Cover des Buches Super, und dir? (ISBN: 9783961010103)
Rezension zu Super, und dir? von Kathrin Weßling

now the drugs don´t work...

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Emotionale Rutschpartie auf der Abwärtsspirale

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren
Einer der stärksten Einstiege per Zitat überhaupt:
The devil whispered in my ear, "You´re not strong enough to withstand the storm."
Today I whispered in the Devil´s ear. "I am the storm."
Take a walk on the wild side: dieses Buch übte eine dermaßen furchtbare Faszination auf mich aus, daß ich es in kürzester Zeit durchgelesen hatte.
Man begleitet die 30-jährige Marlene während ihrer Volontariatszeit.
In Rückblenden erfährt der Leser von Schlüsselerlebnissen ihrer Existenz und beobachtet ihren fortwährenden Kampf gegen das Scheitern in ihren Lebenskrisen.
Damit sie ihren eigenen Ansprüchen und denen anderer gerecht werden kann, muß sie eine übermenschliche Energie aufbringen.
Um das zu bewerkstelligen, greift sie immer öfter zu Drogen. Die Kontrolle über sich und ihr Leben entgleiten ihr dabei immer mehr.
Trotzdem erlaubt sie sich keine Anzeichen von Schwäche.
Als der Druck zu groß wird und nicht mehr kompensiert werden kann, bittet sie Ihren alten Hausarzt, der sie schon als Kind kannte, um Hilfe.
Doch er sieht die Wahrheit und ihre Not nicht. Marlenes jahrelange perfektionierte Inszenierungen lassen es nicht zu, daß er und die ihr Nahestehenden sie als hilfsbedürftig erkennen.
Es wäre leicht, ihr allein die Schuld zu geben. Ich finde, Ihr Umfeld macht es sich zu einfach, trägt entscheidend zur ihrer Talfahrt bei.
Alle sehen und hören nur das, was sie wahrnehmen wollen.
Marlenes nach außen dargestellte Perfektion isoliert sie. Es gelingt ihr nicht, sich aus der Einzelkämpfersituation zu befreien.
Als Leserin empfand ich das unerträglich grausam.
Wieviel hält sie aus? Was muß noch passieren? Wie lange geht das gut? Wie soll das enden? Die letzte Frage wird nicht beantwortet, das Ende ist offen und damit entsetzlich.
Die Zukunft Marlenes kann in alle erdenklichen Richtungen weitergesponnen werden. Aufgrund des offenen Endes habe ich mich der Protagonistin verbunden gefühlt: alleingelassen, perspektivlos.
Das Cover fand ich sehr passend: eine ordenlich gekleidete Frau, liegend auf einer Parkbank. Matt, müde, entkräftet? Und hinter der Bank ein schwarzes Nichts, düster, bedrohlich. Die Bank hält sie, steht zwischen ihr und dem Nichts, eine Art Anker.
Absolut bezeichnend sind für mich zwei Sätze:
"Etwas zu erreichen, auf das man lange gewartet hat, kann schön wie auch furchtbar sein."
"Es ist das Lächeln von jemandem, der selbst noch lacht, wenn das Haus brennt, in dem er steht."
Beide bringen sowohl Marlenes Wesen wie auch das daraus resultierende Dilemma auf den Punkt.
Ihre Geschichte hat mich sehr berührt und war eine einzige emotionale Rutschpartie auf der Abwärtsspirale.
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