Babylon 5 - die einzige Hoffnung auf Frieden; die letzte Hoffnung auf den Sieg.
Diese Sci-Fi-Serie war wohl eines der TV-Highlights der Neunziger Jahre. Anders als bei Star Trek - hier herrschte auf der Erde bekanntermaßen Friede, Freude, Eierkuchen - orientierte sich JMS (Joseph Michael Straczynski, Schöpfer des Bab5-Universums) mehr an den gegenwärtigen politischen und soziologischen Gegebenheiten. Geld, persönliche Macht, Ruhm sind auch weiterhin die treibenden Kräfte hinter den Aktionen vieler Menschen und Außerirdischer. Intrigen, Geheimorganisationen und Großkonzerne, JMS hat keine Utopie geschaffen, sondern lediglich das Spielfeld der Gegenwart vergrößert.
Hinzugefügt hat er einen epischen Kampf: den zwischen Gut und Böse, Licht und Dunkelheit, Ordnung und Chaos. Die Vorlonen und die Schatten sind in Bab5 quasi Verkörperungen von Yin und Yang und die Macher der Serie stellen diese Dualität so gut dar, wie es in kaum einer anderen Serie gelungen ist. Nicht pauschal gut oder schlecht, sondern eine Möglichkeit, ein Weg, eine Form der Entscheidung. Man merkt das philosophische Potential der Serie.
In dieses Universum eingebettet sind diverse Romane; so wie dieser von Kathryn M. Drennan. In der Bab5-Chronologie befinden wir uns in einem Zeitraum zwischen dem Beginn der zweiten Staffel (das Jahr 2259) und der Mitte der dritten Staffel (Mitte 2260). Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Markus Cole, der sich daran erinnert, was in Prolog und Epilog deutlich wird.
Kurz nach dem Tod von Präsident Santiago wird Jeffrey Sinclair von Babylon 5 abkommandiert. Man ernennt ihn zum ersten Botschafter der Menschen auf Minbar. Ein ungewöhnlicher Schritt, doch eine logische Konsequenz, wie sich später zeigen wird. Auf Minbar angekommen, muss sich Sinclair vor dem Grauen Rat und vor allem vor der Kriegerkaste behaupten. Es gelingt ihm durch eine eindrucksvolle Rede und er wird nicht nur Botschafter sondern auch Ranger Eins, Anführer der Rangers oder Anla'Shok, wie sie auf Minbar heißen. Er rekrutiert Menschen und Minbari, um sie auf den kommenden Kampf gegen die Schatten vorzubereiten. Zu ihnen gehören auch Markus Cole, der in die Fußstapfen seines verstorbenen Bruders tritt und Catherine Sakkai, die Lebensgefährtin von Sinclair. Da den Schatten langsam bewusst wird, was auf die zukommt und welchen Verlauf die Ereignisse nehmen, sind sie bestrebt alle Bemühungen der Rangers und ihrer Verbündeten zu sabotieren und zu manipulieren.
Drennans Roman ist ein kleiner Geniestreich. Sicherlich, er ist nur im englischen Original erhältlich, das tut dem Lesespaß keinen Abbruch. Wer des Englischen mächtig ist, kommt sehr schnell in die Geschichte hinein, die geschriebene Sprache ist einfach und verständlich.
Für Bab5-Fans ist der Roman ein absolutes Muss. Gekonnt fügt die Autorin die Erzählung in den vorhandenen Zeitrahmen der Sci-Fi-Serie ein und zeichnet eine vollständigeres Bild der Geschehnisse des Haupterzählstrangs. Es werden kleinere und größere Geheimnisse gelüftet, die sich beim Schauen der Serie nicht unbedingt erschlossen haben. Des Weiteren sind die Beschreibungen der Minbari-Heimatwelt wunderbar gelungen, man kann sich den Planeten noch besser vorstellen.
Wie gesagt; ein Muss für alle Bab5-Begeisterten. Aber auch jene, die die Serie nur bedingt oder gar nicht kennen, können sich bei diesem Roman auf ein spannend erzähltes Stück Sci-Fi-Abenteuer freuen, dass vermutlich dazu führt, sich die Serie doch noch intensiv zu Gemüte zu führen
©Christian Hesse Juli 2012