Kunstvoll verwobene Erzählstränge führen zum völlig unerwarteten Ende
von Mariki
Kurzmeinung: Gute, manchmal zu leichte Unterhaltung, mit einem sehr geschickt eingefädelten und überraschenden Ende.
Rezension
Ländliche Idylle im England der 1920er. Ein Mord geschieht im beschaulichen Slaughterford und das Opfer ist der untadelige, immer freundliche Gutsherr. Der Mörder steht aufgrund von Indizien bald fest, aber dessen Schwester Pudding kann es nicht glauben. Bei ihren Nachforschungen nach dem wahren Täter bekommt sie Unterstützung von der jungen Witwe, Irene. Die kann mit der ländlichen Idylle als partyverwöhnte Londonerin so gar nichts anfangen. Sie hat sich noch gar nicht richtig eingewöhnt, gilt im Dorf als arrogante Städterin und kaum hat sie nach der überstürzten Heirat ein wenig Nähe zu ihrem Mann gefunden, wird dieser ermordet.
Das Personal war mir zunächst zu schlicht gezeichnet: der Gutsherr ohne jeglichen Fehl und Tadel, die allzu unsichere Irene, die sich für völlig nutzlos hält und dazu die „böse“ Tante des Gutsherrn, die der jungen Frau ihres Neffen das Leben schwer macht, da sie die Wahl ihres Neffen ablehnt. Eine klischeebeladene Konstellation. Dazu gesellt sich dann noch die forsche Pudding, ein Stallmädchen, dessen Bruder des Mordes verdächtigt wird und deren Nachforschungen die Geschichte, wenn auch schleppend, vorantreiben.
Bis hierhin nett erzählt, aber ohne besonderen Pfiff. Erst die Figur der Clemmie, ein wildes, taubstummes Bauernmädchen, von der in einem zweiten Erzählstrang die Rede ist, hat mich aufmerken lassen. Welche Rolle sie spielt, und was dieser zweite Erzählstrang mit der Haupterzählung zu tun hat, das hat mich neugierig gemacht.
Grandios fand ich die sehr eindrücklichen Schilderungen der Umgebung, der Äußerlichkeiten und Natur. Ich fühlte mich in die Szene hineinversetzt, roch fast das Heu oder den Wald und konnte die Häuser oder die Landschaft des kleinen Ortes sehen, in dem die Geschichte spielt.
Die Auflösung kommt dann sehr überraschend und genial eingefädelt. Die Handlungsstränge werden so geschickt überlagert, dass man von der Lösung des Falles fast überrumpelt wird.
Trotz der Schwächen in der Figurenzeichnung ist „Die Frauen am Fluß“ gute Unterhaltung. Ein leichtes Buch, zum Entspannen und mit einem sehr gelungenen Schluß.