Cover des Buches Das verborgene Lied (ISBN: 9783453356801)
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Rezension zu Das verborgene Lied von Katherine Webb

Das verborgene Lied

von FabAusten vor 10 Jahren

Rezension

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FabAustenvor 10 Jahren
Zach betreibt eine kleine Galerie. Einst wollte er als Maler sein Geld verdienen, scheiterte aber. Gescheitert ist auch seine Ehe und geschäftlich läuft es ebenso wenig.
Eines deprimierten Tages meldet sich das Verlagshaus, das ihn beauftragt hatte, ein Buch über den berühmten Maler Charles Aubrey zu verfassen. Falls er es nicht langsam zustande brächte, würde der Job einem anderen übertragen. Schon immer fühlte Zach sich dem Künstler sehr verbunden und glaubt sogar, ein illegitimer Enkel zu sein. Also schließt er sein Geschäft und macht sich auf nach Blacknowle, wo er auf neue Erkenntnisse über den Künstler zu stoßen hofft. Tatsächlich wartet dort mehr als nur ein Geheimnis, das es zu enträtseln gilt.

Nach dem Lesen flammen mehrere Fragezeichen über dem Kopf auf.

Warum trägt der Roman diesen Namen?
Es gibt viele Rätsel und eine der Figuren singt ständig vor sich hin. Okay. Wirklich treffend ist der Titel dennoch nicht, denn eine entsprechende Melodie spielt keine signifikante Rolle.

Warum stellt sich nach dem Lesen der Eindruck ein als hätte man gerade einige schwere Schichten im Bergbau absolviert?
Die Geschichte ist total überfrachtet. Es wird sowohl aus der Perspektive von Zach als auch von Dimity Hatcher, die ihr Leben in Blacknowle verbracht hat und Charles Aubrey gut kannte, berichtet. So weit, so gut. Jedoch sind beide Erzählstränge überladen mit Problemen, Entwicklungen und langen Reflexionen über das Verhalten der Figuren. Ob das wirklich immer relevant für den Plotfortgang ist, mag stark bezweifelt werden. Viel eher gleicht es einer sehr ausführlichen psychologischen Charakterstudie. Diese ist durchaus gelungen. Gut beobachtet, treffend beschrieben. Jedoch einfach zu umfangreich. Diese Ausführlichkeit schlägt sich auch in der Seitenzahl nieder. Gerade auf den letzten Seiten erwartet man nur noch den Schlusssatz und dann gibt es noch eine Seite und noch eine Seite und noch eine....

Warum ist Dimity so vernarrt in den Maler? Dass sie es ist, wird gut herausgearbeitet. Aber warum nur? Mehrfach wird betont, wie wahnsinnig betörend Aubrey auf die Frauen in seiner Umgebung wirkte. Das Verhalten der Damen zeigt das sehr gut. Aber es wird für den Leser nicht nachvollziehbar. Man hätte sich gewünscht, dass diese Wirkung beim Lesen überspringt. So wirkt es, als wären die Frauen kollektiv unter Drogen gesetzt worden oder einfach geistig umnachtet.

Warum handeln die Figuren teilweise recht unrealistisch? Gut, Dimitys Vernarrtsein lässt sich als Liebeswahn erklären. Der
hat sie jahrelang begleitet. Aber was sie dann tut und was den großen Wendepunkt darstellt, ist nicht nachvollziehbar. Der angebliche Auslöser wirkt sehr dürftig. Doch es soll nicht zu viel verraten werden.

Katherine Webb versteht es, den Leser an die Geschichte zu binden, so dass er eine um die andere Seite liest. Hinweise werden gegeben, die zu Spekulationen führen. Manchmal bestätigen sie sich oder auch nicht, doch immer erst nach gefühlten weiteren 200 Seiten. Nichtsdestotrotz handelt es sich um
einen gut konstruierten Plot, auch wenn manchmal weniger mehr gewesen wäre, manche Entwicklung etwas zu unglaubwürdig war.

Die Sprache ist recht ansprechend und die Dinge werden verständlich beschrieben. Jedoch gerät mache Formulierung etwas arg kitschig und schwülstig.
Obwohl der Sprachstil gefällig und locker zu lesen ist, zieht sich die Geschichte. Ja, man bleibt dran und will wissen, wie es weitergeht, aber es ist mühevoll. Eine seltsame Diskrepanz zwischen guter Lesbarkeit und dem Interesse, weiterzulesen einerseits und dem Gefühl, dass es wirklich anstrengend und viel zu lang ist.

Das verborgene Lied stellt durchaus eine Weiterentwicklung zu
Das geheime Vermächtnis, Katherine Webbs erstem Roman, dar. Allerdings bestehen die Problemzonen fort. Die psychologische Studie scheint wichtiger als ein spannender Plotverlauf. Die Geschichte ist zu weitschweifig und die Sprache mitunter nah am Kitsch.
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