Cover des Buches Zu Hause redet das Gras (ISBN: 9783551582645)
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Rezension zu Zu Hause redet das Gras von Katherine Rundell

Rezension zu "Zu Hause redet das Gras" von Katherine Rundell

von Fantasie_und_Träumerei vor 12 Jahren

Rezension

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Fantasie_und_Träumereivor 12 Jahren
KLAPPENTEXT: "Ich habe alles, Sir. Ich habe sogar mehr als alles, nicht wahr, Dad? Ich habe zehn Zwerghühner, die überall im Haus Eier legen, und ich habe die Jungen - Simon und Peter und außerdem Penga und Learnmore - vor allem aber Simon - und außerdem ist da Kezia, meine Äffin - und Shumba, mein Pferd - und ich habe mehr Obst, als wir je essen könnten, und ich habe Bücher und Farben, und der Captain hat gesagt, ich darf meine Zimmerdecke mit Vögeln bemalen, wenn ich eine Leiter finde, und ich habe einen eigenen Mangobaum namens Marmaduke" Aber nach dem Tod ihres Vaters muss Will fort, weil die Farm verkauft werden soll. Sie wird nach England ins Internat geschickt. Und die Mädchen dort sind schlimmer als Löwen oder Hyänen. Will möchte am liebsten weglaufen. ZUR AUTORIN: (Quelle: Carlsen) Katherine Rundell, geboren 1987, wuchs in London, Zimbabwe und Brüssel auf. 2008 bekam sie ein Forschungsstipendium am All Souls College, Oxford. "Zu Hause redet das Gras" ist ihr erstes Buch. Sie schreibt gerade an ihrem zweiten. EIGENE MEINUNG: Es gibt Bücher, die sind einfach etwas Besonderes. Unterschiedliche Faktoren machen diese Besonderheit aus: Mal ist es die Schreibe, mal die Geschichte, mal die Protagonisten. Katherine Rundell ist es gelungen dies alles zu vereinen und eine Geschichte zu kreieren, die das Herz erwärmt und Sonne ins Leben bringt. "Manche Häuser hatten Glas in allen Fenstern und Schlösser in den Türen. Das wusste Wilhelmina. Das Farmhaus, in dem sie lebte, war kein solches Haus. Wenn es einen Haustürschlüssel gab, hatte sie ihn nie gesehen. Vermutlich war er von den Ziegen gefressen worden, die immer wieder in die Küche kamen." (S. 5) Wilhelmina, genannt Will, aber auch Viel, Viel-zu-viel oder Vielfrass, lebt mit ihrem Vater auf der Farm des Captains in Afrika. Sie führt ein freies und wildes Leben. Jeden Tag verbringt sie ihre Zeit mit ihrem besten Freund Simon in der Weite des Landes. Sie reiten, fangen wilde Tiere, baden in Schlammlöchern, machen Blödsinn und tun einfach was sie wollen. Manchmal geraten sie in gefährliche Situationen, dennoch gibt es kaum etwas, das Will mehr liebt als "ihr" Afrika. Als der Captain eines Tages eine Frau mit nach Hause bringt, deren Blick so falsch ist wie der einer giftigen Schlange, weiß Will, dass sie sich in Acht nehmen muss. Dennoch glaubt sie, dass ihr niemand was anhaben kann, solange sie Freunde hat wie Simon, Tedias oder den Captain und ihren über alles geliebten Vater. Als dieser stirbt verändert sich jedoch alles. Will wird von der neuen Herrin der Farm nach England geschickt, um dort auf eine Internatsschule zu gehen. Für Will das größte Unglück ihres Lebens, denn dort kann sie beim Schlafen weder die Sterne sehen, noch den Wind spüren. Nichts dort duftet nach Gras, und Shorts und Arbeitsstiefel scheinen auch unangebracht. Doch "Freiheit kann man nicht mit Eleganz bezwingen" und so unternimmt Will den Versuch nach Afrika zurück zu kehren. "Sie ist anders, glaub mir. Wie Feuer. Sie ist eine Wildkatze." (S.21) Passender hätte auch ich es nicht sagen können, denn Will ist wild. Aber nicht nur das. Sie ist auch frei. Frei von Zwängen und Vorschriften. Eins mit der Natur. Aus ihr strahlt das Leben und so bleibt dem Leser nichts anderes übrig als sie sofort ins Herz zu schließen. Für mich ist Wills Geschichte ein bisschen mehr, als nur eine Geschichte. Ich bin selbst eine Will gewesen. Den ganzen Tag mit dem Pony unterwegs, hab im Wald gespielt und mein ganzes Herzblut in verwaiste, verletzte und verwahrloste Tiere gesteckt. Auch ich war anders als viele Mädchen in meinem Alter. Hatte andere Interessen, andere Normen, andere Ideale. Und so hat es nicht nur Will, sondern auch mir schier das Herz zerrissen, als diese Afrika verlassen muss. "Der Verlust war eine Leere, in der kein lebendiges Wort existierte." (S.99) Will muss nicht nur ihre Freunde, ihr vertrautes Leben und "ihr" Afrika zurück lassen. Es ist einfach das Lebensgefühl, das sie dort hatte, das in England nicht möglich zu sein scheint. Doch Will, wäre nicht Will, wenn sie nicht auch dort kämpferisch allen Schwierigkeiten ins Auge schauen würde. Katherine Rundell, die eine noch sehr junge Autorin und viel gereist ist, hat vielleicht ein wenig biografisches in ihr Buch gesteckt. Zumindest scheint ihr ihr Debütroman sehr am Herzen zu liegen. Dies macht sich sowohl in der Geschichte, als auch an der Schreibe bemerkbar, die ausstrahlt, wie viel Freude und Seele die Autorin ins Buch gesteckt hat und die mich mit wundervoller, bildlicher Sprache entführt hat in Wills Afrika. FAZIT: "Zu Hause redet das Gras" ist ein wunderschönes Buch voller Weisheit. Es ist ein Buch darüber, dass man dort zu Hause ist, wo das Herz hin gehört, aber sich heimisch fühlen kann, wo man Freunde hat. Eine Geschichte, die mit der natürlichen und ungekünstelten Sicht eines Kindes die Sonne Afrikas in den Herzen seiner Leser scheinen lässt. Ein wundervolles Buch, das Leser jeden Alters mit seinem Charme begeistern wird.
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