Die kanadische Journalistin Kathryn Borel begibt sich mit ihrem Vater auf eine Reise durch die berühmtesten Weinbaugebiete Frankreichs in der Hoffnung sich ihm emotional anzunähern und das Vater-Tochter-Verhältnis zu verbessern, bevor er stirbt.
Die Ich-Erzählerin (und Autorin) verliert sich in sinnlosem Geplänkel über ihr Gefühlsleben. Sie wirkt weinerlich und bedürftig, erbärmlich und im nächsten Moment dominant Aufmerksamkeit fordernd. Hin- und her springend zwischen Zeiten und Ereignissen erfahre ich beim Lesen in Rückblenden Einzelheiten ihrer verflossenen Beziehungen. Auch das Verhältnis zu ihrem Vater ist gespannt und vorbelastet. Kathryn kommt mir sehr ambivalent und wankelmütig vor. Über eine psychische Krankheit als Ursache kann ich nur spekulieren.
Für Wein-Liebhaber und -Kenner ist das Buch sicher eine Freude zu lesen. Für Unwissende (wie mich) findet sich im Anhang ein hilfreiches Glossar. Über die entsprechenden Szenen bei den Weinproben lässt sich ganz gut hinweg-lesen. Besonders schön fand ich auch die farbig illustrierte Route im Einband.
Abgesehen von wenigen unterhaltsamen Szenen war das Lesen dieses Buches für mich eher Anstrengung als Vergnügen. Von einem entspannt-lustigen Reiseroman kann keine Rede sein. Die Protagonisten wirken sehr authentisch in ihrem Verhalten, dadurch allerdings auch sehr unsympathisch. Kathryns Gedankensprünge empfand ich als anstrengend.
Kenntnisse des Französischen sind beim Lesen sicher von Vorteil, vieles wurde glücklicherweise übersetzt. Wobei ich nicht verstehe, warum die Autorin ganze Sätze und Passagen im Originaltext beibehalten hat. Vermutlich zum Zweck der Authentizität. Ich persönlich fand es nur anstrengend und hätte mir oftmals wenigstens eine Fußnote mit Übersetzung gewünscht.
Dass die Autorin auch nach den Weinproben noch Auto fährt, lässt annehmen, dass sie auch alkoholisiert noch schreibt. Unter anderem ein solch verwirrendes Buch...



