Rezension zu "Die unglaubliche Wahrheit über Pfützen: Ein Kurzroman" von Katharina Prietzel
„Die unglaubliche Wahrheit über Pfützen“ klingt zunächst wie ein Märchen, doch es ist viel mehr. Es zeigt verschiedene Facetten der Wahrheit, die viele Menschen nicht sehen können oder wollen. Das eigentliche Wesen der Menschen tritt durch die Tiefe (Aletheia) zutage und der Anblick ist oft beängstigend, aber auch wunderschön.
Als sich Adrian und Ravenna in einem Park treffen, sieht es nach einer ganz „normalen“ Geschichte aus. Beide leben unter keinen allzu glücklichen Umständen: Adrian bei seiner ungeliebten Mutter und Ravenna bei ihrer Tante. Beide haben sie ein schweres Schicksal hinter sich und Ravenna gibt sich alle Mühe, so kratzbürstig wie möglich zu Ravenna zu sein. Doch er lässt sich nicht abwimmeln. Die beiden treffen sich regelmäßig und eines Tages zeigt ihr Adrian sein kleines Geheimnis. Genau dann als er denkt, es wird Zeit für sie, mal der Wahrheit ins Auge zu sehen, springt er mit ihr in eine Pfütze. Plötzlich finden sich die beiden in Aletheia wieder – nicht in einer anderen Welt, sondern in einer anderen Sichtweise – der Wahrheit – auf die alltägliche Umgebung und deren Bewohner. Auf ihr Leben und auf die anderen Menschen. In Aletheia sieht Adrian wie schön Ravenna ist – äußerlich wie innerlich. Bald gesellt sich Kassandra zu den beiden. Kassandra glaubt hellsichtig zu sein und die verborgene Welt zu kennen. Zuerst glaubt sie, dass sie sich in einer Art Trance widerfindet, als sie in eine Pfütze springt. Bis sie begreift, dass dem nicht so ist. Der Geschäftsmann Conan Tillmann ist skrupellos und nutzt sein Wissen aus Aletheia dazu aus, seine Widersacher kalt zu stellen. Dabei zieht er seine Assistentin Thea mit hinein.
Leider ziehen sich viele Fehler durch das Buch – sowohl in der Rechtschreibung als auch Grammatik. Da sollte dringend noch einmal jemand drüber lesen.
Diese kleine Geschichte ist sehr ungewöhnlich. Sie handelt von Menschen, die die Wahrheit nicht sehen wollen und in einer grauen, düsteren Zeit (Lanthano) leben, in der Gefühle nicht viel zählen und die Menschen eher kalt sind. Dann die andere Seite Aletheia, in der sich die Menschen wirklich erkennen, wie sie sind. Allerdings gibt’s auch in dieser Welt nicht nur Glück, sondern auch die Droge Lethe. Diese führt dazu, dass der Mensch nur noch die Wahrheit sieht und daraus eine Sucht entsteht. Letztlich kann sich ein Abhängiger nicht mehr daraus befreien. Der Autorin ist eine schöne Geschichte gelungen, die zwischen Märchen, Weisheit, Fantasie und ein Stück Kindheit angesiedelt ist. Dies wird vor allem deutlich durch die Zwillinge, die in Wahrheit im Alltag zwei Männer sind, die bereits die 40 überschritten haben, aber wohl lieber als Kinder leben wollen. Das Ende der Geschichte ist kein Happy End im eigentlichen Sinne, denn ein Monster taucht plötzlich auf. Denn auch in dieser Tiefe gibt es nicht nur liebenswerte Geschöpfe, sondern auch grausame, schreckliche Wesen, wie den Wolf. Die anderen Böses wollen. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich bin tief in eine Welt hineingetaucht und habe mir oft überlegt, wie ich wohl in Aletheia meine Mitmenschen sehen würde. Für mich steht das Springen in Pfützen für die kindliche Neugier, die wir uns ein Leben lang bewahren sollten.