Cover des Buches Girl With No Past (ISBN: 9783863961015)
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Rezension zu Girl With No Past von Kathryn Croft

Ein Thriller, der aufwühlt

von Simone_Orlik vor 7 Jahren

Rezension

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Simone_Orlikvor 7 Jahren

Leah ist eine Büchernärrin und arbeitet in einer Bibliothek. Ihre Wohnung ist ein seelenloses Heim und, wie sie selbst beschreibt, ein Loch, in das sie eigentlich niemanden einladen möchte. Denn dann würde man feststellen, dass mit ihr etwas nicht stimmen würde. Denn eigentlich besteht ihr Tag aus einer festgelegten Struktur, von der sie niemals abweicht. Eine Vergangenheit hat sie zwar. Doch sprechen möchte sie mit niemandem darüber. Zu düster scheint sie zu sein.

Doch dann beginnt sich ihr Alltag zu verändern – sie lernt über ein Dating-Portal einen jungen Mann kennen. Ihre Kollegin Maria scheint ihre Freundin werden zu wollen. Und dann ist da noch Ben, den sie über die Bücherei kennenlernt und er ihr ein Freund wird. Eines Abends erhält Leah einen Brief von einem Fremden, der scheinbar alles über sie zu wissen scheint und sie für etwas, das in der dunklen Vergangenheit liegt, bestrafen will. Die Bedrohung verfolgt Leah auf Schritt und Tritt – und mit jedem Mal wird das Szenario etwas bedrohlicher. Ihre Welt beginnt, aus allen Fugen zu wanken.

Die Autorin schreibt die Geschichte rund um Leah als Thriller in der Ich-Perspektive. Das hilft, um einen tiefen Einblick in das zu bekommen, was Leah umtreibt – oder eben auch nicht. Dass sie nicht über ihre Vergangenheit sprechen möchte, baut dabei nicht nur für den Leser die Spannung im Buch auf. Er zeigt auch, was Leah heute für eine völlig verkorkste Person ist und was Ereignisse im Leben aus einem Menschen machen Kathryn Croft können.

Kathryn Croft springt kapitelweise zwischen den Jahren 1999/2000 und 2014. Während 2014 die offensichtliche Gegenwart markiert, führt die andere Epoche den Leser in das Ende der Schulzeit von Leah und ihren Freunden. Ich bin kein großer Fan von zeitlichen Sprüngen. Allerdings sind die Kapitel so gut mit Jahreszahlen markiert, dass man sich trotz allem leicht im Buch zurechtfindet. Und nach einigen Kapiteln weiß man, wie der Roman funktioniert. Die Geschichte beginnt in beiden Epochen langsam und ruhig und Croft schafft es, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart das Bedrohungsszenario immer stärker wirken zu lassen – die Frage, was in der Vergangenheit passierte, bleibt allerdings bis zum Schluss unbeantwortet.

Eine Schwäche des Buches scheint mir, dass man irgendwann weiß, wer der mysteriöse Erpresser in Leahs Leben ist. Zu deutlich sind die Spuren, welche die Autorin legt. Weil aber die Antwort auf das Warum auf sich warten lässt, tut das der Spannung keinen Abbruch. Vielleicht ein Wort zu Leah, der Protagonistin des Buches. Wer sich gerne mit den Hauptfiguren der Romane identifiziert, dem wird das Buch vermutlich nicht gefallen. Denn Leah ist weiß Gott kein Mensch, den man toll finden müsste oder gernhaben sollte. Sie erinnert mich sehr an Rachel, die Hauptfigur in „Girl on the Train“, mit der man auch bis zum Ende nicht warm wird. Ob das, was Leah getan hat und man am Ende des Buches erfährt, nun nachvollziehbar oder grausam ist, sei mal dahingestellt und bleibt jedem überlassen. Düster ist es allemal.

Fazit

Es gibt Thriller, die sind spannend, grausam oder gruselig. „Girl with no past“ ist aber irgendwie anders. Es ist nicht nur düster, sondern ist bedrückend und wühlt auf, hält mich auch nach mehreren Tagen noch im Bann, wo ich nun an dieser Rezension sitze. Ein gutes Indiz bei mir selbst ist immer, wenn ich eine Geschichte nicht mehr aus der Hand legen kann. Und das war in diesem Fall sicher so. Insofern bekommt der Roman von mir eine Leseempfehlung. Wenn man allerdings mehr als subtile Bedrohungsszenarien und viel Blut erwartet, der sollte lieber zu einem anderen Buch greifen.

Der Roman „Girl with no past“ wurde mir als Vorabexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür!



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