Der Termin stand auf meiner Wunschliste, weil es mir – soweit ich mich erinnere – im Zusammenhang mit Hunchback empfohlen wurde. Da es recht kurz ist, habe ich es spontan beim Spaziergang auf Englisch gehört.
Ich verstehe, warum die Empfehlung im Kontext von Hunchback kam: Die Sprache ist ähnlich direkt, roh und ungeschönt; auch die Brutalität hat Parallelen. Inhaltlich aber ist es ein ganz anderes Buch. Schon die ersten Sätze lassen einen stutzen und man denkt: What’s gotten into her?
Das Hörbuch wird von der Autorin selbst gelesen – und das macht sie wirklich gut. Ihre Stimme passt perfekt zum Ton des Textes.
Inhaltlich begleitet man eine Frau, die während eines Gynäkologentermins einen Monolog mit ihrem Arzt Dr. Seligman führt. Sie spricht dabei offen über ihre sexuellen Fantasien – unter anderem auch sehr provokante Gedanken über Hitler und den Nationalsozialismus. Das ist verstörend, keine Frage – aber auch bewusst schockierend.
Außerdem spricht sie über ihre Kindheit, ihre katholische Erziehung, das Unbehagen mit sich selbst und ihre Ablehnung der Geschlechtsrolle, die ihr zugeschrieben wurde – und darüber, was sie überhaupt zu diesem Termin beim Gynäkologen gebracht hat.
Sie kritisiert Geschlechterrollen, Körperbilder und gesellschaftliche Erwartungen. Fragen wie: Warum dürfen Männer oben ohne sein, Frauen aber nicht? Warum müssen Frauen sich nachts fürchten, Männer aber nicht?
Der Text ist fragmentarisch, fast wirr – wie ein inneres Auskotzen. Gedanken springen von einem Thema zum nächsten. Dabei entsteht das Bild einer Person inmitten psychischer, körperlicher und gesellschaftlicher Transformation, die Vergangenes reflektiert – mit einer Wortgewalt, wie man sie sonst vielleicht nur in stiller Scham mit sich selbst führt. Es geht auch um Wut – auf die Gesellschaft, auf sich selbst, auf alte Rollenbilder. Diese Wut wird sarkastisch, aggressiv und radikal formuliert.
Ob das Buch die persönliche Haltung der Autorin widerspiegelt, kann ich nicht sagen – und das ist vielleicht auch gar nicht entscheidend. Klar ist: Dieses Buch ist nichts für jeden. Der Kink rund um den „Führer“ wirkt bewusst grenzüberschreitend und wird viele Leser verstören oder auch abstoßen.
Aber Der Termin ist definitiv ein Diskussionsanstoß. Es bringt viele unbequeme Gedanken auf den Tisch. Wer sich darauf einlassen kann und den Stil aushält, bekommt ein ungewöhnliches, radikales Stück Literatur – irgendwo zwischen Selbstbefragung, Gesellschaftskritik und literarischem Tabubruch.
Ich persönlich fand es okay – nicht überragend, sehr kurzweilig, aber definitiv interessant genug, um darüber zu sprechen. Kann man mal machen.






