Rezension zu "Avalon" von Kathy Jones
Kathy Jones zeichnet ihre eigene Synkrese auf:
Aus Avalon generiert sie eine Göttin Nolava, trotz polytheistischer Göttinnen-Darstellung zitiert sie das missverstandene "Alle Göttinnen sind eine Göttin" - als könnten wir Ihnen Individualität absprechen, und das Jahresrad verschwenkt sie überwiegend um 45 Grad nach rechts, wodurch sie sich eher dem Sonnen- als dem göttin-bezogenen Mondjahresrad annähert, und dem Element Wasser ordnet sie die Farbe blau statt silber/weiß zu (schauen sie sich Fotografien eines Wasserfalls an und bei klarem Himmel nach oben in die Luft).
Das alles ist ihr gutes Recht.
Mich allein vermochte es nicht zu überzeugen.
Nach anfänglicher Begeisterung über die Darstellung von Erlebnissen und Erfahrungen auf dem Wege zur Göttin, die mir alle so oder ganz ähnlich widerfahren sind, gewann ich Skepsis ihren Darstellungen gegenüber, und als die Verneigung vor dem Zeitgeist erfolgte - "weiße Männer ruinieren die Welt" - (hoppla, wie viele Kinder haben die denn durchschnittlich? 20 oder eher eins?) - und "nur verletzte Frauen beteiligten sich an der Herstellung von Pornographie" (das ist nun keine Sache des Glaubens mehr, ich weiß es besser, und zwar persönlich und von klugen Frauen, die nicht hinter der Aldi-Kasse sitzen müssen) hörte ich mit großem Bedauern auf, weiterzulesen.
Ich habe den Verdacht, dass Kathy Jones ihre Fantasie über die Überlieferungen und auch über dialektische Grundsätze stellt und sich, trotz ihrer unbestreitbaren Hingabe zur Großen Göttin, nicht ganz von Grundsätzen (m.E. verlogener und lebensfeindlicher) christlicher und patriarchalischer Moral und den Lebenslügen der Gesellschaft und des aktuell "politisch Korrekten" hat lösen können.
Eins sei unbestritten: Sie meint es gut und ist gewiss eine Idealistin.