Katherine Mansfield

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Lebenslauf

Katherine Mansfield, am 14. Oktober 1888 in Wellington/Neuseeland geboren, ging 1903 nach England, um dort zu studieren. Sie reiste viel durch Europa, lebte u. a. in London, Bad Wörishofen und später in Frankreich. Mit ihren Kurzgeschichten erlangte sie anhaltende Berühmtheit. Im Alter von nur 34 Jahren starb Katherine Mansfield am 9. Januar 1923 in Fontainebleu/Frankreich an Tuberkulose.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Katherine Mansfield

Cover des Buches Fliegen, tanzen, wirbeln, beben (ISBN: 9783717524823)

Fliegen, tanzen, wirbeln, beben

(8)
Erschienen am 15.10.2018
Cover des Buches The Garden Party and Other Stories (ISBN: B0027IFLA2)

The Garden Party and Other Stories

(6)
Erschienen am 01.01.1931
Cover des Buches Das Gartenfest (ISBN: 9783737410090)

Das Gartenfest

(4)
Erschienen am 24.03.2016
Cover des Buches Die Gartenparty (ISBN: 9783717525325)

Die Gartenparty

(4)
Erschienen am 05.10.2022
Cover des Buches Rosabels Tagtraum (ISBN: 9783717521679)

Rosabels Tagtraum

(3)
Erschienen am 13.10.2008
Cover des Buches Das Gartenfest und andere Erzählungen (ISBN: 9783458339052)

Das Gartenfest und andere Erzählungen

(3)
Erschienen am 16.03.1998
Cover des Buches In der Bucht (ISBN: 9783866487291)

In der Bucht

(3)
Erschienen am 21.02.2025
Cover des Buches Über die Liebe (ISBN: 9783895612480)

Über die Liebe

(2)
Erschienen am 08.08.2012

Neue Rezensionen zu Katherine Mansfield

Cover des Buches In der Bucht (ISBN: 9783866487291)
Literatursprechstundes avatar

Rezension zu "In der Bucht" von Katherine Mansfield

Literatursprechstunde
Feministische Meeresliteratur at it’s best! 👏🤩📚🌊🩵

In der Bucht“ von Katherine Mansfield (1888 - 1923) gehört zu der „Klassikerinnen“-Reihe des Mare Verlags, in der frühere Werke - ausschließlich von Frauen erstmals oder neu übersetzt werden. Damit ihr das Werk besser einordnen könnt, möchte ich Euch noch ein paar Infos zur Autorin geben: Sie wurde in Neuseeland geboren, ging dann später in England zur Schule und befreundete sich mit Virginia Woolf (in deren Schatten Mansfields Werk auch lange stand und erst in den 90ern durch feministische Literaturwissenschaftler*innen wiederentdeckt wurde) und D.H. Lawrence. Mit nur 34 Jahren starb sie an Tuberkulose und hinterließ 73 Erzählungen, sowie allerhand Briefe (Infos der Mare-Verlagsseite entnommen).


Aber nun zur Lektüre. Die 1922 erstmals veröffentlichte Geschichte umfasst genau einen Tag, spielt in der Crescent Bay Neuseelands und ist autobiografisch beeinflusst durch Katherine Mansfield, die man am ehesten mit der Figur Kezia in Verbindung bringen könnte (eine der drei kleinen Mädchen, die in der Erzählung vorkommen) - es ist das Setting von Mansfield‘ Kindheit, wo sie aufgewachsen ist. 


Die Story beginnt im Morgengrauen mit einem Blick in diese Bucht im Fokus auf die Natur. Zuerst ist die Crescent Bay menschenleer - bis ein Schäfer mit seiner Herde auftaucht. Das ist die erste der 12 Szenen aus denen die Erzählung besteht. Der Tag erwacht, die ersten Schwimmer besiedeln die Bucht und dann geht es weiter mit den verschiedenen Figuren durch den Sommertag. Bis zum Abend haben wir die (doch erstaunlich vielen) verschiedenen Figuren kennengelernt, mit all ihren Ängsten und Sorgen, sprich den Umständen, die sie gerade umtreiben. Wir erleben den Alltag der Figuren und Mansfeld greift dabei Themen wie Geschlechterrollen und gesellschaftliche Zwänge auf.


Eine atemberaubend schöne Meereskulisse ist die Heimat der Familie Burnell, genauer gesagt eine Bucht. Diese dient den Kindern als Spielplatz und dem Vater Stanley als allmorgendliche Schwimmstätte, mit dem täglichen Ziel, der erste zu sein, der dort schwimmt. Sein ganzes Seelenheil ist von dieser Ambition abhängig und sollte jemand vor ihm in der Bucht schwimmen, hängt der Haussegen schief. Allgemein scheint bei den Burnells viel von der väterlichen Präsenz abzuhängen - denn verlässt Stanley das Haus, steigt die Stimmung bei den restlichen Familienmitgliedern. 


„Oh, die Erleichterung, wie anders es sich anfühlt, wenn der Mann aus dem Haus war. Wie sich allein ihre Stimmen veränderten, wenn sie sich etwas zuriefen; warm und liebevoll klangen sie, als teilten sie ein Geheimnis. Beryl ging zum Tisch. „Trink doch noch eine Tasse Tee, Mutter. Er ist noch heiß.“ Sie wollte gern irgendwie zelebrieren, dass sie jetzt machen konnten, was sie wollten. Kein Mann würde sie stören; der ganze perfekte Tag gehörte ihnen.“ 


Auch die Ehe der Burnells würde man wohl eher nicht als harmonisch bezeichnen - schon Kleinigkeiten können zu einem Streit führen. 

Wie es zur damaligen Zeit üblich ist in Mittelschicht-Familien, verbringt auch Linda Burnell gerne die Tage am Strand. Was praktisch ist, denn so können auch die Großmütter ein Auge auf die Kinder haben und den Frauen ist etwas Me-Time vergönnt. Doch sie hadert zunehmend mit ihrer psychischen Verfassung - sie fühlt sich beobachtet und gefangen in ihren Umständen. 


„Es sagte sich leicht, dass es nun mal das Los von Frauen sei, Kinder zu bekommen. Es stimmte nicht. Schon sie allein konnte das widerlegen. Sie war ruiniert, geschwächt, hatte jeden Mut verloren durchs Kinderkriegen. Und was es noch schwerer zu ertragen machte, sie liebte ihre Kinder nicht.“


Regretting Motherhood ist eins der vielfältigen und gerade für diese Zeit pikanten Themen, die Katherine Mansfield in ihrer Erzählung verarbeitet. Smart und präzise erzählt sie auf eine zutiefst menschliche Weise von den Facetten des Lebens und übt dabei Gesellschaftskritik. Sogar die Haltung des  Dienstmädchens gegenüber Männern lässt sie beispielsweise beim Abwasch klarwerden: 


 „„Oh diese Männer!“, sagte sie, tauchte die Teekanne in die Schüssel und hielt sie noch unter Wasser gedrückt, als es aufgehört hatte zu blubbern, als wäre auch die ein Mann und Ertrinken noch zu gut für sie.“ 


Katherine Mansfield gelingt die Balance zwischen locker, leichten (Natur-) Beschreibungen eines wundervollen Sommertages und der Härte des Lebens inklusive Kritik am Patriarchat, der Gesellschaft und in die Erzählung verwobenen feministischen Fragestellungen. Perfekt abgerundet wird „In der Bucht“ durch Nicole Seiferts Nachwort, das die Erzählung einordnet und hilft den Gesamtzusammenhang bezogen auf die damalige Zeit, Gesellschaft und Geschlechterrollen zu verstehen - danke, wirklich hilfreich! (An dieser Stelle ein kurzer Hinweis auf Nicole Seiferts Werke „Frauenliteratur“ und „Einige Herren sagten etwas dazu“ - zwei wirklich lesenswerte feministische Bücher, die Ihr Euch unbedingt mal anschauen solltet, sofern nicht bereits geschehen). 

Fazit: „In der Bucht“ war für mich das erste Werk, der Klassikerinnen-Reihe des Mare Verlags, das ich gelesen habe, aber sicherlich nicht das Letzte, denn „Skizzen des Südens“ von Constance Fenimore Woolson liegt hier bereits in den Startlöchern.

Cover des Buches In der Bucht (ISBN: 9783866487291)
Ritjas avatar

Rezension zu "In der Bucht" von Katherine Mansfield

Ritja
Leseempfehlung

Die Kurzgeschichte "In der Bucht" wurde 1922 erstmals veröffentlicht und doch liest sie sich sehr flüssig und modern. Ich mochte die Geschichte und ihre Charaktere sehr und war erstaunt, was die Autorin alles auf nur 128 Seiten einfließen lässt. 

Ist die Katze aus dem Haus und tanzen die Mäuse auf dem Tisch.

Dieser Spruch fiel mir als erstes ein, als ich die ersten Seiten der Erzählung gelesen hatte. Der Mann des Hauses geht zur Arbeit und die Frauen streifen direkt ihre Steifheit und Etikette ab und freuen sich auf den gemeinsamen Tag.

Es brodelt im Inneren der Frauen. Das strenge Korsett der gesellschaftlichen Normen zickt und sie wollen es immer weniger tragen. Jeder Charakter, der von der Autorin erschaffen wurde, hat seine eigene kleine Geschichte. Beryl setzt sich ab und verbringt ihre Zeit mit einer Frau, die keinen guten Ruf in der Gesellschaft genießt. Und Linda, die Mutter, freut sich, wenn sie ihre Kinder nicht um sich hat und für sich sein kann. 

 Die Autorin hält der Gesellschaft den Spiegel vor und zeigt, was nicht stimmt. Die festgefahrenen Geschlechterrollen, die Unzufriedenheit der Charaktere (auch der männlichen) und die Übergriffigkeit des männlichen Geschlechts.  

 Ein kleines wunderschön gestaltetes Buch, was sich zu lesen lohnt.  

Cover des Buches Die Aloe (ISBN: 9783958299788)
KikiAnderss avatar

Rezension zu "Die Aloe" von Katherine Mansfield

KikiAnders
Schlüssel zum Werk von Katherine Mansfield

Ich habe von Katherine Mansfield zwar schon oft gehört, doch gelesen hatte ich von ihr bisher noch nichts. Bei einem Literaturabend wurde "Die Aloe" von ihr vorgestellt und ich kaufte und las gleich am nächsten Tag den schmalen, schön gebundenen Band mit Lesebändchen aus dem Steidl Verlag. Vor der Lektüre beschäftigte ich mich - dank Internetrecherche - erst noch ausführlich mit der Person Katherine Mansfield. Sie war eine Neuseeländische Schriftstellerin lebte von 1888 bis 1923, dabei auch einige Jahre in London. Sie war ein außergewöhnliches Schreibtalent und eine unangepasste Person, der nur ein kurzes Dasein vergönnt war, bevor sie mit 34 Jahren an Lungentuberkulose starb. Ein schlimme Zäsur in ihrem Leben war der Tod ihres geliebten jüngeren Bruders Leslie gleich zu Beginn des ersten Weltkriegs, der eine Todessehnsucht in ihr auslöste. Sie zog zurück nach Neuseeland und widmete sich seinem Andenken und ihren eigenen Wurzeln in ihren Geschichten. Aloe schrieb sie 1917.

Ich rate sehr, vor der Lektüre zunächst das Nachwort des Verlegers Andreas Nohl zu lesen. Es dient sehr dem Verständnis der Erzählung. Ohne dieses Wissen ist es anfänglich schwer, die Personen im Haushalt der Familie Burnrell zuzuordnen und einzuschätzen. Die Familie Burnell ist ein Spiegel der elterlichen Familie von Katherine Mansfield, wie ich im Nachwort erfahren habe. Die kleine Kezia das Alter Ego von Katherine. 

Es ist nicht leicht, den Inhalt in Worte zu fassen. Ich fand den Klappentext nicht ganze zutreffend. Für mich hatte die Aloe für die Kinder keine Bedeutung. Witzig, dass es sich gar nicht um eine Aloe handeln kann. Denn nach der Beschreibung der Pflanze und der Aussage, dass sie nur alle einhundert Jahre blüht, handelt es sich in dem Buch um eine Agave. 

Aber das hat meinen Lesegenuss nicht geschmälert. Obwohl die Handlung, die Gesellschaft, die Umgebung, das neue Haus, in dem alles bildhaft beschrieben ist, aus der Zeit von Anfang 1900 stammt (hinten im Anhang werden Begriffe wie "Kastenottomane", "Wurmschokolade", "Foulardkleid", "Eau-de-Nil-farbenener Satin", usw. erklärt), wirkt es ungeheuer modern und zeitgemäß. Die Sätze darin sind von atemberaubender Schönheit und Ausdrucksstärke. 

Hier ein Beispiel von Seite 34:

"Die Dinge pflegten in der Stille gerne lebendig zu werden, das hatte sie schon oft bemerkt. Nicht nur große, massive Dinge wie Möbel, sondern auch Vorhänge und Stoffmuster und die Fransen von Decken und Kissen. Wie oft hatte sie erlebt, dass sich die Quastenborte an ihrer Steppdecke in eine lustige Prozession von Tänzerinnen verwandelte, der auch die Priester beiwohnten. Denn ein paar Quasten waren dabei, die tanzten überhaupt nicht, sondern schritten feierlich einher, vornübergebeugt, als beteten oder psalmodierten sie ... Wie oft hatten die Medizinflaschen sich in eine Reihe kleiner Männer mit braunen Zylindern verwandelt, und häufig saß die Wasserkanne in der Waschschüssel wie ein dicker Vogel in einem runden Nest."

Virginia Woolf notierte in ihr Tagebuch: "Katherine Mansfield schrieb die einzige Prosa, auf die ich je eifersüchtig war." Das kann ich gut verstehen. 


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