Cover des Buches Rosie und die Suffragetten (ISBN: 9783896562364)
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Rezension zu Rosie und die Suffragetten von Katharina Müller

Wahlen allein machen noch keine Demokratie.

von Sick vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Wer sich für die englischen Suffragetten interessiert, wird mit diesem Buch ein kurzweiliges Lesevergnügen haben.

Rezension

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Sickvor 9 Jahren

Lancashire, 1908: Die junge Rosie arbeitet als Dienstmädchen im Haushalt des Ehepaares Banks. Die Arbeit ist ziemlich unbefriedigend für sie, denn sie kommt weder mit den Herrschaften, noch mit der Köchin besonders gut aus und die Bezahlung ist auch nicht gerade herausragend. Doch Rosies Mutter ist dagegen, dass sie sich eine Stelle in einer der örtlichen Fabriken sucht und Rosies Traum Lehrerin zu werden scheitert am fehlenden Geld. Nachdem ein Streit mit der Köchin eskaliert, setzt sich Rosie kurzerhand in den Zug nach London, den auch ihre Freundin Helen besteigen wollte. Leider verpassen sie sich und Rosie kommt vollkommen alleine in der Großstadt an. Dort findet sie Unterschlupf bei einer christlichen Frauenorganisation, die unter anderem Arbeitsstellen vermittelt. Schon nach kurzer Zeit bekommt Rosie eine Anstellung bei der Witwe Emmeline Pankhurst, die sich zusammen mit ihren Töchtern für das Frauenwahlrecht einsetzt. Bei den Suffragetten findet Rosie zum ersten Mal Anerkennung für ihre harte Arbeit und schon bald mischt sie selbst bei den politischen Aktionen mit...

"Rosie und die Suffragetten" lässt den langen, nervenaufreibenden Kampf für die Rechte der Frauen in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg lebendig werden. Schon gleich zu Beginn habe ich mich komplett im England der damaligen Zeit wiedergefunden und diese Atmosphäre wird bis zum Schluss aufrecht erhalten. In meinen Augen eine schöne, aber auch wichtige Leistung bei einem historischen Roman. Mit Details wird nicht gegeizt, egal ob es um Mode oder technische Errungenschaften geht, in den Häusern der betuchten Gesellschaft oder in den Slums des East End - stets war das Setting authentisch, aber nicht zu ausschweifend dargestellt.

Bei den Charakteren war es ähnlich. Rosie ist die unangefochtene Protagonistin und man bekommt ein gutes Bild von ihr. Ihre Entwicklung dabei ist erstaunlich, im letzten Kapitel erkennt man beinahe nicht das schüchterne Mädchen aus Nordengland. Das ist gut gelungen, so etwas wünsche ich mir bei einem solchen Roman. Die anderen Figuren sind nicht so facettenreich dargestellt, aber die wichtigsten Eigenschaften sind präsent und eigentlich auch ausreichend. Es sind auch nicht zu viele Personen, sodass man nicht durcheinander kommt.

Besonders interessant waren natürlich der Kampf ums Frauenwahlrecht und die politische Situation im England nach der Jahrhundertwende. Auch ohne viele Vorkenntnisse kann man der Handlung gut folgen und trotzdem wird man nicht mit Fakten erschlagen. Man erfährt, welche Aktionen die Frauenrechtler/innen damals durchgeführt haben, die legalen und die illegalen, welche Konsequenzen das hatte und ob sie Erfolg hatten. Und das alles quasi stets aus erster Hand, nämlich aus Rosies Perspektive. Mit dieser Erzählweise hatte ich keinerlei Probleme, vielmehr fühlte ich mich mittendrin im Geschehen.

Eine kleine Liebesgeschichte darf bei den jungen Leuten nicht fehlen, aber diese hat nicht zu viel Raum eingenommen, sondern hat alles noch etwas lebendiger gemacht.

Wer sich für die englischen Suffragetten interessiert, wird mit diesem Buch ein kurzweiliges Lesevergnügen haben. Aber auch diejenigen, die sich noch nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, werden ihre Freude daran haben.

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