Cover des Buches Nach Feierabend (ISBN: 9783832197650)
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Rezension zu Nach Feierabend von Kathrin Spoerr

Über die Menschen, denen wir jeden Tag gegenübersitzen: den Kollegen

von leselea vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Kurze Kapitel über ganz verschiedene Menschen, die doch eins eint: Sie arbeiten im selben Unternehmen.

Rezension

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leseleavor 9 Jahren

In Nach Feierabend stellen die Autorinnen Kathrin Spoerr und Britta Stuff ein interessantes und so mir noch nicht untergekommenes Erzählszenario in den Mittelpunkt: der von allen Arbeitnehmern so geliebte und lang ersehnte Feierabend. Was tun die Menschen, wenn sie die Firma, das Unternehmen, ihr Büro verlassen? Woran denken sie? Mit wem verbringen sie ihre freie Zeit? Was sind ihre Sehnsüchte, geheimen Leidenschaften oder verrückten Hobbies, denen sie Ende des Arbeitstages einnehmen?

Diesen Fragen gehen die Autorinnen in ihrem circa 170 Seiten schmalen Büchlein nach. Jedes Kapitel stellt einen anderen Angestellten in den Mittelpunkt – von der Pförtnerin bis zur Leiterin des Personalbüros, vom Archivleiter bis zum Leiter der Marketingabteilung. Erzählt wird unter anderem von Traum nach einem Bestseller, von einem Besuch im Puff, von der Angst vorm Tod des eigenen Sohnes, von der Einsamkeit der Alleinerziehenden. Die Geschichten sind wie bunte Puzzleteile, wie Mosaikstücke, die ein – wenn auch grobes und bruchstückhaftes – Bild der Firma, ihrer wirtschaftlichen Situation und ihren Angestellten bilden. Die Geschichten berühren sich leicht und stehen doch für sich.

Die einzelnen Kapitel weisen eine klare, prägnante Sprache auf und lassen sich leicht leben. Besonders spannend und reizvoll war für mich zudem der ständige Wechsel der Figurenperspektive, mit dem auch häufig ein Wechsel der Erzählweise einhergeht: Es finden sich Ich- Erzähler und Er-Erzähler, innere Monologe und erlebte Reden; manche Kapitel bestehen aus Traumsequenzen, Nachrichtenverläufen, persönlichen Notizen. Der Roman ist somit auch ein Sammelsurium verschiedenster Erzählweisen und zeigt so die Möglichkeiten auf, wie Geschichten erzählt werden können.

Durch alle Kapitel zieht sich ein melancholischer, fast trauriger Ton: Alle Personen scheinen auf irgendeine Weise einsame zu sein bzw. etwas in ihrem Leben zu vermissen. Liest man das Buch wie ich fast in einem Stück kann dies bisweilen aufs Gemüt drücken: Öfters musste ich innehalten und mich fragen, ob es nur unglückliche Menschen in Deutschlands Unternehmen gibt.

Nach Feierabend ist für mich ein interessant komponierter Roman. Eine Sammlung von leicht miteinander verbundenen Kurzgeschichten, die mir sehr gut gefallen hat – und das, obwohl ich überhaupt kein Fan von Kurzgeschichten bin!

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