Rezension zu Scherbengold von Kathrin Hövekamp
Entspannt. (Rezi-Ex.)
von EvyHeart
Kurzmeinung: Entspannt.
Rezension
EvyHeartvor 7 Jahren
Wäre "Scherbengold" ein Mensch, dann wäre es kein Partytier. Es wäre kein Freund, mit dem man sich blind ins nächste Abenteuer stürzt. "Scherbengold" ist nicht laut. "Scherbengold" ist leise. Der gute Freund, mit dem man bei Regen gemütlich auf dem Sofa sitzen und fernsehen kann. Der Reihe nach.
Jakob ist 30 und wird überraschend von seiner Freundin verlassen, obwohl er bereits dein Pärchenurlaub gebucht hat. Eine durchzechte Nacht später stöbert er in alten Fotos und denkt über die vergangenen Beziehungen nach. Wo ist der "rote Faden"? Was hat er falsch gemacht?
Obwohl der Ausgangspunkt nicht neu ist, hat die Autorin den Roman mit vielen Details ausgemalt und im ersten Drittel ein Element eingebaut, das die Spannung bis zum Ende aufrecht erhält: Wer ist das Pandamädchen?
Jakob ist freundlich, aufmerksamk und manchmal in sich versunken. Er philosophiert sehr gern. Außerdem kämpft er gern mit seiner besten Freundin um falsch zugeordnete Filmzitate. Dank seines besten Freundes ist er besonders, aber kein Außenseiter. Der Klappentext stellt ihn prägnanter dar, als er ist.
Hanna trägt gern "alternative" Klamotten, ist witzig, selbst-bewusst, aber manchmal schüchtern.
Es gefällt mir, dass die Figuren besonders, aber nicht zu extrem sind. Dadurch sind sie dem Leser sehr nah.
Beziehungen: Welche Rolle nehme ich in einer Liebesbeziehung ein? Sage ich, was ich will? Erwarte ich, dass der andere sagt, wenn ihm etwas nicht gefällt? Wie selbst-bewusst bin ich als Teil einer Beziehnung? Ich habe lange mit Jakob gegrübelt, wo der "Fehler" liegt. Aber nachdem er seine ersten Freundin fragt, verstanden wir. Manchmal ist es schlecht, nicht das Falsche zu tun.
Philosophie/Soziologie: Jakob versucht, das Problem gedanklich zu lösen und nutzt dabei verschiedene Theorien. Es gibt im Buch zwei relativ lange Passagen, in denen geredet wird. Menschen mit Vorkenntnissen werden Freude haben, ich fand sie fast zu lang.
90er/00er Jahre: Herzstück des Romans sind Referenzen an die Kultur dieser Jahre, weil Jakob Ende der 80er geboren ist. Musik, Technik und viele Details (Diddl!) sorgen für ein authentisches Gefühl ohne Nostalgie. Ich hatte Spaß! Auch die jüngeren Leser der Leserunde haben sich wohlgefühlt.
[Spoiler]
Psychisch kranke Eltern: Jakobs Mutter hat eine Depression. Jakob weiß, wenn er aus der Schule kommt, nie, ob seine Mutter in der Küche das Abendessen kocht oder tagelang das Zimmer nicht verlässt. Die Krankheit bessert sich im Laufe des Buches stark, aber ich denke, dass Jakob in Beziehung dazu neigt, den "Normalzustand" zu erhalten und die Frau glücklich zu machen, anstatt Dinge einzufordern und seine Bedürfnisse klarzumachen. Außerdem schätze ich ihn als konfliktscheu ein.
[Spoiler Ende]
Hövekamp schreibt locker und flüssig lesbar. Abgesehen von Jakobs philosophischen Diskusionen.
Gut gefallen haben mir die leidenschaftlichen Beschreibungen von Partys usw.. besonders bei der Party am Ende. Trotz vieler Schilderungen war ich nicht genervt, sondern ich wurde von Jakobs Begeisterung angesteckt. Für mich wirkte die Szene, als wöllte die Autorin nicht dem Leser die Geschichte erleichtern, sondern zeigen, dass sie Spaß beim Schreiben hatte.
Insgesamt ist "Scherbengold" ein ruhiger, sehr harmonischer Roman, der Klischees dezent behandelt und die Figuren gut zur Geltung kommen lässt. Er ist eine gute Wahl für einen Liebesroman, aber ich finde ihn nicht so knallig. Wahrscheinlich, weil er sehr nah an "unserer" Generation ist, fehlen die Kontraste. Der Roman erzeugt ein gutes Gefühl, aber er bleibt nicht so stark im Gedächtnis. Trotz des traurigen Ausgangspunktes ein Feel-good-Roman, den ich gerne empfehle.
Worum geht es?
Jakob ist 30 und wird überraschend von seiner Freundin verlassen, obwohl er bereits dein Pärchenurlaub gebucht hat. Eine durchzechte Nacht später stöbert er in alten Fotos und denkt über die vergangenen Beziehungen nach. Wo ist der "rote Faden"? Was hat er falsch gemacht?
Obwohl der Ausgangspunkt nicht neu ist, hat die Autorin den Roman mit vielen Details ausgemalt und im ersten Drittel ein Element eingebaut, das die Spannung bis zum Ende aufrecht erhält: Wer ist das Pandamädchen?
Die Figuren
Jakob ist freundlich, aufmerksamk und manchmal in sich versunken. Er philosophiert sehr gern. Außerdem kämpft er gern mit seiner besten Freundin um falsch zugeordnete Filmzitate. Dank seines besten Freundes ist er besonders, aber kein Außenseiter. Der Klappentext stellt ihn prägnanter dar, als er ist.
Hanna trägt gern "alternative" Klamotten, ist witzig, selbst-bewusst, aber manchmal schüchtern.
Es gefällt mir, dass die Figuren besonders, aber nicht zu extrem sind. Dadurch sind sie dem Leser sehr nah.
Themen
Beziehungen: Welche Rolle nehme ich in einer Liebesbeziehung ein? Sage ich, was ich will? Erwarte ich, dass der andere sagt, wenn ihm etwas nicht gefällt? Wie selbst-bewusst bin ich als Teil einer Beziehnung? Ich habe lange mit Jakob gegrübelt, wo der "Fehler" liegt. Aber nachdem er seine ersten Freundin fragt, verstanden wir. Manchmal ist es schlecht, nicht das Falsche zu tun.
Philosophie/Soziologie: Jakob versucht, das Problem gedanklich zu lösen und nutzt dabei verschiedene Theorien. Es gibt im Buch zwei relativ lange Passagen, in denen geredet wird. Menschen mit Vorkenntnissen werden Freude haben, ich fand sie fast zu lang.
90er/00er Jahre: Herzstück des Romans sind Referenzen an die Kultur dieser Jahre, weil Jakob Ende der 80er geboren ist. Musik, Technik und viele Details (Diddl!) sorgen für ein authentisches Gefühl ohne Nostalgie. Ich hatte Spaß! Auch die jüngeren Leser der Leserunde haben sich wohlgefühlt.
[Spoiler]
Psychisch kranke Eltern: Jakobs Mutter hat eine Depression. Jakob weiß, wenn er aus der Schule kommt, nie, ob seine Mutter in der Küche das Abendessen kocht oder tagelang das Zimmer nicht verlässt. Die Krankheit bessert sich im Laufe des Buches stark, aber ich denke, dass Jakob in Beziehung dazu neigt, den "Normalzustand" zu erhalten und die Frau glücklich zu machen, anstatt Dinge einzufordern und seine Bedürfnisse klarzumachen. Außerdem schätze ich ihn als konfliktscheu ein.
[Spoiler Ende]
Der Schreibstil
Hövekamp schreibt locker und flüssig lesbar. Abgesehen von Jakobs philosophischen Diskusionen.Gut gefallen haben mir die leidenschaftlichen Beschreibungen von Partys usw.. besonders bei der Party am Ende. Trotz vieler Schilderungen war ich nicht genervt, sondern ich wurde von Jakobs Begeisterung angesteckt. Für mich wirkte die Szene, als wöllte die Autorin nicht dem Leser die Geschichte erleichtern, sondern zeigen, dass sie Spaß beim Schreiben hatte.
Fazit
Insgesamt ist "Scherbengold" ein ruhiger, sehr harmonischer Roman, der Klischees dezent behandelt und die Figuren gut zur Geltung kommen lässt. Er ist eine gute Wahl für einen Liebesroman, aber ich finde ihn nicht so knallig. Wahrscheinlich, weil er sehr nah an "unserer" Generation ist, fehlen die Kontraste. Der Roman erzeugt ein gutes Gefühl, aber er bleibt nicht so stark im Gedächtnis. Trotz des traurigen Ausgangspunktes ein Feel-good-Roman, den ich gerne empfehle.