht alles verraten wurde zum Nachdenken angeregt. Und soll Literatur nicht das erreichen?